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0578 - Die Geisel

0578 - Die Geisel

Titel: 0578 - Die Geisel
Autoren: Jason Dark
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Grundstück der Müllkippe.
    Der Aufpasser hatte seinen Platz in einem kleinen Wachhaus, das schon mehr einer Kammer glich.
    Suko blieb im Wagen, ich wollte dem Dicken noch einige Fragen stellen. Er schaute mich aus seinen kleinen Augen an, die fast hinter den Fettpolstern verschwanden.
    »Wie heißen Sie?«
    »Ed Stachowiak.«
    »Gut, Ed, wir können weiter hervorragend zusammenarbeiten, wenn Sie mir eine Frage beantworten.«
    »Ich weiß nichts.«
    »O doch. Wann haben Sie den Nachtdienst angetreten?«
    »Vor einer Stunde.«
    »Na, das ist doch schon etwas. Wer, außer uns, hatte noch Eintritt auf dieses Gelände verlangt?«
    »Niemand.«
    »Da sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    »Schön. Rechnen Sie noch damit, daß jemand kommt?«
    »In der Nacht?« Er schüttelte den Kopf. Die Backen bewegten sich dabei, als bestünden sie aus Pudding. »Nein, auf keinen Fall. Nicht in der Nacht. Wir sind keine illegale Kippe und haben genau unsere Öffnungszeiten.«
    »Das ist gut, wirklich. Mir ist nur eines aufgefallen. In der Nähe führte eine Eisenbahnstrecke entlang. Wenn ich mir den Verlauf der Schienen vorstelle, könnte ich davon ausgehen, daß die Linie quer durch die Müllkippe führt. Ist das so?«
    Er hob die Schultern. »Schwer zu sagen, Mister.«
    »Ja oder nein.«
    »Ja!«
    »Warum nicht gleich so? Kommen in der Nacht auch Züge an? Ist einer angesagt worden?«
    »Für oder gegen Mitternacht.«
    »Wird er beladen?«
    »Nein, der bleibt bis zum Morgen stehen. Erst dann fangen die Kollegen mit den Ladearbeiten an.«
    »Wo wird der Zug halten?«
    Er drehte sich schwerfällig herum. Mit der rechten Hand deutete er an seinem Wärterhaus vorbei. »Dahinter irgendwo, praktisch zwischen den Schlackebergen.«
    »Kohle lagert auch hier?«
    »Wir nennen es nur Schlacke. Das sind Reste mit allem möglichen Zeug vermischt.«
    »Giftig?«
    »Keine Ahnung.« Er grinste feist. »Auf manchen kleinen Hügeln wächst sogar Gras.«
    »Wie hin und wieder bei Menschen. Nur wächst aus deren Schädeln dann getrocknetes Gras, Heu also.«
    Er wußte nicht, ob er lachen oder weinen sollte, beschloß aber, sich nicht angesprochen zu fühlen. Ich schärfte ihm noch ein, die Augen aufzuhalten.
    »Wieso? Rechnen Sie mit Besuch?«
    »Es ist möglich. Sollte noch ein zweiter Wagen eintreffen, geben Sie uns Bescheid.«
    »Wie denn?«
    Ich runzelte die Stirn und verdrehte die Augen. »Gibt es hier auf dem Gelände nicht eine Lärmsirene?«
    »Schon.«
    »Dann schalten Sie das Ding ein, verschließen Ihre Bude und überlassen alles andere uns.«
    Er staunte mich an. »Was… was ist denn überhaupt los?«
    »Der Bär«, sagte ich, als ich wieder zum Wagen zurückging, wo Suko auf dem Beifahrersitz hing und mich mit einer guten Nachricht empfing. »Nichts zu sehen, John.«
    »Das lobe ich mir.«
    »Und der Dicke?«
    »Ich habe das Gefühl, daß er sich bald in die Hose macht. Er hat schon das Flattern bekommen.«
    »So sieht der auch aus.«
    Ich startete den Rover. Das quallenähnliche Stück Mensch schaute uns nach, bis wir zwischen zwei hohen Bergen verschwunden waren und uns vorkamen, als würden wir durch eine tiefe Schlucht rollen, denn so hoch und auch schräg rahmten uns die Müllberge ein.
    Ich hatte das Fenster an meiner Seite heruntergekurbelt. Ein widerlicher Geruch strömte in den Wagen. Irgendwo brannte immer etwas. Unter der Oberfläche kokelte und schmorte es. An einigen Stellen krochen weiße, dünne Rauchschwaden aus den Ritzen der Hänge und verteilten sich an den Flanken.
    Es war eine miese, eine verdammte Gegend, aber eine, die es auch geben mußte. Menschen und Großstädte produzieren Müll. Irgendwo mußten die Abfälle bleiben.
    Ein Ort zudem für Ratten, die sich von den Überresten stets gut ernährt hatten.
    Suko und ich folgten dem hellen Vlies der beiden Scheinwerfer.
    Zwischen den Halden war es fast schwarz, deshalb erschien uns das Licht auch übermäßig bleich.
    Die Fahrzeuge mußten schon gute Reifen besitzen, um die Strecke zwischen den Hügeln zu schaffen. Der Boden war auf keinen Fall glatt. Hindernisse wie abgerutschter Abfall strapazierten das Fahrzeug ebenso wie tiefe Reifenspuren mächtiger Trucks, die ebenfalls ihre Wege fanden.
    »Wo willst du eigentlich hin?« fragte Suko.
    »Zu den Gleisen.«
    »Ach ja?«
    Ich nickte. »Mallmann hat zwar nicht gesagt, daß er uns dort treffen will, aber Meister Qualle berichtete mir, daß noch in der Nacht ein Güterzug einlaufen würde, der erst am frühen Morgen beladen
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