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059 - Der Folterknecht

059 - Der Folterknecht

Titel: 059 - Der Folterknecht
Autoren: Paul Wolf
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Bibliothek gelangen konnte. Nur das Arrangement auf dem Lesetisch rührte er nicht an.
    Gerade als Dorian zufrieden sein Werk betrachtete, läutete es an der Tür.
     

     

„Legen Sie doch ab, Olivaro!“ forderte Dorian den Dämon in der Diele auf und half ihm dann aus dem Mantel.
    Olivaro schwieg, und Dorian stellte mit Genugtuung fest, daß er ziemlich erregt war.
    „Folgen Sie mir!“
    Dorian geleitete ihn in die Bibliothek. Als sie den Lesetisch erreichten, erstarrte Olivaro. Dorian setzte sich hinter den Tisch und bot Olivaro einen Platz an.
    Der Dämon verzog den Mund zu einem säuerlichen Lächeln.
    „Das habe ich alles schon einmal erlebt“, sagte er.
    „Ich weiß“, erwiderte Dorian. „Es könnte aber sein, daß die Sache diesmal anders ausgeht als im Jahre 1487.“
    Olivaro nahm ächzend in dem angebotenen Sessel Platz. Er starrte auf die Druckplatte mit dem Bildnis von Mudt, und in seinem Gesicht zuckte es. Sein Blick, fiel auf das offene Fläschchen, und er hob fragend eine Braue.
    „Säure!“ erklärte Dorian. „Ich brauche nur das Fläschchen umzukippen, und die Druckplatte wäre zerstört. Sie wissen, was das für Folgen hätte.“
    Olivaro nickte. „Was wollen Sie, Dorian?“
    „Das wissen Sie ganz genau“, sagte Dorian knapp. Er deutete auf die Kupferplatte. „Sind das Sie, Olivaro?“
    Der Dämon nickte leicht. „Jawohl, das bin ich. Warum stellen Sie sich so an? Warum bedrohen Sie mich? Ich dachte, wir könnten Freunde sein.“
    „Das können wir auch sein, Olivaro. Es hängt ganz von Ihnen ab. Ich schätze die Zusammenarbeit mit Ihnen.“
    „Sie sind zu weit gegangen“, meinte Olivaro müde. „Diesmal sind Sie zu weit gegangen, Dorian. Ich hätte wissen müssen, daß Sie nicht aus Ihrer Haut herauskönnen. Sie werden immer der kompromißlose Dämonenkiller bleiben.“
    „Das ist ein Irrtum, Olivaro“, entgegnete Dorian. „Ich bin durchaus zu Kompromissen bereit. Ich möchte nur die Wahrheit von Ihnen erfahren.“
    „Sie wird Ihnen nicht helfen.“
    „Das zu beurteilen, sollten Sie mir überlassen. Entweder Sie reden endlich, oder ich schütte die Säure, über die Druckplatte. Olivaro, ich meine es ernst.“
    „Das bezweifle ich nicht.“
    „Also?“
    Olivaro seufzte. „Haben Sie nicht doch Bedenken? Nein, antworten Sie nicht. Ich merke, daß Sie nicht eher ruhen werden, bis Sie alles erfahren haben. Und mein Schweigen würde auch nichts nützen. Asmodi würde einen anderen Weg finden, Ihnen Ihre Schuld vor Augen zu führen. Was wollen Sie wissen, Dorian?“
    „Haben Sie den Baron de Conde denunziert, um sich selbst zu retten?“ schoß Dorian seine erste Frage ab. „Es erscheint mir seltsam, daß der Baron gerade zu dem Zeitpunkt von der Inquisition verhaftet wurde, als es Ihnen an den Kragen ging.“
    „Der Baron stand schon von Anfang an auf der schwarzen Liste“, antwortete Olivaro. „Es ist ein Unsinn, mir andichten zu wollen, daß ich ihn verraten habe. Was hätte mir das einbringen können? Der Baron wäre auch noch im Kerker in der Lage gewesen, mich auf den Scheiterhaufen zu bringen. Seine Verhaftung kam mir sogar ungelegen, denn ich mußte befürchten, daß er mich unter der Folter verriet.“
    „Das ist kein Argument“, entgegnete Dorian. „Nachdem Sie sich des Barons entledigt hatten, konnten Sie hoffen, ungehindert an diese Kupferplatte heranzukommen.“
    „Nun“, meinte Olivaro mit einem Seufzer des Bedauerns, „wenn ich die Druckplatte gefunden hätte, wäre sie sicherlich nicht in Ihren Besitz gelangt, und ich würde mich jetzt nicht erpressen zu lassen brauchen.“
    Dorian hob die Schultern. „Lassen wir das. Es spielt jetzt keine Rolle mehr, wie der Baron unter die Räder der Inquisition kam, aber ich interessiere mich für sein weiteres Schicksal.“
    „Das ist verständlich“, meinte Olivaro.
    „Was wissen Sie über ihn, Olivaro?“
    „Weniger als Sie, Dorian.“
    „Das mag auf die Vorgeschichte zutreffen“, sagte Dorian. „Mit seiner Verhaftung enden die Tagebuchaufzeichnungen jedoch. Was danach mit ihm geschehen ist, darüber besitze ich keine Unterlagen. Was ist mit ihm passiert? Wurde ihm der Prozeß gemacht? Hat man ihn verurteilt und hingerichtet? Das müssen Sie doch in Erfahrung gebracht haben, Herr Mudt?“
    Olivaro betrachtete Dorian schweigend.
    „Was ist damals passiert, Olivaro?“ drängte Dorian ungeduldig. „Los, sprechen Sie schon!“
    „Sie wissen es besser als ich, Dorian“, erwiderte Olivaro. „Sie
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