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058 - Der Duft von Sandelholz

058 - Der Duft von Sandelholz

Titel: 058 - Der Duft von Sandelholz
Autoren: Gaelen Foley
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wird das wunderbarste Vergnügen sein, das mir seit Jahren vergönnt wurde. Nun sei nicht so stolz wie deine Mama oder so starrköpfig wie Seine Lordschaft es immer war. Komm, Lily, ich weiß, du bist praktisch veranlagt - und du weißt, dass ich stets auf deiner Seite war."
    Die Tränen traten Lily erneut in die Augen, aber sie wandte sich ab und versuchte sie wegzublinzeln. „Nun gut - ich werde darüber nachdenken. Sie müssen mir nur eines versprechen ..." Sie sah ihre Patin von der Seite her an.
    „Was?"
    „Sie haben doch nicht vor, die Ehestifterin zu spielen, oder?"
    Mrs. Clearwell strahlte. „Nun, ehrlich gesagt - jetzt, da du es erwähnst, Liebes, es könnte ein oder zwei junge Gentlemen geben, die mir in London begegnet sind, von denen ich meine, sie wären perfekt für dich."

    Lily stöhnte, dann überlegte sie es sich anders und platzte mit einer Frage heraus:
    „Sind sie reich?"
    „Wie Prinzen. Sonst würde ich nicht deine Zeit mit ihnen vergeuden."
    „Hm", murmelte Lily und warf einen Blick auf das große, düstere, kalte Balfour Manor. Vermutlich regnete es gerade jetzt durchs Dach hinein.
    Als Mrs. Clearwell einladend auf ihre Kutsche deutete, sah Lily sie aufmerksam an.
    Dann schloss sie ihren Schirm und stieg ein.
    Als dieser sehr anstrengende Tag zu Ende ging, hatte Lily eine Entscheidung getroffen. Nachdem alle Gäste gegangen waren -außer Mrs. Clearwell, die sich gerade im Gästezimmer im oberen Stock aufhielt -, rief sie ihre weiblichen Verwandten im Salon zusammen.
    Sie stand vor dem Kamin, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und sah sie alle der Reihe nach an. „Es gibt etwas, das ich euch sagen will. Etwas Persönliches."
    „Ja, Tochter?" Die Mutter sah auf.
    Lily straffte die Schultern und holte tief Atem. „Ich habe beschlossen, Mrs.
    Clearwells Einladung nach London anzunehmen. Es hat keinen Sinn zu widersprechen", erklärte sie. „Wir alle wissen, dass etwas getan werden muss."
    Tante Daisy runzelte die Stirn und warf einen ängstlichen Blick zu Lady Clarissa, danach schaute sie wieder zu Lily. „Aber was ist mit der Trauerzeit, Liebes?"
    „Ich denke, in diesem Fall würde Großvater es verstehen", sagte sie leise. Dann zögerte sie. „Als neue Eigentümerin dieses Hauses muss ich etwas unternehmen, damit wir alle ein Dach über dem Kopf haben. Daher werde ich nach London gehen, um einen Ehemann zu finden - keine von uns sollte sich länger als nötig sorgen müssen", schloss sie hastig, als die anderen erstaunt die Köpfe hoben.
    Alle drei Damen starrten sie entsetzt an.
    „Du - wirst heiraten?", stieß ihre altjüngferliche Cousine hervor.
    „Gott segne dich, Lily, mein liebes, tapferes Mädchen", flüsterte Tante Daisy und tupfte sich die Augen mit dem Taschentuch ab. „Ich fürchtete schon, wir müssten ins Armenhaus."
    Lily sah ihre Mutter an, um festzustellen, wie diese reagierte. Gespannt wartete sie ab.
    Lady Clarissa schwieg eine ganze Weile. Dann ließ sie ihre Stickarbeit sinken. „Bist du sicher, dass du das schaffst?"
    Lily wappnete sich für ihre Antwort. „Ich kann es", sagte sie.
    Die Mutter kniff die saphirblauen Augen zusammen. „Alles? Ein Ehemann hat -
    gewisse Erwartungen."
    „Ja. Das ist mir bewusst, Madam. Ich werde darauf gefasst sein."
    „Aber Mutter! Tante Clarissa! Das könnt ihr doch nicht zulassen", platzte Cousine Pamela heraus.
    Niemand sagte etwas.
    „Ich weiß, dass wir arm sind. Aber ihr könnt doch nicht zulassen, dass Lily sich verkauft wie - wie ein unaussprechliches Frauenzimmer. Das ist makaber."

    „Makaber?", wiederholte Tante Daisy und runzelte die Stirn.
    „Es muss eine andere Möglichkeit geben", beharrte Cousine Pamela. „Ich weiß!"
    Ihre Miene hellte sich auf. „Ich könnte einen meiner Romane verkaufen!"
    „Nein", riefen beide Mütter wie aus einem Munde.
    „Liebe Güte, du und deine Gruselromane, du wirst die Familie noch um den Rest ihres Ansehens bringen", murmelte Lady Clarissa erschauernd. „Davon will ich nichts mehr hören. Damen schreiben keine Romane."
    „Aber ich könnte ihn unter einem Pseudonym veröffentlichen ..."
    „Wir würden immer noch wissen, dass du es warst, Pamela", sagte Lady Clarissa mit einem tiefen Seufzer. „Ehre ist Ehre. Eine Ehe ist zumindest eine respektable Beschäftigung für eine Frau. Du hättest es versuchen können, wenn du deine Jugend nicht an dein sinnloses Gekritzel vergeudet hättest", fügte sie leise hinzu.
    „Ja, Madam", erwiderte Cousine Pamela matt.
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