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0590 - Ritter Tod

0590 - Ritter Tod

Titel: 0590 - Ritter Tod
Autoren: Jason Dark
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London Dungeon gesucht? Weshalb besuchten Sie den Folterkeller? Da gab es unserer Meinung nach keinen Grund.«
    »Ich musste an die Stätte meines größten Triumphes zurückkehren.«
    »Wo waren Sie vorher?«
    Schweigen. Er schloss demonstrativ den Mund. Wir sahen noch, wie er die Lippen besonders fest zusammenpresste, ein Zeichen, dass er nichts mehr sagen wollte.
    »Le Grand muss tot sein, Mister, sonst hätte man ihn nicht aus Wachs nachgebaut und ausgestellt. Wir können Ihnen einfach nicht glauben, dass Sie der Henker sind,«
    »Ich bin Le Grand!« Er antwortete stereotyp. »Ich bin Le Grand, ich habe meine Aufgaben zu erledigen.«
    »Wer gab Ihnen das Schwert?« fragte ich.
    »Der König.«
    »Und weiter?«
    »Ich musste sie töten!«
    »Was werden Sie jetzt machen?«
    »Auf den König warten, denn er wird mich wieder befreien, das ist sicher.«
    Ich runzelte die Stirn. »Können Sie uns den König beschreiben? Wie sieht er aus?«
    »Er ist ein stattlicher Herrscher.« Mehr sagte er nicht. Er wollte einfach nicht reden.
    So kamen wir nicht weiter. Zwischen uns und diesem Menschen bestand eine Barriere, die nicht zu überwinden war. Dieser Knabe war eine harte Nuss.
    Auch Suko dachte nach. Ich sah es an seinem Blick, und wir fragten uns, welche Möglichkeiten blieben.
    »Ob wir ihn unter Hypnose setzen sollen?« murmelte ich.
    »Wäre vielleicht eine Lösung.«
    Auch wenn uns Le Grand gehört hatte, gab er durch nichts zu erkennen, was er davon hielt. Er blieb stumm wie ein Fisch. Seinen Blick richtete er auf die Tür.
    Ich wollte zu einer weiteren Frage ansetzen, als das Telefon schnarrte. Der Apparat stand ebenfalls auf dem Schreibtisch und hatte nur einen Hausanschluss. Suko hob ab. Er lauschte und schüttelte dabei den Kopf, als hätte er eine Nachricht erhalten, die er einfach nicht fassen konnte. »Und Sie sind sicher?«
    Das »Ja, Sir« hörte selbst ich.
    »Gut, dann werde ich kommen.« Der Inspektor legte auf.
    »Was ist denn passiert?«
    Suko lachte mich an. »Das wirst du kaum für möglich halten. Ich muss zum Piccadilly. Da ist jemand aufgetaucht, der hält sich für Napoleon. Er steht vor der Eros-Statue.«
    »Und jetzt?«
    »Verhaftet haben sie ihn noch nicht. Sie halten ihn für einen Irren.« Suko warf dem Henker einen Blick zu. »Aber wenn ich ihn so sehe, dann habe ich das Gefühl, dass er und dieser andere, der Napoleon, möglicherweise erst der Anfang sind. Ich werde hinfahren und mir den neuen Irren einmal ansehen.«
    »Tu das.«
    Mein Freund stand auf. »Du kümmerst dich um ihn?«
    Ich nickte.
    »Viel Erfolg.« Suko schlug mir noch auf die Schulter, bevor er sich auf die Socken machte. Die Tür war nicht verschlossen worden, wir konnten sie von innen öffnen.
    Zurück blieben der Henker und ich. Zwar fühlte ich mich nicht gerade wohl, dennoch hatte ich keine Furcht vor ihm, auch wenn er mehr den Eindruck eines Zombies machte als den eines Menschen.
    Erst der Henker, dann dieser Napoleon. Es hörte sich witzig an, doch ich sah das anders. Nein, das konnte kein Witz sein, und ich wollte auch nicht an einen Zufall glauben. Dahinter steckte Methode.
    Le Grand redete noch immer nicht. Mir war vorhin der Gedanke gekommen, ihn hypnotisieren zu lassen, doch dazu brauchte ich sein Einverständnis. »Hören Sie zu, Mr. Le Grand. So wie jetzt kommen wir nicht weiter. Ich muss herausfinden, was mit Ihnen los ist und wo Sie die letzten Tage oder Wochen verbracht haben. Ist das klar?«
    Er rührte sich nicht.
    »Dann weiter. Sind Sie damit einverstanden, dass wir Sie durch einen Fachmann hypnotisieren lassen?«
    »Wie bitte?«
    »Hypnotisieren, Mister.«
    »Ich bin der Henker.«
    »Alles klar, das bestreitet auch niemand. Dennoch möchte ich gern sehen, was hinter dieser Fassade steckt.«
    »Ich werde meine Pflicht erfüllen.«
    »Welche Pflicht?«
    »Ich werde töten. Ich muss meiner Aufgabe nachkommen, die man mir gestellt hat!«
    »Wen wollen Sie noch töten?«
    »Alle. Ich werde mir alle vornehmen und vernichten, denn ich bin der Henker.«
    »Gut, das wissen wir mittlerweile. Die Zeit ist nicht stehen geblieben. Die Revolution liegt zweihundert Jahre hinter uns. Henker sind out. Sie können nicht mit einem Schwert durch London laufen und dabei durchdrehen. Das geht nicht.«
    »Ich muss töten.«
    »Himmel noch mal, wenn ich Ihnen sage…« Ich stoppte, weil ich mich nicht aufregen wollte, außerdem war mir eine andere Idee gekommen. Bisher waren Suko und ich eigentlich davon ausgegangen, dass
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