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0578 - Die Geisel

0578 - Die Geisel

Titel: 0578 - Die Geisel
Autoren: Jason Dark
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ihn an. Plötzlich überkam sie das Gefühl, losschreien zu müssen. Das tat sie auch. Sie brüllte, bis sich die Stimme überschlug und sie keine Luft bekam, wobei ihr Kopf zudem hochrot angelaufen war.
    Nur hatte sie keine Chance.
    Der Wagen schluckte ihren Schrei, die anderen Geräusche übertönten die akustische Verzweiflung des Mädchens, und Mallmann weidete sich an ihrem Anblick.
    Als Marion erschöpft zusammengesunken war, flüsterte er: »Spar dir deine Kräfte. Du wirst sie noch brauchen, Mädchen. Das kannst du mir glauben.«
    »Nein, nein, ich…«
    Er lächelte kalt und zynisch. »Ich bin derjenige, der hier den Ton angibt. Kein anderer sonst hat das Kommando. Du befindest dich in meiner Gewalt, und ich fühle, daß meine Stärke zunimmt. In mir fließt das alte Blut der Opfer des großen Dracula. Ich habe einiges von seiner Stärke mitbekommen. Ich bin mächtiger als jeder Mensch, daran solltest du denken, Mädchen.« Er stand auf und deutete in die Runde. »Längst ist die Dunkelheit über das Land hereingebrochen. Die Nacht steht an ihrem Beginn. Eine Nacht, die mir die nötige Kraft geben wird und in der wir unser Ziel erreichen werden.«
    Marion Brookman senkte den Kopf. Auf einmal mußte sie weinen, was den Untoten nicht weiter kümmerte. Er dachte bereits an die Fortführung seines Plans, und ein böses, kaltes Grinsen hatte sich um seine Lippen eingegraben…
    ***
    Der dicke Mann erschien wie eine Qualle auf zwei Beinen im blauweißen Licht der Scheinwerfer. Gemächlich bewegte er sich auf die Barriere zu, die das gewaltige Grundstück der Müllkippe vom übrigen, normalen Areal trennte.
    Wir hatten den Rover vor der halbhohen Barriere angehalten und auch die beiden Scheinwerfer nicht ausgeschaltet. Suko hockte auf dem Rücksitz, immer bereit, wenn es sein mußte, in Deckung zu gehen. Er hatte sich nicht davon abbringen lassen, zu Hause zu bleiben, obgleich es Mallmann bei seinem zweiten Anruf verlangte.
    Ich hatte mich natürlich nach dem Mädchen erkundigt und erfahren, daß es noch lebte.
    Vor der Barriere blieb der Dicke stehen. Er trug eine graue Uniform mit roten Bisen. Wahrscheinlich gehörte er zu irgendeiner privaten Wachmannschaft.
    Auf seinem bleich wirkenden Gesicht erschien das Lächeln eines Dummkopfs.
    Der Dicke vor uns bewegte nur seine linke Patschhand von rechts nach links. Auf seinem Schädel saß die ebenfalls graue Mütze mit dem Lackschirm schief.
    »Soll ich dem mal die Luft aus seiner Wampe lassen?« fragte Suko aus dem Fond.
    Ich lachte leise. »Seit wann bist du so aggressiv?«
    »Weiß ich auch nicht.«
    »Okay, ich steige aus.«
    Als ich die Wagentür öffnete, grinste der Dicke noch breiter. Bestimmt freute er sich auf einen Disput mit mir. »Hier kommen Sie nicht weiter, Mister.«
    Ich trat bis dicht an die Barriere heran, drehte aber den Kopf weg, weil der Dicke nach Käse und Müll roch. Eine außergewöhnliche Mischung. »Wer sagt das denn?«
    »Ich!«
    »Haben Sie hier das Sagen?«
    »Genau!« dehnte er.
    »Dann werden Sie uns auch durchlassen, Meister, und sich anschließend wieder in Ihr Häuschen da vorn quetschen. Da können Sie dann achtgeben, daß es kein anderer versucht.«
    »Wie käme ich dazu?«
    »Deshalb!« Ich hatte blitzschnell meinen Ausweis gezogen und hielt ihn ihm vor die Nase.
    Im Licht der Halogenleuchten war deutlich zu erkennen, mit wem er es zu tun hatte. Er blieb trotzdem stur. »Nein, Sie brauchen ein Berechtigungsschreiben.«
    Mir stieg der Kamm. Für uns ging es um Leben und Tod, und dieser fette Typ stand wie ein Stein vor mir, die Beine überkreuzt und redete von einem Berechtigungsschreiben.
    »Noch einmal friedlich, Meister des Mülls. Wir sind nicht zum Spaß in diese Scheißgegend gefahren. Wir wollen auf Ihr Gelände, und Sie werden uns die Barriere aus dem Weg schaffen.«
    »Nein!«
    »Gut, dann übernehme ich die Sache selbst.«
    Er wollte handgreiflich protestieren.
    Ich war schneller, zudem hatte er ziemlich ungünstig gestanden.
    Ein kleinen Stups mit der flachen Hand reichte aus, um ihn auf seinen Hosenboden fallen zu lassen.
    Da saß er nun und glotzte nur.
    Ich überkletterte die Barriere, hörte ihn furchtbar schimpfen und sah, wie er auf die Beine kam.
    Langsam drehte ich mich um, »öffnen Sie nun oder öffnen Sie nicht, Meister?«
    »Okay, ich öffne.«
    »Gut.«
    Suko hatte sich inzwischen hinter das Lenkrad gesetzt und startete den Rover, der unter der hochgleitenden Barriere hinwegrollte auf das eigentliche
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