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0587 - Mumien in Moskau

0587 - Mumien in Moskau

Titel: 0587 - Mumien in Moskau
Autoren: Jason Dark
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Sie mich erschreckt! Meine Güte.« Sie preßte ihre Hand auf den dünnen Stoff, der über ihren handlichen Brüsten wehte. »Himmel, was… was wollen Sie denn? Betteln?«
    Eine Sekunde später tat es ihr leid, das letzte Wort ausgesprochen zu haben, denn der Mönch schaute sie aus seinen dunklen Augen so verächtlich an, daß sie sich schämte.
    »Sorry, aber…«
    »Ich muß in das Haus!«
    Er hatte die Worte in Englisch gesprochen, und sie standen wie einzementiert. Der Klang seiner Stimme duldete keinen Widerspruch, das merkte Chicky sofort, dennoch trat sie keinen Schritt zurück und überwand ihre eigene Furcht.
    »Sie sind fremd.«
    »Ich wohne in der Stadt.«
    »Aber ich darf nicht jeden hineinlassen.«
    »Doch«, flüsterte er, »mich schon, ich muß hinein.«
    »Weshalb?«
    »Weil in diesen Mauern das Böse lauert. Der Satan hat ein Auge auf euch geworfen. Es ist etwas unsagbar Böses, das ich hier finden kann. Etwas, das Leben zerstört…« Jedes einzelne Wort hatte er betont und derart ungewöhnlich ausgesprochen, als würde er dabei mit Reißnägeln gurgeln.
    Das Mannequin versuchte zu lächeln. »Okay, das ist alles gut und schön, was Sie da gesagt haben. Aber… ich, na ja, wir sind nicht von hier, wir sind nur Gast. Verstehen Sie?«
    »Ja.«
    »Dann kommen Sie wieder. Am besten wäre es, wenn unser Tourneeleiter hier ist oder der offizielle Berater…«
    »Nein, es kann zu spät sein. Das Böse ist hier, in eurem Haus. Ich muß es finden.«
    »Aber…« Sie hatte vor, die Tür wieder zuzustoßen, doch da war etwas in den Augen dieses Mannes, das ihr Vorhaben vereitelte.
    Dieser kalte, harte und gleichzeitig fordernde Ausdruck besaß genügend Kraft, um ihren Widerstandswillen dahinschmelzen zu lassen.
    Chicky lachte etwas hektisch und leicht schrill. »Na ja, wenn es unbedingt sein muß, kommen Sie! Wohin darf ich Sie denn bringen, Sie komischer Heiliger?«
    »Ich finde mich allein zurecht«, erklärte er und ging auf Chicky zu, die sehr schnell zurückwich, als hätte sie Angst davor, von diesem Menschen berührt zu werden.
    Sie schloß nur hinter ihm die Tür, schaute auf seinen Rücken und sah, daß er den Gang durchschritt. Wenn er jetzt die anderen besuchte, würden die einen nicht eben gelinden Schreck bekommen, aber das tat er nicht. Der Mönch ging nicht nach links. Er blieb für einen Moment stehen, hob den Kopf an, nickte und öffnete eine Tür an der rechten Flurseite. Wie ein Spuk war er dahinter verschwunden.
    Zurück blieb Chicky Munich, die den Kopf schüttelte und sich fragte, ob sie das alles nur geträumt hatte. Das konnte auch nicht sein, denn der Geruch des Mönches schwebte noch im Flur. Eine Mischung aus Knoblauch und anderen Gewürzen, die ihr sehr fremd vorkamen.
    Das Mädchen wühlte die knochenbleich gefärbten Haare durch.
    »So ein komischer Heiliger ist mir auch noch nicht über den Weg gelaufen. Na ja, soll er seinen Spaß haben.«
    Sie ging wieder zurück zu den Kolleginnen, die noch immer träge irgendwo saßen, lagen oder hockten. Die einzige Arbeit war das Heben der Wassergläser oder das Nachlackieren eines Fingernagels.
    »Wer war es denn?« fragte Jade, das Mädchen mit den roten Haaren. Sie hatte ihren Kopfschmuck zu zahlreichen Locken drehen lassen und diese mit Haarlack stabilisiert.
    »So ein Mönch.«
    »Ein Mönch bei uns?« fragte Carol und prustete los. »Will er uns bekehren oder verführen? Sollen wir dem Mann zu Willen sein?« rief sie mit lauter Stimme. »Oder sollen wir vor ihm auf die Knie sinken? Sprich, Schwester!«
    »Schwester.« Chicky hatte sich ein Glas Weißwein eingeschenkt.
    Chablis, der stammte aus dem Westen. Sie trank einige Schlucke, ließ sich auf einem weißen Sitzkissen nieder und meinte: »Keines von dem, Carol. Er will uns beschützen.«
    Auch die anderen Mädchen der Mannequin-Truppe, die im Hintergrund des großen Raumes saßen, waren plötzlich aufmerksam geworden und spitzten die Ohren.
    »War das wieder einer dieser komischen Offiziellen?«
    »Nein, Jade, der hat es ehrlich gemeint. Ich wollte ihn wieder wegschicken, das konnte ich nicht.«
    »Wieso?«
    »Gute Frage.« Chicky nickte und legte die Stirn in Falten, als sie nachdachte. »Da war etwas in seinen Augen, was mich gestört hat: ein Blick, ein Zwang, gegen den ich einfach nicht ankam. Ich trat zur Seite und ließ ihn ein. So einfach ist das.«
    Carol spielte mit ihrem schwarzen Stirnband. »Damit hast du gegen die Regeln verstoßen, Süße. Keine Fremden in der
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