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0578 - Die Geisel

0578 - Die Geisel

Titel: 0578 - Die Geisel
Autoren: Jason Dark
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wird.«
    »Und du glaubst, daß Mallmann und seine Geisel mit dem Zug eintreffen wie normale Reisende?«
    »Das weiß ich alles nicht, Suko. Irgendwo müssen wir anfangen.«
    Durch das Licht huschten zwei Ratten. Aus der Schnauze der ersten hing ein Beutestück hervor. Das zweite Tier verfolgte seinen Artgenossen. Wahrscheinlich hatte es auch Hunger.
    Allmählich verloren die Müllberge neben uns an Höhe. Sie glichen nur mehr einer kleinen Hügelkette, die schließlich flach wie das normale Niveau auslief.
    Auch innerhalb dieses Geländes gab es Straßen und sogar eine Kreuzung, vor der wir anhielten.
    »Rechts oder links?« murmelte Suko.
    Ich deutete mit dem Daumen nach rechts. »Da ungefähr müssen auch die Schienen entlanglaufen.«
    »Fehlt nur noch, daß wir auf einen Bahnhof treffen.«
    »Hier rechne ich mit allem.« Die Reifen wühlten sich durch eine feuchte, schwimmende Insel, bevor wir auf einem relativ normalen Boden weiterfahren konnten. Auch jetzt begleitete uns der Müll. Allerdings wirkte er hier schon gepreßt. Er flankierte den Weg wie Mauern.
    Die Sicht nach vorn lag frei. Deshalb konnten wir auch den höher gelegenen Damm erreichen, der eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Bahndamm nicht verleugnen konnte. Ich ging jede Wette ein, daß oberhalb des Bahndamms die Gleise verliefen.
    Auch Suko dachte so. »Das muß er sein.«
    Ich stoppte den Rover und stieß den Wagenschlag auf. »Willst du hoch?« fragte Suko.
    »Sicher.«
    »Laß dich nur nicht vom Vampir beißen!«
    »Keine Sorge, mein Blut schmeckt ihm nicht.« Sacht drückte ich die Wagentür zu.
    Bereits nach wenigen Schritten versanken meine Füße im Schlamm. Es war irgendwie widerlich, durch dieses Zeug laufen zu müssen, aber mir blieb keine andere Wahl.
    Auch das Hochsteigen in Richtung Damm war nicht einfach. Sehr oft rutschte ich aus und glitt wieder ein Stück nach unten. Ich hatte das Gefühl, über in der Tiefe noch schmorenden Müll zu laufen, obwohl der Untergrund fest war.
    Der Himmel zeigte sich von seiner miesen Seite. Schwer und wolkenverhangen lag er über dem Land. Kein Stern schimmerte durch, auch der Mond hielt sich bedeckt. Zum Glück nieselte es nicht mehr.
    Nur der Wind brachte Kühle mit und verstärkte zudem den Brandgeruch, der wie ein nicht abreißender Schleier über der Müllkippe lag. Mit zwei letzten kraftvollen Schritten erreichte ich die Oberseite des Damms und sah dicht vor mir die blankgefahrenen Schienen.
    Zwei Paare liefen dicht nebeneinander. Wenn ich nach vorn schaute, wurden sie sehr bald von der Finsternis verschluckt.
    Es gibt einen Trick, um herauszufinden, ob sich ein Zug nähert.
    Man muß das Ohr auf die Schiene legen. Stahl gehört zu den besten akustischen Leitern. Auch wenn der Zug noch weit entfernt war, würde ich ihn hören können.
    Ich machte die Probe aufs Exempel. Zuerst hörte ich nichts, dann hielt ich mir das freie Ohr zu, so daß ich mich nur auf den einen Vorgang konzentrieren konnte.
    Ja, da war etwas.
    Das leichte Vibrieren konnte ich einfach nicht überhören. Zu den Fachleuten zählte ich mich nicht, aber dieses Geräusch zeigte mir an, daß sich der Zug nähern mußte. Ich richtete mich wieder auf und schaute über das Gleis hinweg nach vorn. Noch konnte ich die Lichter der Lok nicht sehen, in wenigen Minuten würde es anders aussehen.
    So rasch wie es ging, rutschte ich den Hang hinab. Suko empfing mich mit einem verwunderten Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Kommt er?«
    »Bestimmt.«
    »Und jetzt?«
    Ich hob die Schultern. »Am besten wird es sein, wenn wir abwarten und dann schauen, wer alles aussteigt.«
    »Hoffentlich nicht nur Vampire.«
    Ich schielte ihn schräg an. »Du hast vielleicht Humor.«
    »Nee, den habe ich verloren…«
    ***
    Irgendwann konnte Marion auch nicht mehr weinen. Der Güterzug hatte noch einige Male auf freier Strecke stoppen müssen, weil er, der nicht an genaue Zeiten gebunden war, keine Durchfahrt bekam.
    Marion wußte auch nicht, in welche Richtung sie rollten und wie weit das Ziel noch entfernt war. Auf diesbezügliche Fragen hatte sie nie eine richtige Antwort bekommen.
    So wartete sie weiter.
    Bei jedem Halt hatte der Blutsauger die Tür geöffnet und nach draußen geschaut. Mit einem kalten Leuchten in den Augen hatte er sich jedesmal umgedreht und die Hände gerieben.
    »Ich habe Menschen sehen können. Blut für mich«, flüsterte er.
    »Blut nur für mich.«
    Dann war wieder die heiße Angst in Marion hochgestiegen. Sicherheitshalber hatte sie
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