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0562 - Mordnacht in Paris

0562 - Mordnacht in Paris

Titel: 0562 - Mordnacht in Paris
Autoren: Jason Dark
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breitbeinig blieb er stehen, wühlte mit beiden Händen durch sein Haar und spürte, daß der Buckel schmerzte.
    Wieso spürte er Schmerzen? Als Toter war er dagegen unempfindlich, das wußte er auch. Oder war er nicht tot? Er schaute nach vorn, ging die ersten Schritte und wunderte sich darüber, daß der Widerstand unter seinen Füßen nicht verschwand. Also bewegte er sich nicht auf den Wolken oder im luftleeren Raum, er stand auf dem Boden.
    Und er dachte an die jüngste Vergangenheit. Vom Dach der Kirche hatte er sich in die Tiefe stürzen wollen. Er war auch gefallen, aber da war plötzlich die Stimme gewesen. Dieser Sprecher hatte sich als der Teufel vorgestellt.
    Quasimodo war völlig durcheinander. Irgend etwas stimmte nicht oder war ganz anders geworden. Er drehte mühsam den Kopf nach rechts. Eine einsame Laterne gab ihr weißblau schimmerndes Licht ab, das nur mühsam den mit dunklem Wintergras bedeckten Boden erreichte. Erste Regentropfen fielen aus den Wolken. Als lange Schnüre liefen sie quer durch den Lichtschein der Lampe.
    Der Bucklige blinzelte. Für einen Moment hatte er daran geglaubt, daß dort jemand stehen würde. Als er noch einmal hinschaute, fiel ihm auf, wie das Licht flackerte. Es zuckte dabei so heftig, als wollte es ihm ein Zeichen geben.
    Nicht das Licht gab ihm ein Zeichen, sondern die Gestalt, die plötzlich vor dem Pfahl der Laterne stand. Sie sah sehr düster aus und schien über dem Boden zu schweben. Von ihrem Gesicht war trotz der Helligkeit nichts zu erkennen. Es lag im Schatten, obwohl es da gar nicht hätte liegen dürfen.
    Wer war die Gestalt?
    Der Bucklige bekam es mit der Angst zu tun. Er wollte sich zurückziehen, als er die Stimme hörte, denn der Fremde hatte ihn sehr genau beobachtet.
    »Nein, bleib hier!«
    Der Bucklige hörte den harten Klang der Stimme. Seine Haare im Nacken stellten sich hoch. Plötzlich war die Erinnerung da. Diese Stimme kannte er. Es lag noch nicht lange zurück, als er sie gehört hatte. Nur Minuten, während des Falls.
    Sollte das der Teufel gewesen sein?
    Quasimodo stieß einen zischenden Laut aus, und die Gestalt bewegte sich auf ihn zu.
    Obwohl sie dabei den unmittelbaren Umkreis des Lichtscheins verließ, gelang es dem Buckligen, sie jetzt besser zu erkennen. Vor allen Dingen ihr Gesicht, das einen helleren Farbton annahm und matt wie Blei glänzte.
    Ein Gesicht aus Metall?
    Das konnte er kaum glauben, und doch entdeckte er im Gesicht die beiden kalten Augen, die einen rötlichen Schein bekommen hatten. Auch erinnerten ihn die Züge an eine dreieckige Maske, wobei die Stirn ungewöhnlich breit war.
    »Na?« fragte die Gestalt.
    Der Bucklige stand da und schluckte. Fahrig wischte er seine Hände an der schmutzigen Kleidung ab, seine grauen Lippen zuckten.
    Er wußte nicht, was er noch sagen sollte, aber er schaffte es, der Gestalt zuzunicken.
    »Ich habe dich gerettet, mein Freund?« Der andere streckte ihm die Hand entgegen.
    Nein, eine Klaue. Die Haut war dunkel. Und so glänzten auch die langen Fingernägel, als wären sie noch nachträglich poliert worden.
    Der Bucklige spürte die Aura des Schreckens, die der andere abgab und sich daran erfreute.
    Quasimodo fiel es schwer, Worte zu finden. Er mußte ein paarmal Luft holen, bis er es schaffte. »Der Teufel!« hauchte er. »Du… du bist, tatsächlich der Teufel …«
    »Ja, das bin ich, mein Freund. Ich sage bewußt Freund zu dir, denn wir sind jetzt Freunde.«
    »Warum? Ich…«
    »Habe ich dir nicht das Leben gerettet?«
    »Schon, aber…«
    »Kein Aber, Quasimodo. Ich gebe dir die Chance, es allen zurückzuzahlen. Du lebst. Ist das nicht wunderbar? Aber du lebst nicht nur in dieser Zeit, ich habe dir noch eine besondere Gabe mit auf den Weg gegeben. Du kannst verschwinden und gleichzeitig die Vergangenheit wieder lebendig machen. Das ist ungewöhnlich, es ist einfach phänomenal. So etwas gelingt sonst nur Wesen, die man nicht als Menschen bezeichnen kann. Man wird dich beneiden, falls man noch dazu kommt. Räche dich, zahle es ihnen heim. Bringe mir ihre Seelen. Zeichne deine blutige Spur durch Montmartre. Du, ein Toter, der nicht mehr getötet werden kann, wirst dich zum Schrecken von Paris hochschwingen. Die Menschen werden vor dir zittern, sie werden dich jagen, vielleicht sogar stellen, aber dann werden sie merken, daß sie dir nichts antun können, denn du bist besser als sie. Du stehst über ihnen, du bist derjenige, der unter dem direkten Schutz der Hölle steht. Hier hast
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