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0597 - Leichen-Ladies

0597 - Leichen-Ladies

Titel: 0597 - Leichen-Ladies
Autoren: Jason Dark
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den Abendstunden. Was darf ich Ihnen bringen?«
    »Ein Wasser bitte.«
    »Mit Wein.«
    Jane lachte. »Nein, bitte nicht. Alles ohne. Bei diesem Wetter ist Alkohol Gift für mich.«
    »Da haben Sie recht.«
    Jane bekam die Flasche Wasser und ein Glas serviert. »Bitte, setzen Sie sich zu mir, Madame. Darf ich Ihnen auch etwas bestellen?«
    »Ach, ich habe gerade einen Tee getrunken.«
    »Das ist sicher gut bei dem Wetter.«
    Die korpulente Frau ließ sich auf dem Stuhl nieder. Sie hatte ein noch junges, faltenloses Gesicht und dunkle, liebe Augen. Der Mund war breit, die Lippen leuchteten voll und rot.
    Mit einem Taschentuch aus Spitze wischte sie Schweißperlen von der Stirn und schaute zu, wie Jane trank. »Sie kommen nicht von hier. Sind Sie aus England?«
    »Ja, London.«
    »Die Stadt kenne ich. Vor einigen Jahren war ich mal für eine Woche dort. Viel zu kurz.«
    »Das glaube ich Ihnen gern.«
    Sie lehnte sich zurück und faltete die Hände. »Ich fühle mich eben hier wohler.«
    Jane schaute sich um. »Ja, es ist auch schön. Man kann sich wunderbar erholen. Die Einsamkeit macht Ihnen nichts?«
    »Nein.« Madame lachte. »Was heißt hier einsam? Es ist nicht einsam hier. Am Abend haben wir Hochbetrieb. Die Leute kommen sogar von Brügge und feiern bis in die Nacht hinein.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Auch mir hat man von der Mühle berichtet. Ich wollte sie mir unbedingt ansehen, wissen Sie? Ich bin in Belgien unterwegs.«
    »Nur so?«
    »Eigentlich nicht. Ich möchte Ihr Land kennenlernen und mir einige historische Stätten anschauen.«
    »Damit sind wir reichlich gesegnet.« Sie räusperte sich. »Geht es dabei um etwas Bestimmtes?«
    Jane hatte beschlossen, die Wahrheit zu sagen. »Ja, mich interessieren die alten Beginenhöfe.«
    »Oh.«
    »Wieso?« lachte die Detektivin. »Ist das schlimm?«
    »Nein, ganz und gar nicht.« Die Frau malte Kreise auf den Tisch.
    »Die Beginenhöfe sind ja ›in‹. Man hat sie wiederentdeckt. Es sind die alten Refugien, in die sich Menschen zurückziehen, wenn sie ihre Ruhe haben wollen. Es gibt einige von ihnen hier im Land.«
    »Auch in der Nähe, wie ich hörte.«
    »Ja, das stimmt. Nicht weit von hier finden Sie einen der Beginenhöfe.«
    »Da möchte ich hin.«
    Die Wirtin oder Müllerin räusperte sich. »Ich möchte mich nicht in Ihre Reiseroute einmischen, aber ich halte es nicht für gut, wenn Sie den Hof besuchen.«
    »Was ist der Grund?«
    »Ganz einfach. Es gibt größere, schönere und auch bessere. Mehr ist dazu nicht zu sagen.«
    »Ist der Hof hier in der Nähe verlassen?«
    »Das nicht. Es leben nach wie vor Menschen dort. Da haben sich Frauen zusammengefunden. Trotzdem ist es irgendwie komisch. Die anderen Höfe sind, wie ich hörte, besser in Schuß. Ich war mal in dem von Ihnen erwähnten und kann nicht gerade sagen, daß er mir gefallen hat. Er liegt einsam, man hat nichts daran getan, verstehen Sie? Okay, er ist renoviert worden, aber mehr auch nicht.«
    »Sie reden etwas in Rätseln.«
    »Ja, stimmt.« Die Frau lächelte. »Wie dem auch sei. Fahren Sie hin und machen Sie sich selbst ein Bild.«
    Jane bestellte noch eine Flasche Wasser. »Können Sie mir sagen, wie viele Personen sich dort aufhalten?«
    »Leider nein. Ich war, wie gesagt, einmal da. Mehrere Frauen habe ich dort nicht gesehen. Es hielt sich alles in Grenzen.«
    »Leer steht er nicht?«
    »Genau.«
    »Nun ja, ich werde ihn trotzdem näher unter die Lupe nehmen. Wissen Sie, ich arbeite für eine Frauenzeitschrift, die auch den Zeitgeist wiedergibt. Die Beginenhöfe gehörten inzwischen dazu. Ich finde, daß sie eine tolle Einrichtung sind.«
    »Ja, das ist möglich. Sie müssen es wissen.«
    »Wie lange fahre ich?«
    »Vielleicht eine halbe Stunde durch die unberührte Landschaft. Sie müssen etwas nach Norden fahren. Da kommen Sie in ein Gebiet der kleinen Teiche und Seen. Dort steht auch der Hof. Sie dürfen ihn sich nicht vorstellen wie ein Wüstenfort, nein, er ist umgrünt. Es gibt dort genügend Wasser. Er ist eigentlich ideal in das Gelände eingebettet. Hohe Bäume spenden Schatten. Sie werden sich an dem frischen Grün der Laubbäume erfreuen können, die auf dem Grundstück stehen, das wiederum von saftigen Wiesen umgeben ist. Ein schöner Flecken Erde. Ich besäße es gern, denn dort würde ich ein romantisches Hotel hinsetzen.«
    Jane lächelte. »Das wäre sicherlich eine Marktlücke. So etwas findet man nicht oft.«
    »Da sagen Sie etwas.«
    »Und ich fahre ungefähr eine
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