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0564 - Die Gruft der schwarzen Wölfe

0564 - Die Gruft der schwarzen Wölfe

Titel: 0564 - Die Gruft der schwarzen Wölfe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fenrir. Ihr seid doch nicht meine Eltern, denen ich meine Braut vorstellen müßte!
    »Dann erzähl uns eben etwas«, griff Nicole Zamorras Vorschlag auf. »Wie und wo habt ihr euch kennengelernt?«
    Sie spürten beide, daß sich Fenrir nun doch recht unwohl fühlte. Die Frage berührte doch etwas arg seine Privatsphäre - er selbst war in dieser Beziehung nicht so zimperlich, aber mit dieser Eigenheit, die der telepathische Wolf nun einmal hatte, mußte und konnte man leben. Denn so wenig er die Intimsphäre anderer respektierte, so wenig ging er auch damit hausieren - Dritten gegenüber schwieg er sich sowohl über sich selbst als auch über andere aus.
    »Na schön«, sagte Nicole. »Wenn du nicht willst, können wir dir natürlich auch nicht helfen. Sieh’s nicht als Erpressung, sondern als Notwendigkeit.« Fenrir nickte mit seinem kantigen Wolfsschädel.
    Er wußte sehr wohl, mit wem er zu tun hatte - immerhin besaßen Nicole und Zamorra ebenfalls telepathische Fähigkeiten, die mehr oder weniger stark ausgeprägt waren. Gewissermaßen waren sie alle drei vom gleichen Schlag. Dennoch fiel es Fenrir weniger leicht, ihnen zu vertrauen.
    Aber dann tat er es doch. Schließlich war er nicht umsonst zu seinen Freunden gekommen.
    ***
    »Hunde«, sagte Jerome Vendell. »Große Hunde, wahrscheinlich Wölfe, wie ich bereits in den Bericht geschrieben habe. Daß es in Frankreich keine Wölfe zu geben hat, interessiert mich dabei einen feuchten Kehricht, Robin. Ich hoffe, Sie halten meine Leute und mich nicht für zu blöde, Spuren zu erkennen, wo wir sie sehen.«
    Pierre Robin hatte vorsichtshalber nachgefragt. »Und wirklich keine menschlichen Spuren, abgesehen von denen Aranets und Marceaus?«
    Vendell seufzte.
    »Natürlich gibt es Spuren von Menschen. Aber nicht dort, wo Aranet umkam. Da waren nur die Hunde - oder die Wölfe. Sicher -jetzt gibt es da auch Spuren von Menschen. Aber die sind von uns.«
    »Ich wollt’s nur noch einmal hören«, sagte der Chefinspektor. »Wie sieht es in größerem Umkreis aus? Könnte jemand in der Nähe gewesen sein, der eine Meute auf das Opfer gehetzt hat?«
    »Den Spuren nach zu schließen, ist das ausgeschlossen«, wehrte Vendell ab. »Himmel, was wollen Sie hören, Robin? Wo nichts ist, können wir auch nichts finden! Schließlich haben wir alle unser Handwerk gelernt! Wenn Sie mich fragen, ist das nichts für die Mordkommission, sondern eher fürs Forstamt.«
    »Ich will ganz sichergehen«, erwiderte Robin. »Sie haben recht, ich möchte diesen Fall so schnell wie möglich weiterschieben. Also, menschliche Einwirkungen sind absolut ausgeschlossen?«
    »Ja, zum Teufel! Es sei denn, irgendein Rechtsverdreher findet noch ein Haar in der Suppe! War’s das jetzt, oder haben Sie noch ein paar Probleme, bei deren Vergrößerung ich Ihnen helfen kann?«
    »Schon gut«, murmelte Robin. »Ich weiß jetzt, was ich wissen wollte.«
    Aber immer noch war er sich nicht sicher, ob er die Akte wirklich schließen konnte. Vielleicht war es eher ein Fall für seinen Freund Zamorra.
    Robin überlegte, ob er sich zunächst Rückendeckung bei Staatsanwalt Gaudian holen sollte. Der stand den übersinnlichen Phänomenen nicht unbedingt ablehnend gegenüber, mußte aber auch stets überlegt taktieren, um sich nicht lächerlich zu machen.
    Robin entschied sich dagegen. Er brauchte erst Fakten. Auch Gaudian würde darauf bestehen. Und Robins Entscheidungsbefugnisse reichten immerhin soweit, daß er einen »Gutachter« bestellen konnte.
    Und warum sollte das nicht Professor Zamorra sein?
    Robin griff zum Telefon, um den Mann aus dem benachbarten Département anzurufen.
    ***
    Zia Thepin gab ein leises Stöhnen von sich. Keiner der anderen achtete darauf. Sie war froh, daß sie auch unter dem Bann des Fluches zumindest einen Teil ihrer Privatsphäre behalten hatte.
    Privatsphäre? Was war das?
    Ein Begriff aus ihrer früheren Zeit, ehe der Fluch sie strafte!
    Ehe Lucifuge Rofocale sie strafte…
    So viele Begriffe, die sie nicht mehr kannte, nicht mehr einordnen konnte. Sie mußte sie erst wieder ins Gedächtnis zurückholen. Und dieses Gedächtnis wollte sie immer wieder im Stich lassen!
    Lucifuge Rofocale…
    Wer war das…?
    Wer oder was stand hinter diesem Namen?
    Sie wollte nicht ein Wolf unter Wölfen sein! Sie fühlte, daß sie einmal ganz anders gelebt hatte. Doch die Sonne war ihr Feind geworden.
    Aber jener von ihrer Art, der dennoch ganz anders war, war nicht ihr Feind!
    ... oder vielleicht
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