Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0596 - Geheimprojekt X

0596 - Geheimprojekt X

Titel: 0596 - Geheimprojekt X
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
vermutlich sogar noch schneller. Schauen Sie sich Jon Thorndyke an. Sein Verfall schreitet so rapide voran, daß…«
    »Doc«, sagte Zamorra scharf. Er trat vor Berengas Schreibtisch, stützte sich mit den Fäusten auf und beugte sich zu dem genialen Mediziner vor. »Müssen wir das alles vor Jons Augen und Ohren in aller epischen Breite durchdiskutieren? Fehlt Ihnen neuerdings jedes menschliche Feingefühl?«
    Jon Thorndyke, den die Talosianer ›Prophet‹ genannt hatten, mischte sich ein.
    »Zamorra, ich weiß doch, wie es um mich steht und daß keine ärztliche Kunst mir mehr helfen kann. Warum soll dann hinter meinem Rücken über mich gesprochen werden? Ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, was passiert! Ich hatte gedacht, als einziger immun zu sein, aber das war ein Irrtum! Bei mir ist das, was alle anderen zum Sterben verurteilt hat, eben nur etwas später ausgebrochen! Alle bisherigen Theorien sind eben falsch!«
    Zamorra drehte den Kopf und sah den Jungen an.
    »Dann soll ich Doc Berenga also keinen Tritt in den anatomischen Südpol verpassen, damit er sich daran erinnert, während seines Studiums auch mal was von Psychologie gehört zu haben?«
    »Nome tut alles, was er kann, für mich und die anderen. Weißt du, Zamorra, wie lange er schon nicht mehr richtig geschlafen hat? Laß ihn in Ruhe, okay? Für die Meeghs und für mich ist schon in ein paar Tagen oder Wochen alles vorbei. Und es will auch keiner von uns nach Talos zurück. Was sollen wir dort noch?«
    »Aber es muß doch einen Grund geben, weshalb ihr jetzt plötzlich ebenfalls dem Verfall unterliegt«, grübelte Nicole.
    Sie ließ sich in einen freien Sessel fallen.
    Merkwürdig still verhielten sich Ted Ewigk und Carlotta. Keiner von ihnen hatte bisher auch nur einen Ton gesagt. Sie beobachteten nur und hörten zu.
    »Was ist mit den anderen Talosianern?« fragte Tendyke jetzt.
    »Die Meeghs?« sagte Berenga und nannte sie damit beim Namen, denn die Spinnenwesen, die als Gestrandete in Talos heimisch geworden waren, wurden von allen anderen als ›Talosianer‹ bezeichnet, obgleich sie keine Menschen waren. Aber von den Menschen war überhaupt nur der ›Prophet‹ zur Erde gekommen. »Am besten von allen geht es noch Ghaagch. Ihn habe ich ein wenig stabilisieren können, aber er war ja auch noch wesentlich gesünder als seine Artgenossen, als sie alle hierher gebracht wurden. Die anderen sterben langsam vor sich hin.«
    Er erhob sich und trat zum Fenster.
    Minutenlang sah er stumm über die Häuser des ausgedehnten Stadt-Molochs hinweg, der durch den Rio Grande in die texanische Hälfte El Paso und die mexikanische Hälfte Ciudad Juarez gespalten wurde.
    Dann wandte sich Berenga um und sah Zamorra durchdringend an.
    »Glauben Sie, es macht mir Spaß, Patienten sterben zu sehen?«
    »Sicher nicht«, erwiderte Zamorra leise. »Sonst hätten Sie Ihren Beruf verfehlt.«
    »Was ist mit dem Raumschiff?« warf Nicole ein. »Könnte es nicht sein, daß es so etwas wie eine Rest-Aura von Talos mitgebracht hat? Ich meine, wenn wir die Talosianer an Bord des Spiders zurückbringen - vielleicht ist es diese Umgebung, die ihnen fehlt. Etwas, das vielleicht von Talos stammt und das sie dringend und unverzichtbar brauchen.«
    »Wie meinen Sie das?« fragte Berenga stirnrunzelnd.
    »Vielleicht hat der Meegh-Spider irgendein Potential, ein Lebensenergie-Niveau oder was auch immer, von Talos mitgebracht, das den Talosianern jetzt fehlt und sie hier, weit entfernt von ihrem Raumschiff, zum Sterben verurteilt! Sehen Sie, Doc, das ist wie mit falsch herum drehenden Eiweiß-Molekülen. Die können wir essen, glauben auch davon satt zu werden… und verhungern trotzdem vor vollen Tellern, weil unsere Enzyme nicht richtig passen und sie nicht umwandeln können!«
    »Haben wir auch schon überlegt«, mischte sich jetzt endlich Ted Ewigk ein.
    »Und?«
    »Die drei Meeghs, die sich unter ärztlicher Kontrolle wieder im Raumschiff befinden, zeigen die gleichen Symptome wie die, die wir hier beherbergen. Sie sterben einfach.«
    »Verdammt«, murmelte Nicole.
    Es war verrückt.
    Vor Jahren noch waren die Meeghs Todfeinde der Menschheit gewesen. Diese mörderischen Kreaturen hatten Tod und Wahnsinn gebracht, und es hatte so ausgesehen, als gäbe es nicht die geringsten Gemeinsamkeiten. Man hatte sich bis aufs-Blut bekämpft, wo man aufeinander traf.
    Irgendwann war diese nichtmenschliche Rasse ausgelöscht worden. Einfach vernichtet.
    Daß es noch Überlebende gab, hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher