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056 - Metropole der Angst

056 - Metropole der Angst

Titel: 056 - Metropole der Angst
Autoren: A.F.Morland
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Norm?« wollte ich wissen.
    »Ja«, sagte Julie Ross, sich erinnernd. »Der Filmvorführer.«
    Ich war wie elektrisiert. »Was fandest du an ihm nicht normal?« fragte ich schnell.
    »Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, was er mit mir angestellt hat«, sagte das Callgirl. »Das ist mir noch nie passiert. Ich muß geistig völlig weggetreten gewesen sein. Als ich wieder zu mir kam, war der Mann weg.«
    »Hat er bezahlt?«
    »Ja, das Geld lag auf der Kommode. Mehr sogar, als abgemacht gewesen war.«
    »Spürtest du an dir irgendeine Veränderung?«
    »Ich hatte so ein Brennen auf der Haut, und ich fühlte mich schwach. Ich glaubte, ich würde krank werden.«
    Der Filmvorführer war der Mann, dem ich den Besuch von Julies Duplikat zu verdanken hatte. Sie fühlte sich vermutlich deshalb so schwach, weil er ihr Energie entzogen hatte.
    Und das Brennen auf der Haut… Da konnte ich nur mutmaßen. Vielleicht schuf der Mann eine Art magische Gußform, in der dann das zweite Callgirl entstand, und der Kontakt damit rief dieses nachhaltige Brennen hervor.
    Jetzt wollte ich natürlich den Namen des Filmvorführers wissen, aber Julie Ross enttäuschte mich, indem sie sagte, sie kenne ihn nicht.
    »Hat er gesagt, wo er wohnt?« fragte ich.
    »Nein«, antwortete das Callgirl.
    »Von wem wußte er von dir?«
    »Keine Ahnung. Ich bin schon eine Weile in diesem Geschäft. Meine Adresse geht von Hand zu Hand.«
    »Rief der Mann zuerst an oder kam er gleich hierher?«
    »Er läutete an der Tür, so wie du.«
    »Wieso kennst du seinen Beruf?«
    »Er hat ihn mir genannt, aber sonst war er nicht sehr gesprächig, und kurz darauf war ich geistig weggetreten.«
    »In welchem Kino arbeitet er?«
    »Weiß ich auch nicht«, sagte Julie Ross. »Es hat den Anschein, als wollte ich dir nicht mehr über ihn erzählen, nicht wahr? Aber das stimmt nicht, Tony. Allmählich fange ich an, dir zu glauben. Der Kerl hat etwas mit mir gemacht, das mir nicht gefällt, und er hat mich in gewisser Weise für ein Verbrechen benützt. Das schmeckt mir nicht, deshalb würde ich dir gerne helfen, ihn zu kriegen.«
    Das war's dann wohl. Ich wußte, daß sich ein Höllenbastard hinter der Person eines Filmvorführers verbarg, war aber meilenweit davon entfernt, ihm auf die Füße treten zu können.
    In New York gab es Kinos wie Sand am Meer.
    Julie beschrieb mir zwar den Mann ganz genau, aber ich konnte unmöglich alle Kinos in dieser Riesenstadt abklappern. Das war ein Jahresjob.
    Außerdem war nicht sicher, ob der Mann ihr seinen richtigen Beruf verraten hatte. Vielleicht hatte er überhaupt keinen, war nur eine Gestalt, die ein Dämon geschaffen hatte, um sich darin zu verbergen.
    Auch das war möglich.
    Ich erlaubte Julie Ross, sich um ihren Beschützer zu kümmern, und ging frustriert. Für einen Moment glaubte ich, mein Gegner wäre in greifbare Nähe gerückt, und nun war er so weit weg wie der Vollmond, der über New York aufgegangen war.
    Ich schloß die Tür meines Leihwagens auf.
    »Tony! Tony! Warte!«
    Das war Julie Ross. Ich wandte mich um, sie lief auf mich zu.
    »Mir ist noch etwas eingefallen«, sagte das Callgirl, und ich hoffte sofort wieder. »Das Kinocenter, in dem dieser Mann arbeitet, hat einen Horrorfilm im Programm. ›Der Wolf - in 3 D‹. Hilft dir das weiter?«
    »Ich denke schon«, sagte ich. »Danke, Julie.«
    »Mach diesen Teufel fertig, Tony. Ich möchte nicht, daß er noch mal zu mir kommt. Ich habe plötzlich Angst vor ihm.«
    Er würde nicht wiederkommen. Nicht, weil ich ihn daran hindern würde, sondern weil er an dem Mädchen wohl kaum interessiert war. Als ich ihr das sagte, war sie beruhigt.
    ***
    Sie trafen sich in ihrem Stammlokal. Hank Parrish war aufgekratzt. Er trank schon seinen dritten Cuba libre, um so richtig in Form zu kommen, wie er meinte.
    Er hatte Rebecca Rowland gefragt, ob sie mit ihm ins Kino gehen wolle, und sie hatte sich die Antwort reiflich überlegt.
    Hank erzählte ihr eine erfundene Geschichte, behauptete, ein Freund hätte ihn aufsitzen lassen, und nun stünde er mit zwei Kinokarten da, beste Plätze, und keiner hätte Zeit, die Vorstellung mit ihm zu besuchen.
    Rebecca wollte wissen, was für ein Film gezeigt würde. Er sagte »Der Wolf«, und sie winkte sofort ab. Sie interessierte sich nicht für solche Brutalstreifen.
    Parrish mußte seine ganze Überredungskunst aufbieten, um sie doch noch umzustimmen. Er sagte, es wäre ein Superfilm, den man nicht versäumen dürfe. Die
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