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0590 - Ritter Tod

0590 - Ritter Tod

Titel: 0590 - Ritter Tod
Autoren: Jason Dark
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der vorstehenden Erkerfenster schraubte sich eine Gestalt in die Höhe, die sich mit einem gewaltigen Sprung auf das Fenster warf.
    Es waren keine echten Scheiben, die da zerplatzten, uns wirbelten die Krümel einer durchsichtigen Plastikmasse entgegen, aber die Gestalt des Henkers war nicht künstlich.
    Und die blutbefleckte Waffe ebenfalls nicht…
    Der Henker drosch sofort zu.
    Mein Gott, der war schnell wie ein Blitz. Suko und ich durften nicht langsamer sein. Der Inspektor flog nach rechts zur Seite, ich schnellte nach links.
    Beide landeten wir auf den Schultern. Die Klinge traf genau in die Lücke zwischen uns.
    Der Henker gab einen wütenden Schrei ab, weil er uns beim erstenmal nicht erwischt hatte. Er fuhr sofort herum, schwang sein Schwert wie eine Sense, so dass wir das Pfeifen hörten, als es durch die Luft und auch über unsere Köpfe hinwegpfiff.
    Wir hätten beide schießen können, ließen aber unsere Waffen stecken. Diesen Kerl mussten wir lebend schnappen, denn wir glaubten beide nicht, dass es sich bei ihm um ein dämonisches Wesen handelte. Der Henker sah mir tatsächlich so aus wie jemand, der sich verkleidet hatte.
    Er trug die gleiche Kleidung wie die Gestalt aus Wachs. Nur vom Körperbau her unterschied er sich etwas von dem anderen. Dieser hier war schmaler in den Schultern und auch nicht mit den mächtigen Muskelpaketen bepackt. Dennoch ein durchtrainierter Bursche, geschmeidig wie eine Katze, der auch gegen zwei und noch mehr Gegner eine Chance gehabt hätte.
    Suko und ich mussten uns vorsehen. Dass dieser Kerl sein Schwert nicht zum Spaß trug, hatte er hinlänglich bewiesen.
    »Ich bin Le Grand!« keuchte er. »Ich bin Le Grand, der Henker Seiner Majestät.« Er wuchtete seine Waffe herum und hämmerte sie schräg gegen mich. Mitten in der Bewegung stoppte er. Suko war es leid gewesen. Er wollte keine Verletzungen riskieren, und er rief nur ein Wort.
    »Topar!«
    Weder der Henker noch ich konnten uns in den folgenden fünf Sekunden bewegen. Der einzige, der dies locker schaffte, war Suko, der Träger des Stabs. Er hatte Mühe, dem Henker das Schwert aus der Faust zu drehen.
    Zwei Herzschläge später bewegten wir uns wieder. Diesmal jedoch raste nicht die Klinge auf mich zu, sondern nur die Faust. Sie wischte vorbei.
    Ich konterte augenblicklich und traf den Henker mit einem Fausthieb unter dem Kinn. Er wurde durchgeschüttelt. Sein Blick nahm einen glasigen Ausdruck an. Hätte es tatsächlich gebrannt, wäre er in das Feuer gestürzt, so aber durchbrach er nur die Fensterscheibe und blieb zwischen den künstlichen und gemalten Flammen liegen.
    Ausgeknockt hatte ich ihn nicht. Er kam rasch aus eigener Kraft wieder hoch. Da schnappte ihn sich Suko am Kragen, zerrte ihn weiter und legte ihm die Handschellen an. Auf dem Rücken blieb der Knabe liegen. Er sprach nicht, er tat nichts, er starrte uns nur an.
    Suko nahm ihm die Maske ab, sie saß eng auf der Haut. Der Kerl protestierte, doch mein Freund kannte kein Pardon. »So, mein Lieber, das hätten wir. Jetzt brauchen Sie uns nur noch zu sagen, wer Sie eigentlich sind. Raus mit der Sprache!«
    Er spie aus.
    Papiere trug er bestimmt nicht bei sich. Es wäre sinnlos gewesen, ihn zu durchsuchen. Suko wuchtete ihn auf die Beine und stieß ihn vor. »Den Weg, mein Freund, kennen Sie ja.«
    Da sich der Inspektor um den Henker kümmerte, nahm ich dessen Schwert an mich. Die Waffe hatte schon ihr Gewicht. Wer damit umging, musste verdammt stark sein.
    Wir durchquerten den Folterkeller, gelangten an die Treppe und stiegen sie hoch.
    Die noch Zurückgebliebenen verließen ihre Verstecke. Sie hatten gesehen, dass ihnen keine Gefahr mehr drohte. Einige von ihnen klatschten, als wir auf den Ausgang zuschritten, wo uns die uniformierten Kollegen erwarteten.
    Auch sie waren froh, dass der Henker gestellt war. Jetzt wurden die Gaffer mutig. Einige Idioten forderten schon den Kopf des Mannes, doch darum kümmerten wir uns nicht.
    Der Sergeant blieb an unserer Seite. »Wie soll es denn jetzt weitergehen?« fragte er.
    »Sie können ihn in Ihrem Wagen zum Yard fahren.«
    »Gut.«
    Ich sah mir den Mann noch einmal an. Er war knapp über zwanzig, sein Gesicht zeigte eine sonnenbraune Haut, die Augen waren ziemlich dunkel. Auf der Unterlippe lagen zwei Tropfen Blut wie hingemalt, das Kinn schimmerte fettig.
    »Sagen Sie uns noch immer nicht Ihren Namen?«
    Er streckte sich zu seiner vollen Größe. »Ich bin Le Grand, der Henker Seiner Majestät.«
    »Ja«,
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