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0558 - Aus dem Jenseits entlassen

0558 - Aus dem Jenseits entlassen

Titel: 0558 - Aus dem Jenseits entlassen
Autoren: Jason Dark
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schritten…«
    »… die Zwerge her?« fragte ich grinsend.
    »Nein, nicht sie! Es waren Männer, die Kerzen in den Händen hielten und ihr leuchteten. In einer langen Prozession begleiteten sie die Kutsche.«
    »Schön«, sagte ich. »Wo haben Sie all die Dinge gesehen?«
    »Im Reich der Toten, John!«
    ***
    Bisher hatte ich mir ihre Reden und Erklärungen mehr amüsiert angehört. Plötzlich wurde ich aufmerksam. Vielleicht lag es auch an ihrer Stimme, denn sie klang sehr ernst.
    »Wo bitte?« hakte ich nach.
    »Im Reich der Toten. Im Jenseits«, flüsterte sie und schaute sich um, als würden wir heimlich beobachtet.
    Nun griff auch ich zur Zigarette. »So simpel ist das also. Sie haben es im Reich der Toten gesehen. Vielleicht im Traum?«
    »Ich war dort!« hauchte sie.
    »Tatsächlich?«
    »Ja.« Sie nickte heftig. »Das ist mein Geheimnis. Ich habe dem Jenseits einen Besuch abgestattet.«
    »Und jetzt sind Sie wieder hier?«
    »So ist es.«
    »Ich allerdings habe gehört, daß das Jenseits niemanden mehr entläßt.«
    »Bei mir war es anders. Und bei vielen anderen auch. Das weiß ich, Mr. Sinclair.«
    Ich wedelte Rauch zur Seite. »Woher wissen Sie das?«
    Erica hob die Schultern. »Es ist etwas komisch, aber Sie müssen sensibel sein und es fühlen.«
    »Das bin ich.«
    Ihre Augenbrauen wanderten in die Höhe. »Ich glaube Ihnen sogar. Aber sie leben nicht in Soho.«
    »Stimmt.«
    »Und hier, wissen Sie, hier hat sich etwas zusammengebraut. Das alte Soho gibt es nach außen hin nicht mehr. Es wird gebaut, abgerissen, renoviert, aber es hat sich etwas gebildet, das man ohne weiteres als einen Trend bezeichnen kann.«
    »Wie lautet der?«
    »Kontakt zu den Toten!«
    »Durch Schneewittchen?«
    »Ja.«
    »Das ist mir neu.«
    »Kann ich mir denken, John.« Sie zog den Seidenmantel enger.
    »Vielen ist es neu, aber es gibt das Schneewittchen. Ich war bei ihm und habe wunderbare Stunden erlebt.«
    »Wenn die Stunden tatsächlich so wunderbar waren, wie Sie sagten, weshalb kommen Sie dann zu mir?«
    »Eine gute Frage.« Bevor ich eine Antwort bekam, zündete sie sich eine weitere Zigarette an. »Es gab allerdings einen Punkt, über den auch ich nicht hinwegkommen konnte.«
    »Inwiefern?«
    Sie hob die Schultern. »Kennen Sie das Gefühl der Angst, John? Ich bekam es plötzlich, denn die anderen haben uns nicht grundlos ins Jenseits gelockt. Sie wollten etwas von uns.«
    »Und was?«
    »Unsere Seelen.«
    Ich hob einen Arm und drehte ihr die Fläche meiner rechten Hand entgegen. »Augenblick mal. Wer wollte Ihre Seele?«
    »Die anderen!«
    »Nicht Schneewittchen?«
    »Es gibt auch noch die mit dem Totenschädel.«
    »Verdammt noch mal, jetzt kommt wieder etwas Neues«, stöhnte ich.
    »Nein, John. Diejenigen, die dem Leichenwagen folgen, besitzen einen Totenschädel.«
    »Sie sind Skelette?«
    »Das weiß ich nicht. Jedenfalls tragen sie schwarze Kleidung. Sie sehen anders aus.«
    »Das will ich wohl meinen. Wer sind sie genau?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich habe nur einen Verdacht.«
    »Raus damit.«
    »Es sind wir!«
    »Hä?« Allmählich wurde ich leicht sauer. Wollte diese Tante mich auf den Arm nehmen? »Wir sollen das sein?«
    »Ich und Sie.«
    »Dann haben Sie mich auch im Jenseits gesehen?«
    »Nein, nein, noch nicht. Obwohl es passieren kann, denn es hat sich eine Welt geöffnet, wo alles normal läuft, verstehen Sie? Dort findet das Leben parallel statt.«
    »Unsere Existenz spiegelt sich dort noch einmal wider, wenn ich Sie recht verstanden habe.«
    »Das ist der Punkt.«
    Ich mußte mich räuspern. »Meinen Sie, Erica, daß ich Ihnen die Dinge glauben soll?«
    »Sie müßten es.«
    »Nein, ich…«
    »Lassen Sie mich ausreden, John. Ich kann Ihnen auch den Beweis dafür liefern.«
    »Wie wollen Sie das denn machen?«
    »Ganz einfach. Ich werde Sie einladen und mit Ihnen von dieser Welt aus ins Jenseits gehen.«
    »Wo ich Schneewittchen sehe?«
    »Richtig.«
    »Und auch die anderen.«
    »Das stimmt ebenfalls.«
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen glauben kann, Erica. Es widerstrebt mir einfach.«
    »Es ist Ihr Job, Mister…«
    »Natürlich ist es mein Job. Bevor ich allerdings eine Aufgabe übernehme, denke ich nach, sichere Spuren und überlege mir, ob es sich überhaupt lohnt.«
    »Keine Sorge. Sie können sich auf mich verlassen. Werfen Sie einen Blick in die andere Welt. Sie bereuen es bestimmt nicht.«
    War es eine raffinierte Falle? Ich dachte nach und auch daran, daß ich nicht ganz ohne
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