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0586 - Gasthaus zur Hölle

0586 - Gasthaus zur Hölle

Titel: 0586 - Gasthaus zur Hölle
Autoren: Jason Dark
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Kreuz ebenfalls!
    Es löste sich von der Hand des Mannes, als wäre seine Kette gerissen. Als blutrotes Zeichen jagte es über den Friedhof hinweg. Unwillkürlich zog ich den Kopf ein, weil ich Furcht davor hatte, von ihm im Gesicht getroffen zu werden.
    Doch es wirbelte vorbei, war außer Kontrolle geraten, auch ich konnte es nicht mehr zurückhalten, da es seinen eigenen Weg gehen wollte. Und es hatte ein Ziel.
    Noch immer in der geduckten Haltung stehend, bekam ich mit, wie es auf die offene Grabkammer zujagte. Es flog in einer rasenden Geschwindigkeit, tauchte hinein und hämmerte nicht gegen die Rückwand, sondern unterbrach schlagartig seinen Flug.
    Für die Dauer eines Herzschlags blieb es über dem Boden der Grabkammer stehen, dann fiel es nach unten und blieb liegen, als wäre nichts geschehen.
    Weder Jorge, Jacques noch ich begriffen etwas von den außergewöhnlichen Vorgängen. Ich konnte den Weißhaarigen sehen, der auf sein Handgelenk starrte, wo die Silberkette tiefe Spuren in seiner Haut hinterlassen hatte. Die Mundwinkel zuckten, er holte dabei tief Luft und strich auch durch sein Gesicht. Sein Gesicht war grau geworden, er drehte sich langsam und deutete auf die offene Grabkammer.
    Ich sah nichts Besonderes, mal davon abgesehen, daß mein Kreuz dort seinen Platz gefunden hatte.
    Aber es tat sich trotzdem etwas. Ein helles und gleichzeitig rötliches Licht verließ die Kammer, um sich ein Ziel auszusuchen, das war ich. Eine Kraft, der ich nichts entgegenzusetzen hatte, erfaßte mich, so daß ich voll in deren Bann stand.
    Gleichzeitig erwischte es auch den Dolch, die Beretta war ebenfalls an der Reihe. Beide Waffen konnten nicht mehr gehalten werden, sie schwebten geisterhaft in Kopfhöhe über dem Friedhof und auf die offene Grabkammer zu.
    Da konnte ich nur noch staunen. Auch das Gefühl verwandelte sich sehr bald in eines der Angst, da ich ebenfalls in den Bann hineingeriet.
    Bisher hatte ich mit beiden Beinen fest auf dem Untergrund gestanden, bis ich das Schütteln spürte und gleichzeitig damit etwas in mein Inneres hineindrang, das mich völlig ausfüllte und mir die eigene Kraft kurzerhand nahm.
    Ich verlor den Kontakt mit dem Untergrund und schwebte plötzlich davon.
    Es war fast unfaßbar. Bevor ich leicht angehoben wurde, erkannte ich die beiden Männer, die dastanden und vor Staunen ihre Mäuler nicht mehr zubekamen.
    Damit hatten auch sie nicht gerechnet…
    Die Kraft des Kreuzes hatte mich übernommen und sorgte auch dafür, daß ich dirigiert wurde. Es hatte keinen Sinn, sich dagegen anzustemmen, ich war nur ein Spielball und mußte mich der Kraft unterwerfen, die von meinem Kreuz ausging.
    Bisher hatte ich stets darauf vertraut, denn das Kreuz war sehr oft zu einem letzten Rettungsanker geworden, in diesem Fall jedoch kroch ein Gefühl der Furcht in mir hoch, denn der Weg, den ich schwebte, gefiel mir überhaupt nicht.
    Mein Ziel war mit dem des Kreuzes identisch. Ich glitt der Grabkammer entgegen.
    Nichts lag darin, bis auf das Kreuz und jetzt auch der Dolch und die Beretta. Ich sollte die Waffen bekommen, ich brauchte sie, sie gehörten mir, das Kreuz wollte nicht, daß sie in die Hände anderer Personen gerieten.
    All diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, hätten mich eigentlich froh machen sollen. Leider konnte ich mich darüber nicht so recht freuen. Zuviel lag außerhalb meiner Kontrolle, auch wenn ich meinem Kreuz nichts Böses zutraute.
    Ich geriet immer näher an die Innenseite der Mauer heran und damit auch an die offene Grabkammer. Je stärker sich die Distanz verringerte, um so größer kam sie mir vor.
    Dieses Schweben über dem Boden war eine sehr ungewöhnliche Erfahrung für mich. Ich bekam immer den Eindruck, als würden mich unsichtbare Hände weiterschieben, und auch die beiden Männer griffen nicht ein. Sie zollten der Magie durch Passivität Tribut.
    Das Grab hatten sie für mich ausgesucht, quasi als Bestrafung des Hector de Valois. Diesmal brauchten sie es nicht zu tun, die Kraft des Kreuzes zog mich dorthin. Ich stellte mir die Frage, ob das Kreuz es wollte, daß ich lebendig begraben wurde.
    Bestimmt nicht, sonst hätte es mich früher nicht so oft aus lebensgefährlichen Situationen gerettet.
    Ich versuchte es noch einmal, den Kopf zu drehen, was mir nicht gelang. Die Kraft meines Kreuzes war stärker, und sie sorgte dafür, daß der Blick haargenau auf die offene Grabkammer gerichtet blieb.
    Dann schwebte ich hinein. Nicht in einer senkrechten Lage,
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