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057 - Der Teufel führt Regie

057 - Der Teufel führt Regie

Titel: 057 - Der Teufel führt Regie
Autoren: A.F.Morland
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rannten in heller Panik durch die nebelfeuchte Vollmondnacht, den Wolf auf den Fersen.
    Die Projektionsfläche wurde zu einem Fenster, durch das man einen Blick in die Wirklichkeit warf.
    Soeben wurden die Zuschauer Zeugen eines weiteren Wolfsmordes. Das Opfer wehrte sich verzweifelt. Doch das mordlüsterne Tier kannte keine Gnade.
    Es wütete so grauenvoll, daß die Menschen sich fragten, wie es möglich war, daß so etwas im Kino gezeigt werden durfte.
    Doch Atax ließ es nicht dabei bewenden. Er ließ hier nicht nur den Horror wahr werden, er wollte auch Pino Genoffrio für sein ketzerisches Tun bestrafen.
    Der Schauspieler hatte ein Monster gespielt, nun wollte Atax dafür sorgen, daß der Mann auch wirklich zum Monster wurde.
    Er schuf zwischen dem Darsteller im Kino und dem Schauspieler eine magische Brücke, über die den Mann eine geballte Höllenladung treffen konnte. Schwarze Kraft würde von ihm Besitz ergreifen und ihn zwingen, sich zu verwandeln.
    Atax grinste.
    Und der Horror eskalierte!
    ***
    Der Produktionschef hatte ein Studiofest arrangiert. Es war der letzte Drehtag, der letzte Take war im Kasten, und alle waren zufrieden und bester Laune. Ein kaltes Büfett von riesigen Ausmaßen war in der Dekoration aufgebaut worden. Es wurde gegessen, getrunken, gefachsimpelt.
    Die Atmosphäre war locker und gelöst, man war entspannt und erleichtert und davon überzeugt, daß die neue fünfteilige TV-Serie ein Hit werden würde.
    Starlets und Komparsen versuchten auf sich aufmerksam zu machen, um von einem der maßgeblichen Leute bald wieder verpflichtet und für neue, vielleicht größere Aufgaben herangezogen zu werden.
    Man hatte auf Hawaii die Außenaufnahmen gedreht und hier die Innenaufnahmen gemacht.
    »Hula«-Mädchen hatten allen Männern Blumenkränze umgehängt und sie geküßt.
    Pino Genoffrio war an diesem Abend besonders oft geküßt worden.
    Er war der absolute Star in diesem Studio. Man strich ihm um den Bart, verhätschelte ihn, machte ihm Komplimente, und er bekam von jedem zu hören, daß er der Größte wäre.
    Kein Wunder, seine Auftritte im Fernsehen brachten die höchsten Einschaltquoten, und seine Filme brachen alle bisherigen Zuschauerrekorde.
    Er war endlich jemand.
    Lange hatte er davon geträumt und sich gewünscht, daß die Menschen ihn einmal schätzen und zu ihm aufblicken würden. Er hatte verbissen um diesen Erfolg kämpfen müssen, er war ihm nicht, wie einigen andern, in den Schoß gefallen.
    Seine Eltern, sizilianische Auswanderer, waren bettelarme Leute gewesen. Als Pino seinem Vater auf die Frage, was er einmal werden wolle, geantwortet hatte: »Schauspieler«, hatte ihm der kranke alte Mann eine Ohrfeige gegeben und ihn angebrüllt, er möge endlich zu träumen aufhören und sich für einen »ordentlichen« Beruf entscheiden.
    Etwas »Ordentlicheres« als den Job eines Hafenarbeiters konnte Pino Genoffrio nicht kriegen.
    Er schuftete wie ein Tier, legte jeden Cent beiseite, machte Überstunden bis zum Umfallen und nahm privat Schauspielunterricht. Obwohl ihm sein Lehrer, ein abgetakelter Broadwaystar, von Anfang an großes Talent bescheinigte, war es ein langer, dornenreicher und steiniger Weg nach oben.
    Die Rollen, die er zu Beginn seiner Karriere angeboten bekam, wurden von anderen Schauspielern abgelehnt, weil sie der Ansicht waren, daß die Parts nichts hergaben.
    Pino Genoffrio nahm sie an und zeigte seinen hochnäsigen Kollegen, daß man etwas daraus machen konnte.
    So wurde man in der Branche auf ihn aufmerksam.
    Bald hieß es: »Genoffrio… Den Namen muß man sich merken.«
    Es war sein richtiger Name. Er lehnte es ab, einen Künstlernamen anzunehmen, und heute war seine Mutter - sein Vater lebte nicht mehr - ungeheuer stolz, wenn ihr überall der Name ihres Sohnes entgegenstrahlte.
    Steil aufwärts ging es mit ihm, als ihn der Starmanager Abe Croner unter seine Fittiche nahm. Abe machte aus dem hervorragenden Charakterdarsteller Pino Genoffrio eine begehrte Ware, die jeder haben wollte.
    Aber es war nicht immer der Meistbietende, der das Rennen machte, sondern der, der das künstlerisch interessanteste Angebot zu machen hatte.
    Die Rolle des Werwolfs in »Der Wolf« wollte Pino Genoffrio ursprünglich nicht übernehmen. Als er dann aber erfuhr, wer das Drehbuch schrieb, wer Regie führen sollte, wer für die Musik und den Schnitt verpflichtet worden war, nahm er das Angebot an, denn es ermöglichte ihm, mit den Besten der Besten zusammenzuarbeiten, und ihrer
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