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057 - Das Gespensterschloß

057 - Das Gespensterschloß

Titel: 057 - Das Gespensterschloß
Autoren: Peter Randa
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Ligniere?“ fragt Martin.
    „Stimmt.“
    Nichts ist mehr von Bedeutung für ihn.
    Simones Blick ist auf den seinen geheftet, sie lächelt sanft und tritt herzu.
    „Gib mir mein Herz zurück.“
    Bernard taumelt, er wird seiner Erregung kaum mehr Herr. Er wendet sich zu Jacques um, der lässig mit den Schultern zuckt.
    „Sicherlich wird es einige Komplikationen geben, zumindest anfänglich. Wir konnten nicht voraussehen, daß Djalli sich in Sie verlieben würde.“
    In Sie! Sein bester Freund. Martin wittert ein Drama, eine Anomalie.
    „Es fehlt noch Djalli.“
    „Das bin ich“, erwidert Simone.
    „Sie?“
    „Ein Kosename, mit dem man mich nennt.“
    „Schon lange?“
    „Seit gestern.“
    Martin erklärt: „Im Dorf haben wir, gemeinsam mit Herrn Ligniere, von der Sippengeschichte der Derais gesprochen. Der Name Djalli gehört dazu.“
    „Na und?“
    Jacques hat den Einwurf gemacht, mit einer trockenen Stimme, die merkwürdig an die Stimme der Derais erinnert, aber das kann allein Bernard beurteilen.
    „Na und? Was ist verwunderlich daran, daß Simone diesen Beinamen gewählt hat, da wir uns entschlossen haben, Wilhelm das Schloß abzukaufen?“
    „Sie … oder Herr Ligniere?“
    „Das spielt künftighin keine Rolle, wir sind für immer miteinander verbunden.“
    „Kennen Sie den Preis des Schlosses?“
    „Der Obolus für Charon.“
    „Wir werden übrigens mit Ihnen ins Dorf hinunterfahren“, setzt Jacques sarkastisch hinzu. „Voraussichtlich übernachten wir im Gasthof.“
     

     
    Wahrheit – wie viele Verbrechen werden in deinem Namen begangen.
     
    DANTON

 
     

     
    Psychiatrische Klinik in B. – Doktor Wollandry empfängt Inspektor Martin und Jacques Riviere in seinem Ordinationszimmer. Er bittet sie, Platz zu nehmen, dann setzt er sich seinerseits hinter seinen Schreibtisch.
    „Sie haben den Patienten gesehen, meine Herren. Was möchten Sie wissen, Inspektor?“
    „Bernard Ligniere hat einen schweren Nervenschock erlitten. Nicht die Vorgänge im Schloß während der Nacht des 23. Dezembers haben ihn ausgelöst, sondern etwas anderes, das sich am folgenden Tag ereignet haben muß. Ich möchte gern Genaueres über die Art dieses Nervenschocks erfahren.“
    Wollandry faltet seine feingliedrigen, langen Hände.
    „Ligniere hat sich geängstigt. Allem Anschein nach hat er einer Metamorphose beigewohnt. Worin sie bestand, wissen wir nicht, auf jeden Fall muß sie eine furchtbare Wirkung auf ihn ausgeübt haben. Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, daß die Vision, die er hatte oder zu haben glaubte, ihn tief gezeichnet hat, und daß er sie heute transponiert. Er bildet sich ein, ein Frauengesicht könne sich verwandeln … unter der Einwirkung von Küssen – sexuelle Zwangsvorstellung, und wenn man die betreffende Frau hinreichend liebt – moralische Besorgnis. Diese Deformation hat die seelische Störung bewirkt, aber es liegen noch andere, sagen wir: zweitrangige vor. Er faselt, redet von den Toten, vom Fortleben der Toten, von einer ständigen Gegenwart der Toten um uns und in uns. Er hat sich wohl intensiv mit dem Okkultismus beschäftigt?“
    „Stimmt“, bemerkt Jacquej trocken.
    „Er hatte mir nichts davon gesagt“, erwidert Martin.
    „Sie haben ihn nur ein paar Stunden gesehen.“
    „Ein verschrobener Mensch kann nicht umhin, auf seine Schrullen anzuspielen, zumal wenn die Umstände dazu herausfordern – und sie taten es.“
    „Ich bereue es sehr.“
    „Was wollen Sie damit sagen?“
    „In jener Nacht im Schloß haben wir uns einen Spaß daraus gemacht, ihm Angst einzujagen, weil er so gern den starken Mann spielt.“
    Es hat nicht den Anschein, als bereue er irgend etwas. Völlig gelassen schaut er den Inspektor an.
    Jemand klopft an die Tür. Der Arzt drückt auf einen Knopf, und wenige Augenblicke danach betritt ein strahlend junges Mädchen das Sprechzimmer. Strahlend ist ein viel zu schwacher Ausdruck. Martin kommt sie wie eine Märchenprinzessin vor.
    „Oh, Djalli!“ ruft Jacques aus, „bist du bei Bernard gewesen?“
    „Ja.“
    „Keine Veränderung?“
    „Keine. Er fürchtet sich immer noch vor mir. Er liebt mich, und ich jage ihm Angst ein. Schließlich mußten wir ja darauf gefaßt sein.“
    „Ich habe eine Frage an Sie, gnädige Frau“, sagt Wollandry. „Warum sagen Sie immer noch zu ihm: ‚Beim nächsten mal werden wir wieder zueinanderfinden’, wo Sie ihn doch selbst für unheilbar halten?“
    „Er versteht mich, und darauf kommt es
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