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0595 - Radio-Grauen

0595 - Radio-Grauen

Titel: 0595 - Radio-Grauen
Autoren: Jason Dark
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möglich.«
    »Geist ist Wellen, sind Frequenzen, ebenso wie die Wellen eines Senders. Es kann sein, daß sich da etwas überlagert hat und die Toten ihre Botschaft aussenden.«
    Suko wollte mir nicht folgen. »Ich glaube, da verwechselst du etwas. Wir haben uns die vier Todesfälle angesehen. Man hat die Stimme von einem Tonband abspielen lassen.«
    »Richtig, aber auch sie muß aufgenommen worden sein. Ich sage dir, Suko, dieser Max Schreiber ist in diesem Fall das hüpfende Komma.«
    »Du meinst sicherlich den springenden Punkt?«
    »So ähnlich.«
    »Dann hin zu ihm!«
    »Falls er wieder zu Hause ist.«
    Uns blieb nichts anderes übrig, als dem schmalen Pfad in die Tiefe zu folgen. Ich schaute noch einmal zu den Mauern des Klosters zurück, wo sich nichts tat. Kein Mönch stand am Fenster und blickte uns nach. Man schien uns bereits vergessen zu haben.
    Die Stille des Waldes schluckte uns. Wir freuten uns darüber, daß überhaupt noch Bäume wuchsen, so etwas war in dieser Zeit nicht mehr so selbstverständlich.
    Kiefern, Birken, Fichten, hohes Buschwerk, Wurzeln, die sich mit großer Kraft aus dem Boden geschoben hatten und Stolperfallen bildeten, markierten den Weg. Der Himmel zeigte eine Mischung aus Blau und Weiß. Weiß die Wolken, blau die Fläche. Dazwischen stand die Scheibe der Sonne, die ihre nicht zu heißen Strahlen in die Tiefe schickte.
    Niemand begegnete uns. Die Menschen blieben im Ort, denn das Kloster war ihnen suspekt. Sie lehnten nicht alles Fremde ab, standen ihm jedoch mißtrauisch gegenüber.
    Es machte Spaß, über den weichen Boden zu wandern, auch wenn die Kurven manchmal sehr eng waren und der Pfad handtuchschmal wurde. Dafür bewegten wir uns durch eine gesunde Luft.
    Nach gut einer Viertelstunde hatten wir es geschafft. Eine große Wiese, auf der hohes Gras wogte, lag vor uns.
    Dahinter sahen wir die Häuser an der Peripherie des Ortes.
    Sukos BMW parkte noch dort, wo wir ihn verlassen hatten. Der Wind hatte Gras über das Dach geweht, das Suko mit einigen Handbewegungen entfernte.
    Wir setzten uns nach vorn. »Wohin?« fragte ich, als Suko gestartet war und ich die Scheibe nach unten fahren ließ. »Zum Friedhof oder zu diesem Max Schreiber?«
    »Erst mal zu ihm.«
    »Okay.«
    Der Weg war uns bekannt. Schon bald erreichten wir den kleinen, irgendwie schweigenden Ort. Daß uns niemand begegnete, konnte auch daran liegen, daß Mittagszeit war. Es gab keine Ampel in Carstairs. Die Seitenstraßen waren sehr schmal und manchmal auch bogenförmig angelegt worden.
    In eine dieser Straßen mußten wir einbiegen, um zu Max Schreibers Wohnung zu gelangen.
    Er lebte als Mieter bei einer älteren Witwe, deren Gesicht als Abdruck hinter einer von Efeu umringten Fensterscheibe schimmerte, als wir anhielten.
    »Aha«, sagte Suko, »wir sind schon entdeckt.«
    Auch der schmale Eingang war fast zugewuchert. Die Pflanzen hatten regelrechte Girlanden gebildet, deren Blätter in einem satten Grün über die Ränder hinweghingen.
    Die stabile Haustür wurde uns geöffnet, bevor wir klingeln konnten. Wie immer trug die Witwe ein dunkles Kopftuch. Zwei kleine, mißtrauische Augen schauten uns an. Der Mund wirkte verkniffen.
    »Was wollen Sie?«
    »Mit Mr. Schreiber reden.«
    »Der ist nicht da.«
    »Wann kommt er zurück?« erkundigte ich mich.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Okay, aber Sie wissen doch sicherlich, wo er hingegangen ist – oder nicht?«
    »Nein.«
    »Ich bitte Sie. Eine Sendung hat er nicht, erst am Abend. Wo könnte er sein? Einer Frau wie Ihnen entgeht doch nicht, wenn jemand das Haus verläßt.«
    Vor der Antwort zuckten ihre Lippen. »Ja, ich weiß, wo er sich aufhält. Er macht einen Besuch.«
    »Wie schön, bei wem?«
    Sie fing an, schrill zu kichern. »Sie glauben doch nicht, daß ich Ihnen das sage?«
    »Sollen wir dienstlich werden.«
    »Ach so, ja, Sie sind Polizisten. Gut, dann will ich es Ihnen sagen. Er besucht den Friedhof, denn er will mit den Toten sprechen. Haben Sie gehört? Mit den Toten, die in den Gräbern liegen! Er will angeblich ihre Stimmen hören. Zuerst die Zuhörer auf den Arm nehmen wollen und dann womöglich selbst daran glauben. So ein Idiot! – Pardon, war nur meine persönliche Meinung.«
    »Ist es der Friedhof von Carstairs?«
    »Klar.«
    »Dann wissen wir Bescheid – danke.«
    Sie hämmerte die Tür so hart zu, daß es uns fast wie ein Pistolenschuß in den Ohren knallte und wir zusammenzuckten.
    »Nicht sehr freundlich, die Tante«, meinte Suko.
    Ich hob
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