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056 - Metropole der Angst

056 - Metropole der Angst

Titel: 056 - Metropole der Angst
Autoren: A.F.Morland
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Schockszenen verharmloste er, so gut es ging. Er behauptete, bevor es grausig würde, würde immer abgeblendet. Er sagte, er wisse das von seinem Freund Gary London, der sich den Streifen schon ein paarmal angesehen hätte.
    Diesem Gary London saß er jetzt grinsend gegenüber. »Ich bin neugierig, ob es bei Rebecca klappt.«
    London lächelte zuversichtlich. »Es muß. Der Horror in diesem Film ist zu stark, das halten Rebeccas Nerven nicht aus. Sie wird bei dir schlotternd Schutz suchen, und wenn du's geschickt anstellst, wird sie mit allem einverstanden sein, was du tust, denn es wird sie ablenken. Wann triffst du sie?«
    »In einer halben Stunde.«
    »Du besuchst mit ihr die Neun-Uhr-Vorstellung?«
    Parrish nickte mit glasigen Augen.
    Gary London lachte verhalten. »Ich werde auch da sein.«
    Hank Parrish staunte. »Was denn? Schon wieder? Mann, wie oft hast du diesen Film denn schon gesehen?«
    »Ganz gesehen habe ich ihn noch nie. Ich war ja immer zumindest ab der Mitte schwer beschäftigt.«
    »Meine Güte, bist du ein Schlitzohr. Wer ist denn diesmal dran?«
    »Phyllis Tyler.«
    »Und was ist mit Linda Caan?«
    London winkte ab. »Die gehört der Vergangenheit an.«
    Parrish wollte sich noch einen Cuba libre bestellen, doch sein Freund riet ihm davon ab.
    »Wenn du noch was von Rebecca haben willst, solltest du dir einen klaren Kopf bewahren«, sagte Gary London. »Der Film macht die Weiber zwar zugänglich, aber wenn du dich wie ein besoffener Tölpel benimmst, läuft trotzdem nichts.«
    »Ich bin so schrecklich nervös. Du weißt, wie sehr ich auf Rebecca stehe. Ich habe bisher nur die Finger von ihr gelassen, weil ich wußte, daß ich sowieso nichts bei ihr erreiche. Das soll heute abend auf einmal anders werden… Ich kann's einfach nicht glauben.«
    Gary London lachte. »Du wirst es erleben. Der Trick funktioniert todsicher.«
    Auch Parrish lachte. »Du gottverfluchter Halunke.«
    »Man muß die Feste feiern, wie sie fallen«, erwiderte London amüsiert, und er gab dem Freund noch ein paar wertvolle Tips.
    Angst, Grauen, Horror, Panik, Tod… Das, und noch vielmehr bot der dreidimensionale Streifen, der allmählich zum Stadtgespräch avancierte. Die Vorstellungen waren fast immer ausverkauft.
    Die Menschen kamen in Scharen, um sich zu gruseln, doch keiner kam auf die Idee, daß der Horror einmal wahr werden könnte…
    ***
    Atax befand sich seit der 3-Uhr-Vorstellung im Kinocenter.
    Als Larry Bloom bediente er die Apparate. Zum drittenmal sah er den Schreckensfilm, der nur für starke Nerven war. Auf der Kinoleinwand tobte das dreidimensionale Finale, und Pino Genoffrios beklemmende Darstellungskraft schlug die Zuschauer in ihren Bann.
    Die aufwühlende Musik, mit der die Schockszenen unterlegt waren, wirkten auf das Publikum wie schmerzhafte Geißelschläge. Die Menschen sanken in den Sesseln furchtsam zusammen und sehnten das Ende des Werwolfs herbei.
    Atax lachte knurrend.
    Noch war alles nur ein Film, aber so sollte es nicht bleiben. Draußen würde bald der Vollmond aufgehen, die Nacht für Werwölfe würde anbrechen.
    Dann sollte das Grauen zuschlagen.
    Aus dem Film, der erfundenen Geschichte, würde schreckliche Realität werden. Atax, die Seele des Teufels, wollte mit seiner unermeßlichen Kraft ein Höllenepos schaffen, das diesen Kinosaal sprengte.
    Das Grauen sollte New York überfluten. Niemand sollte es aufhalten können. Wie eine riesige Springflut sollte es über die Weltstadt herfallen und die Menschen mit höllischer Gewalt erdrücken.
    Und Pino Genoffrio… Der Schauspieler erweckte den Anschein, als würde er den Werwolf nicht nur spielen, sondern tatsächlich einer sein.
    In Atax' Augen war der Mann ein Frevler. Vielleicht hatte er sich in den Pausen der Dreharbeiten sogar über die Person, die er im Film verkörperte, lustig gemacht.
    Diese Schauspieler hatten ja vor nichts Respekt.
    Atax wollte ihm diesen Respekt beibringen. Er würde eine Verbindung zwischen dem Mann auf der Leinwand und der Person des Schauspielers herstellen.
    Dies war allerdings nur möglich, solange sich Pino Genoffrio in New York aufhielt. Über die Stadtgrenzen hinaus hätte ihn Atax' schwarze Kraft nicht erreicht.
    Genoffrio hatte den Werwolf bisher nur erschreckend echt gespielt.
    Nun wollte ihn Atax zum Höllenwolf machen. Es war die Strafe dafür, daß der Schauspieler diese Rolle angenommen hatte.
    Die letzten Szenen flimmerten über die Filmleinwand. Der Wolf starb auf eine grauenvolle Weise. Sein
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