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0577 - Gebieter der Nacht

0577 - Gebieter der Nacht

Titel: 0577 - Gebieter der Nacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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rächender Schatten…
    ***
    Dr. Sue Tanner hatte sich im Laufe dieses Tages keine Sympathien geschaffen. Sie war kühl, abweisend, stets gereizt, und ihr Zustand verschlechterte sich zusehends. Sie war froh, als sie die Seminarteilnehmer endlich für diesen Tag verabschieden konnte. Und die waren es auch.
    »Lieber Himmel«, murmelte einer, »wenn ich geahnt hätte, was das für eine Zicke ist, hätte ich meinen Assistenten hergeschickt. Die Frau schafft's ja nicht mal, auch nur die einfachste Sache halbwegs verständlich zu erklären. Der Chef muß besoffen gewesen sein, als er ihren Vertrag unterschrieben hat…«
    Einige dieser Bemerkungen bekam Sue mit, und das ließ ihre Stimmung auch nicht gerade besser werden.
    Alles in ihr drängte danach, das Cottage so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Sie fragte sich aber, wie sie den morgigen Tag überstehen sollte. Denn sie fühlte, daß sich ihr Zustand bestimmt nicht bessern würde.
    Der einzige Lichtblick war der Gedanke an »ihn«. Sie hoffte, daß sie ihn wiedersah.
    Aber stets schob sich das Bild eines anderen Mannes in ihre Gedanken. Klein, dick, abstoßend.
    Lange, spitze Zähne…
    Macht…
    Sie versuchte die Gedanken abzuschütteln, aber es gelang ihr nicht recht. Als sie das Haus geradezu fluchtartig verließ, wurde es noch schlimmer. Sie fragte sich, ob es ihr überhaupt gelang, heil bis nach Hause zu kommen.
    Aber hierbleiben konnte sie auf keinen Fall.
    Vielleicht sollte sie sich ein Zimmer im Ort nehmen?
    Falls überhaupt noch etwas frei war…
    Sie brauchte drei Versuche, um den Motor ihres Wagens zu starten. Sie hatte ihn bei ihrer Ankunft bereits in »Fluchtrichtung« abgestellt. Das erwies sich jetzt als Vorteil, denn sie brauchte ihn nicht extra zu wenden. Vermutlich hätte sie sonst einen der anderen parkenden Wagen gerammt.
    Immer wieder griff sie daneben, lenkte falsch, verwechselte Gaspedal, Bremse und Kupplung. Daß sie eigentlich die Scheinwerfer einschalten mußte, wurde ihr erst klar, als sie im Dunkeln fast gegen einen der Bäume gefahren wäre, die den Kiesweg zum Cottage säumten. Der Wagen schlingerte heftig hin und her.
    Ich schaffe es nicht, dachte sie verzweifelt. So komme ich niemals heil nach Hause! Ich brauche Hilfe!
    Leichter Nebel wàr aufgewallt, er wurde aber schnell dichter, und der Schein des Mondes ließ ihn wirken, als leuchte er von innen heraus.
    Plötzlich glaubte Sue Tanner etwas zu spüren…
    Ja, ihr Gebieter war ganz nahe!
    »Er« war gekommen! Er wollte ihr helfen, wollte sie in seine Arme schließen…
    Und eine gigantische Fledermaus krachte auf die Motorhaube ihres Wagens !
    Mit einer Vollbremsung brachte sie das Fahrzeug panikartig zum Stehen…
    ***
    Der 560 SEL rollte langsam hinter dem schlingernden Wagen der Dozentin her.
    Nicole hatte die Scheinwerfer nicht eingeschaltet. Sie konnte sich aber nicht vorstellen, daß Sue Tanner einem Fahrzeug einige Entfernung hinter ihr eine bestimmte Bedeutung zumessen würde, schließlich war der Kiesweg der einzige Weg zur Straße, und viele der Schulungsteilnehmer waren mit dem Wagen hierher gekommen. Außerdem war der Zustand, in dem sich Doc Tanner befand, viel zu aufgewühlt, um sich Gedanken machen zu können. Aber Nicole blieb vorsichtig.
    Nebel kam auf, was bei den herrschenden Temperaturen eigentlich ungewöhnlich war. Der Vollmond, der ihn bestrahlte, ließ ihn direkt unheimlich wirken, und Nicole begann zu frösteln, ohne genau zu wissen, warum.
    Mittlerweile hatte sich Zamorra etwas erholt. Im Cottage hatte er es geschafft, ein paar Stunden zu schlafen, und Nicole hatte ihn erst geweckt, als der »Feierabend« kam - und die Nacht hereingebrochen war.
    Sie folgten Sue Tanner, um sie vor dem Vampir schützen zu können. Und um diesen Vampir zur Strecke zu bringen…
    Und dann, von einem Moment zum anderen, war es soweit!
    Doc Tanner war erst ein paar hundert Meter aus dem Schutzbereich der Abschirmung heraus, als sie den Wagen mit einer Vollbremsung abstoppte. Das Auto stand plötzlich beinahe quer auf dem Kiesweg.
    Scheinbar direkt aus dem Vollmond am nächtlichen Himmel heraus war etwas herabgestürzt, hockte jetzt auf der Motorhaube des in den wehenden Nebelschwaden stehenden Wagens und verwandelte sich!
    Aus einer Riesenfledermaus wurde eine menschliche Gestalt…
    Der Vampir war da!
    Klein und dick, wie in Doc Tanners Gedanken!
    Er sprang von der Motorhaube, war im nächsten Moment an der Autotür und…
    Nicole schaltete das Licht ein und blendete
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