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0562 - Kurier nach Sol

Titel: 0562 - Kurier nach Sol
Autoren: Unbekannt
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dann müßten die ersten Vorposteneinheiten spätestens zwei Stunden nach dem Schirmdurchbruch aufgetaucht sein.
    Offensichtlich geht es hier im Schwarm anders zu. Die Leute sind nicht so auf der Hut, oder sie haben nicht so viele Fahrzeuge. Auf jeden Fall sitzt der Chef auf glühenden Kohlen und wünscht sich und uns dringend woandershin."
    „Und deine private Meinung? Pollack sagt, er braucht noch drei bis vier Stunden bis er die Triebwerke instand gesetzt hat. Halten wir es solange aus?"
    „Die Triebwerke sind nicht das einzige. Wir können die Triebwerke nur einsetzen, wenn der Antigrav funktioniert.
    Vorläufig arbeiten zwölf Mann am Triebwerksektor und nur vier am Antigrav.
    Rechne noch eine gute Stunde für den Antigrav dazu." Er nippte an seinem Becher. „Meine Meinung? Ich habe keine.
    Nicht genug Grundlage." Er stand auf. „Nur ein Gefühl habe ich."
    „Und...?"
    „Daß es hier bald verdammt mulmig werden wird."
     
    *
     
    Um fünfzehn Uhr wurde das Triebwerk als soweit wiederhergestellt gemeldet, daß nur noch kleinere Aufräumarbeiten nötig waren. Die Leute, die bisher an den Triebwerken gearbeitet hatten, wurde bis auf drei zum Antigrav geschickt. Eine weitere Gruppe hatte inzwischen auch die zweite Hälfte des Rechners wiederhergestellt. Die Ortung funktionierte jetzt einwandfrei.
    Noch immer hatte sich kein Fahrzeug der Schwarmflotte gezeigt.
    Orin Ellsmere, der die zuletzt immer mächtiger werdende Müdigkeit durch ein Medikament überwunden hatte, tat Dienst im Kommandostand. Jetzt, da die SHANTANG sich wieder in navigierbarem Raum befand, hatte der Che-borparner das Kommando übernommen und amtierte als Chefpilot. Waringer und Hung-Chuin leiteten die Reparaturarbeiten und befanden sich irgendwo in den Tiefen des Fahrzeugs.
    Ellsmere war dabei, die Ortermechanismen zum dutzendsten Mal zu überprüfen, als der Chef nach ihm rief.
    „Ich traue dem Frieden nicht, Ellsmere. Wenn die Schwarmflotte in diesem Augenblick auf uns zukäme, was würden Sie tun?"
    Ellsmere hatte sich dieselbe Frage hundertmal durch den Kopf gehen lassen, ohne eine Antwort zu finden.
    „Wahrscheinlich die Hände falten und beten, Sir", erwiderte er ernst.
    „Das genügt nicht, mein Freund. Ich möchte, daß Sie sich den Kopf ein wenig nachdrücklicher darüber zerbrechen. Waringer und Chuin sind beschäftigt, ich muß hier aufpassen. Bleiben nur noch Sie. Sie werden ab sofort zum Nachdenken abgestellt.
    Finden Sie einen Trick, mit dem wir den Feind hinhalten können.
    Ellsmere salutierte. Im stillen bedachte er den Gehörnten mit einigen unfrommen Wünschen. Er fühlte sich wie einer, dem man aufgetragen hatte, das Perpetuum mobile zu erfinden. Er brauchte Hilfe. Er brauchte frische Gedanken.
    Er suchte den Sergeanten und fand ihn schließlich im Rechnerraum.
    „Was gibt's Neues, Sir?" strahlte Pollak. Jetzt, da er wieder mit dem Rechner herumspielen durfte, war er selig.
    Ellsmere wiederholte mit knappen Worten den Auftrag, den er von Cheborparczete Faynybret erhalten hatte.
    „Und da du der Welt einfallsreichster Mann bist", schloß er, „wende ich mich hiermit mit meinem Kummer an dich."
    Pollack stöhnte. „Ohne Freunde, die mir solche Gefallen tun, wäre das Leben viel schöner." Er starrte eine Zeitlang vor sich hin. Dann hob er den massiven Schädel und sagte: „Wenn man die SHANTANG unsichtbar machen könnte ..."
    Er kam nicht weiter. Sirenen heulten auf. Ellsmere horchte auf den merkwürdigen, auf- und abschwingenden Klang. Das war eine Art Alarm, die noch nicht viele Leute zu hören bekommen hatten. Strukturalarm!
    Die Schwarmflotte war da!
     
    2.
     
    Gelassen schaltete Pollak einen der kleinen Meßschirme ein, die sein Kontrollpult umgaben. Das Orterbild wurde sichtbar.
    Am oberen linken Rand des Schirms war ein Schwarm von winzigen Punkten aufgetaucht. Ellsmere schätzte im Überschlag auf fünfzehn bis zwanzig Punkte. Sie verharrten fast reglos. Nur wenn er lange hinsah, bemerkte er, daß sie langsam in Richtung des Schirmzentrums trieben.
    Pollack tippte auf der Konsole. Serien von Ziffern huschten über andere Bildschirme.
    „Abstand dreiundachtzig Einheiten", verkündete er monoton.
    „Geschwindigkeit sechzig Prozent Licht. Fahrtvektor null bei null!"
    Er wandte sich um und erläuterte mit väterlicher Herablassung: Ellsmere hob die Hand und machte eine abwehrende Geste.
    „Du hast mich da auf eine Idee gebracht ..."
    „Was denn, mit null bei null?"
    „Ach was ..."
    Der Interkom begann zu
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