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0558 - Aus dem Jenseits entlassen

0558 - Aus dem Jenseits entlassen

Titel: 0558 - Aus dem Jenseits entlassen
Autoren: Jason Dark
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durch die mit dem Gürtel verbundenen Strapse gehalten wurden.
    Erica war eine Klasse für sich, hatte ich mir sagen lassen. Die Haut ihres Puppengesichts besaß einen dunklen Teint, wahrscheinlich war ein Elternteil aus einem außereuropäischen Land gekommen, aber das spielte für mich keine Rolle. Ich war auch nicht in die versteckt liegende Bar gekommen, um Erica zu sehen, ich wollte mit ihr reden, weil sie mich am Telefon darum gebeten hatte.
    Die Aufforderung hatte mich am frühen Morgen erreicht. Ich war noch ziemlich kaputt vom letzten Fall gewesen, der Jane Collins, Bill Conolly, Suko und mich nach Wales geführt hatte, wo wir gegen eine Vampirin kämpfen mußten.
    Wir hatten gewonnen, aber erkennen müssen, daß die alten Blutsauger nach neuen Wegen suchten, um sich in einer modern gewordenen Zeit behaupten zu können.
    In diesem einen Fall war es ihnen nicht gelungen. Bill Conolly hatte Milena Mancow mit der goldenen Pistole erledigt. Aber es ging Schlag auf Schlag.
    Der neue Fall lag an. Ich wußte nicht, wie er sich entwickeln würde.
    Ich war nur der Bitte des Anrufers gefolgt und hockte nun in der verräucherten Bar in Soho. Erica wurde als Sensation vorgestellt.
    Noch empfand ich sie nicht als sensationell. Ebensowenig wie den Whisky, der vor mir im Glas schimmerte. Er war teuer, taugte aber nicht viel.
    Überhaupt gefiel mir die Atmosphäre nicht. Der Raum hätte doppelt so groß sein müssen, um die Menschen zu fassen, die an den winzigen Tischen hockten, zur rot erleuchteten Bühne oder in die ebenfalls roten Lampen auf den Tischen starrten.
    In der Bar hockten überwiegend Männer. Obwohl der Ausdruck Mann nicht so recht stimmen wollte, denn die Typen, die ich als Männer ansah, trugen durchweg Frauenkleidung.
    Ob Mann oder Frau, wer konnte das schon sagen? Als Transvestiten bezeichnete man sie. Männer, die wie Frauen fühlten und nicht unbedingt homosexuell sein mußten. Für mich waren sie bedauernswerte Geschöpfe, die von der Gesellschaft in die Außenseiterrolle gedrängt wurden.
    Die Bar selbst ertrank im Rauch zahlreicher Zigaretten und im Geruch des billigen Parfüms.
    Ich hockte an der Theke. Sie war halbrund und rot lackiert.
    Hinter der Theke bedienten eine Blondine und eine Schwarze.
    Oder waren es ein Blonder und ein Schwarzer?
    So genau konnte ich das nicht feststellen, denn die beiden waren perfekt als Frauen zurechtgemacht.
    Neben dem Glas stand eine Flasche mit Sodawasser. Damit verdünnte ich den Whisky.
    Der Anruf wollte mir nicht aus dem Kopf. Erica hatte davon gesprochen, daß ihr jemand meinen Namen zugeflüstert hatte. Zu diesem Jemand hatte sie Vertrauen gehabt. Ihr Freund war der Meinung gewesen, daß sie sich an mich wenden sollte, weil ich angeblich zu den Beamten gehörte, die ein gewisses Maß an Toleranz auch Minderheiten gegenüber aufbrachten.
    Das stimmte auch.
    Leben und leben lassen. Jeder sollte nach seiner eigenen Fasson selig werden, vorausgesetzt, er hielt sich an die bestehenden Gesetze und fügte anderen kein Leid zu. Auch in der Bar hatte man mich in Ruhe gelassen. Die Gäste spürten, daß ich wie ein Fremdkörper wirkte, aber sie ließen mich sitzen. Keiner von ihnen versuchte, mich anzumachen.
    Erica tanzte weiter. Mir wandte sie ihr Profil zu. Den Rücken hatte sie durchgedrückt, ein schlankes nylonbestrumpftes Bein vorgeschoben, und sie bewegte sich dabei im Rhythmus der Disco-Musik.
    Gleichzeitig öffnete sie die Lederjacke, einen Knopf nach dem anderen. Dabei stieß sie wonnenvolle Schreie aus, über die ich nur lächeln konnte.
    Andere aber waren von ihrem Strip hingerissen. »Alles weg! Los, mach schon, Süße!«
    Erica ließ sich nicht lange bitten. Sie öffnete auch den letzten Knopf und schleuderte die Lederjacke schwungvoll von der Bühne nach hinten gegen einen Vorhang.
    »Yipppiiihhh!« rief sie laut, was mich zu einem Grinsen veranlaßte. Sie präsentierte dem staunenden Publikum ihren blanken Busen.
    Der war schon sehenswert, aber auch normal?
    Daran wollte ich nicht glauben. Wahrscheinlich hatten zahlreiche Spritzen nachgeholfen, um ihn in diese Form zu bringen. Ich interessierte mich für meinen Whisky, den ich stark verdünnt hatte. Die Gäste aber klatschten, sprangen auf und waren begeistert.
    Ein Schatten schob sich an meine rechte Seite. Ich drehte den Kopf.
    Die Rothaarige hatte sich auf den Hocker neben mich gesetzt. Ihr breiter Mund war zu einem Lächeln verzogen. Sie trug ein enges, giftgrünes, tief ausgeschnittenes Kleid,
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