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0595 - Der Werwolf-Dämon

0595 - Der Werwolf-Dämon

Titel: 0595 - Der Werwolf-Dämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Haus oder auf dem Grundstück eingesperrt, um Wache zu halten, statt jetzt auf Hasenjagd zu gehen.
    Trotzdem passierte es manchmal, daß einer ausbüchste und in der Dunkelheit herumstrolchte.
    Das war hier offenbar der Fall.
    Nach den Prügeln, die er von Alexander bezogen hatte, war Jean nicht unbedingt scharf darauf, jetzt auch noch von einem dieser Biester angefallen zu werden.
    Er sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, falls sich ihm das Tier noch weiter näherte. Aber vermutlich blieb ihm dann nichts anderes übrig, als einen der knorrigen schwarzen Bäume zu erklettern.
    Seine Bilder fielen ihm wieder ein, die er als Kind gemalt hatte. Bilder von Menschen, die in der Umschlingung der winterkahlen Zweige und Äste gefangen waren und einen grausigen Tod erlitten.
    Gegen das Vollmondlicht am Nachthimmel zeichneten sich diese Äste und Zweige als bizarres Netzgewebe ab. Erst in ein paar Wochen würden sich wieder Knospen bilden und danach die ersten Blätter sprießen, um diesen verdammten Bäumen etwas von ihrer herben Bedrohlichkeit zu nehmen.
    Der Nebel lag zu tief, um die hölzernen Fangarme zu verhüllen. Und Jean fühlte sich mehr als unwohl bei der Vorstellung, auf einen dieser Bäume flüchten zu müssen.
    Er ging weiter, rascher als zuvor.
    Der Köter heulte kein drittes Mal. Aber als Jean wieder stehenblieb, um zu lauschen, hörte er nicht weit entfernt erneut das Rascheln in den welken, vom Herbst übriggebliebenen Laub, das den Waldboden bedeckte.
    Und plötzlich - war alles wieder still…
    Jean erschauerte. Er ging hastig weiter, stoppte erneut.
    Wieder das Rascheln, viel näher als zuvor, und wieder brach es ab, kaum daß er stehengeblieben war.
    Konnte das sein? Daß der Hund merkte, daß Jean auf die Geräusche achtete, die er beim Laufen verursachte? Und daß er sich, immer ein paar Sekunden zu spät, still verhielt, um die Verfolgung erst wieder aufzunehmen, wenn Jean weiterging und nicht mehr lauschte?
    Aber so ein Handeln setzte zielgerichtetes Denkvermögen voraus, und das traute Jean einem normalen Hund nicht zu.
    Wer war dann hinter ihm her?
    Jean begann zu rennen. Beinahe wäre er über eine Baumwurzel gestürzt, die halb aus dem Boden ragte, und während er seinen strauchelnden Körper abfing, glaubte er Äste zu sehen, die sich bewegten und sich nach ihm reckten.
    »Verdammt!« keuchte er.
    Er erreichte den Waldrand.
    Und da, mitten im Nebel, saß der Hund!
    Sah aus rötlich glühenden Augen Jean Bouix an, der abrupt stoppte.
    Das war kein Hund.
    Das war - ein Wolf!
    Jean fuhr herum, wollte zum nächsten Baum rennen, um nach oben zu flüchten.
    Etwas war schneller, traf ihn mit furchtbarem Schwung im Rücken, schleuderte ihn gegen die borkige Rinde.
    Und dann war alles nur noch rot und heiß und hechelndes Knurren…
    ***
    »Nummer drei«, sagte Jeannot Marais. »Das ist doch kein Zufall mehr, oder?«
    Kriminal-Inspektor Perrot zuckte mit den Schultern. »Sicher nicht. Der Wolf hat sich hier sein Revier eingerichtet.«
    »Sie glauben immer noch an einen Wolf?«
    »So, wie die Opfer zugerichtet waren, Jeannot?«
    »Es könnte ja auch ein großer Hund sein. In dieser Gegend hat doch jeder Bauer so ein Viech auf dem Gehöft rumlaufen.«
    Perrot schüttelte den Kopf. »Glaub' ich nicht. Wenn so ein Tier erst mal einen Menschen ängefallen hat, ist alles vorbei. Dann wird es wild und unberechenbar, dann gehorcht es seinem Herrn nicht mehr. Und dann hätte es einen dritten Toten auch nicht mehr gegeben, weil der Besitzer das Tier erschossen hätte. Glauben Sie mir, Jeannot. Ich kenne diesen Menschenschlag. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Ein Hund war das nicht. Die Zeitabstände sind auch zu groß.«
    »Chef, nicht jeden Tag stolpert irgendein betrunkener Dorftrottel durch den Wald, um sich als Beute regelrecht anzubieten.«
    »Eben. Ein durchgedrehter Hund würde deshalb auch bei Tage Menschen anfallen. Aber alle drei Fälle haben sich in den Nachtstunden zugetragen. Und einer pro Monat - nein, Jeannot, das paßt nicht zu einem Hund. Die Leute lassen hier zwar hin und wieder mal einen Köter frei laufen, aber sie können mit ihren Tieren umgehen.«
    »Und wo soll Rotkäppchens Todfeind herkommen?«
    »Vielleicht ist er aus einem Zoo ausgebrochen«, vermutete Perrot. »Oder aus einem Privathaushalt. Es soll auch in unserer grande nation hier und da ein paar Verrückte geben, die sich Krokodile, Raubkatzen und Riesenschlangen halten. Warum also nicht auch einen Wolf? Stellen Sie mal
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