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0562 - Mordnacht in Paris

0562 - Mordnacht in Paris

Titel: 0562 - Mordnacht in Paris
Autoren: Jason Dark
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entgegen. »Fürchtest du dich vor mir, Buckliger?«
    Quasimodo gab keine Antwort.
    »Fürchtest du dich vor deinem Retter?«
    Das letzte Wort meißelte sich im Gehirn des Selbstmordkandidaten fest. Retter, hatte er gesagt. Wollte der Teufel ihn tatsächlich vor dem Tod retten? War er nicht schon dabei? Normalerweise hätte der Bucklige längst zerschmettert im Park liegen müssen.
    Auch seine Flugrichtung hatte sich verändert. Er fiel nicht mehr direkt der Tiefe entgegen. Der Halbbogen hatte einen größeren Umfang bekommen.
    Jemand leitete ihn wie der Strahl eines Radargerätes. Nein, das bildete er sich ein. Die Stimme, der Fall, die Gedanken – das alles spielte sich bestimmt nur im Bruchteil einer Sekunde ab und nicht über Minuten hinweg, wie es ihm vorkam.
    »Ich will tot sein!« schrie Quasimodo gegen den Fallwind an. »Ich will einfach tot sein!«
    »Weshalb denn?«
    »Ich kann nicht mehr leben! Ich bin von den Menschen ausgesto ßen worden. Sie haben mich nur gequält, sie haben mich fertiggemacht, mich, den Buckligen.«
    Da lachte der Teufel, falls er es überhaupt war. Wieder umgab sein Gelächter den Fallenden wie ein brausender Orkan. »Das ist doch alles Unsinn.«
    »Nein, es stimmt!« brüllte der Bucklige.
    »Das will ich nicht bestreiten. Ich jedoch gebe dir die einmalige Chance, es ihnen heimzuzahlen.«
    »Wieso?«
    »Indem ich dir das Leben schenke, es dir zurückgebe. Ganz wie du willst. Dann kannst du sie dir holen, einen nach dem anderen. Räche dich! Mache sie fertig!«
    Das hörte sich nicht schlecht an. Allein, er konnte es nicht glauben.
    Sich an den Menschen rächen, es ihnen heimzahlen können. Davon hatte er oft geträumt.
    »Wie denn?« schrie Quasimodo in den Fallwind hinein. »Wie soll ich mich rächen?«
    »Indem du sie…« Der Teufel lachte. »Aber das überlasse ich dir. Ich werde dafür sorgen, daß du unsterblich wirst, wenn du mir versprichst, etwas zu geben.«
    »Was soll das sein?«
    »Deine Seele. Was sonst?«
    Ja, was sonst? Mochte der Bucklige auch kein schöner Anblick sein, ein Dummkopf war er nicht. Er wußte sehr wohl, was er damit abgab, seine Seligkeit. Und was würde er dafür bekommen. Der Teufel wollte ihn unsterblich machen, ihm möglicherweise ein anderes Aussehen geben. Vielleicht konnte er ihn zu einem schönen, jungen. Mann machen, auf den die Frauen flogen.
    »Überlege nicht zu lange!« hallte ihm die Stimme des Höllenherrschers entgegen. »Du mußt dich entscheiden, schnell, sehr schnell sogar.«
    Der Teufel hatte nicht gelogen. Für ihn wurde es tatsächlich Zeit, denn der Erdboden raste auf ihn zu. Aus der Tiefe stieg er ihm entgegen, und er brachte die Dinge mit, die auf ihm wuchsen.
    Die Bäume, die Häuser in der Nähe, all das wuchs regelrecht zusammen und saugte ihn an.
    Lichter schwammen als tanzende Flecken. Der Fallwind biß in seine Haut und rötete sie. Die Haare flatterten, als sollten sie vom Kopf abgerissen werden.
    »Noch einmal!« rief der Teufel. »Entscheide dich, und entscheide dich jetzt!«
    Der Bucklige gab eine Antwort.
    »Jaaa!« brüllte er. Und noch einmal:
    »Jaaa, ich will!«
    Dann schlug er auf!
    ***
    Es war kein Schlag, ein Explosion, ein Gefühl des Horrors. Der Bucklige wurde zerrissen, zerstört. Farben umtanzten ihn, der Kopf schien den Weg wieder zurückfliegen zu wollen. Die Nacht detonierte, wurde in Stücke gerissen wie er selbst.
    So also war der Tod…
    Er dachte nicht mehr weiter, er lag auf dem Boden, verkrümmt zwischen zwei Bäumen und dicht vor dem Rand einer Mauer, über der sich ein Plateau befand, das zu den eigentlichen Türen und Toren der Kirche führte.
    So also war der Tod…
    Der Bucklige richtete sich auf. Er hatte viel über den Tod gelesen.
    Manche Schriftsteller hatten beschrieben, wie es sein würde, wenn das Jenseits die Menschen umfing. Viel Licht, kein normales Leben mehr, eher ein Schweben und dabei eins zu sein mit den Geistern, den Engeln, den Toten und dem Allerhöchsten.
    Ihm war kalt…
    Das wunderte den Buckligen. Konnte es im Jenseits Kälte und Wärme geben wie auf der Erde?
    Daran wollte er nicht glauben. Woher also kam die Kälte, die der Wind mitbrachte.
    Unter sich spürte er einen harten Widerstand. Also schwebte er auch nicht. Da war etwas anderes mit ihm geschehen. Er versuchte es, und es gelang ihm tatsächlich, den Kopf zu heben.
    Doch nicht nur ihn. Er konnte auch seinen Körper bewegen, zog den Arm an, stützte sich ab und stellte sich auf die Füße. Schwankend und
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