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057 - Der Teufel führt Regie

057 - Der Teufel führt Regie

Titel: 057 - Der Teufel führt Regie
Autoren: A.F.Morland
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nichts dagegen, wenn du ein bißchen selbständiger wärst, Junge. Du hättest ruhig von selbst darauf kommen können, sie zu verscheuchen.«
    Der Lieutenant schwieg. Sie waren Freunde, aber wenn Al sich aufregte, wurde er manchmal ungenießbar. Da war es dann ratsam, den Mund zu halten.
    Captain Brewster schüttelte verwundert den Kopf. »Ich möchte bloß wissen, wie es der Kerl dort drinnen so lange ohne Gasmaske aushält.«
    ***
    Geduckt lag der Werwolf auf einem grauen, stellenweise mit Moos bewachsenen Felsen.
    Die Schritte eines Menschen tappten heran, verharrten, tappten weiter durch den Nebel. Schwaden krochen wie Gespenster in den Zuschauerraum, und die Menschen hatten das Gefühl, Kälte würde in ihre Knochen sickern.
    Sie fröstelten und verfolgten schaudernd, was Atax neu für sie inszeniert hatte. Nichts passierte mehr so, wie es im Drehbuch gestanden hatte, wie es verfilmt worden war, wie es Gary London schon mehrmals gesehen hatte.
    Das Finale brachte einen blutigen Triumph des Bösen.
    Der Wolf spannte die Muskeln, und es gab einige im Zuschauerraum, die dem ahnungslosen Opfer eine Warnung zurufen wollten, aber die Angst schnürte ihnen die Kehle so sehr zu, daß sie keinen Laut über die Lippen brachten.
    Das Monster sprang.
    Der Mann brach schreiend zusammen.
    Ein Mann lebte jetzt nur noch, und den jagte die Bestie gnadenlos. Ein Kinosaal voller Menschen blickte durch das Fenster des Grauens in eine entsetzliche Wirklichkeit.
    Der Mann lief um sein Leben. Immer wieder drehte er sich um. Das Gewehr schwang mit, und er zog den Stecher durch. Der Schuß peitschte, und die Kugel, die den Werwolf verfehlte, sauste durch den Kinosaal.
    »Mein Gott«, stöhnte Hank Parrish verstört. »Der schießt wirklich… Das sind echte Kugeln! Runter, Rebecca! Geh in Deckung!«
    Er griff nach ihrem Nacken, packte fest zu und zog sie mit sich auf den Boden.
    Sie quietschte erschrocken, als sie vom Stuhl fiel.
    Die nächste Kugel bohrte sich in die Lehne jenes Stuhls, auf dem Hank Parrish noch vor wenigen Augenblicken gesessen hatte.
    »Heilige Madonna!« entfuhr es dem jungen Mann, und er spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich.
    Wenn er nicht so prompt reagiert hätte wäre er jetzt tot gewesen. Getötet von einer zum Leben erwachten Filmfigur. Wahnsinn war das.
    Rebecca Rowland zitterte und weinte. »Hilf mir, Hank!« flehte sie. »Bitte, bitte hilf mir!«
    Das hätte er gern getan, aber er wußte nicht, wie. Was er für sie tun konnte, war schon geschehen. Nun blieb ihnen nichts weiter übrig, als abzuwarten.
    Begreifen konnte Hank nicht, was passierte, aber er war sicher, daß er in diesem Kino nicht der einzige war, dem es so ging.
    Er versuchte nicht, zu verstehen, weil er wußte, daß es ihm ohnedies nicht gelingen würde. Er konnte sich nur mit den Tatsachen abfinden - und reagieren, wenn es brenzlig wurde.
    Hoffentlich geht das für uns gut aus! dachte er und preßte die bebenden Kiefer fest zusammen.
    Der Mann, hinter dem der Wolf her war, verfeuerte seine letzte Kugel. Das Geschoß bohrte sich in die Wand. Putz rieselte auf den Mann, der darunter saß. Er zog verstört den Kopf ein.
    Die Bestie trieb ihr Opfer in die Enge.
    Da war ein Schloßhof mit hohen grauen Mauern. Unkraut wuchs aus den Rissen. Der Verfolgte sprang hinter eine Schlehdornhecke.
    Die Angst, die auf seinem Gesicht lag, war nicht gespielt, sie war genauso echt wie der Mann selbst und das mordlüsterne Ungeheuer.
    Das Opfer drehte die leergeschossene Waffe um, schloß die Hände um den brünierten Lauf. Jetzt war das Gewehr eine Keule.
    Damit wollte sich der Mann bis zum letzten Atemzug verteidigen. Gespannt starrte er in die Dunkelheit. Gerade eben noch hatte er das Monster gesehen, nun war es verschwunden, aber der Mann atmete nicht erleichtert auf.
    Er wußte, daß die Gefahr nach wie vor vorhanden war. Wenn er den Wolf auch nicht sehen konnte, so spürte er doch, daß das Tier ganz in seiner Nähe war.
    Der Schweiß glänzte auf seiner Stirn, und jedes Geräusch erschreckte ihn. Fortwährend zuckte er heftig zusammen, wandte sich mal hierhin, mal dahin.
    Das Grauen, das ihm tief in den Knochen steckte, war ihm deutlich anzusehen, und etwa zweihundert Menschen im Kinosaal bangten um sein Leben.
    Allen schien klar zu sein, daß er sterben würde. Es hätte die Möglichkeit bestanden, ihm beizustehen, doch keiner brachte den Mut auf, sich zu erheben.
    Der Vollmond hing über dem alten, unheimlichen Schloß. Der Mann stand im
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