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0558 - Aus dem Jenseits entlassen

0558 - Aus dem Jenseits entlassen

Titel: 0558 - Aus dem Jenseits entlassen
Autoren: Jason Dark
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Schwindel hatte sie überfallen. Im Sitzen streckte sie sich, damit wenigstens etwas Geschmeidigkeit in ihre Gelenke zurückkehrte.
    Nach einer Minute startete sie den zweiten Versuch. Diesmal klappte es besser.
    Ohne Schwindel blieb sie vor dem Bett stehen und bewegte sich auf die Tür zu. Sie lag rechts vom Bett. Die Klinke fand sie mit einem zielsicheren Griff.
    Im Flur machte sie Licht. Zuerst fiel ihr Blick auf die Wohnungstür gegenüber. Sie sah die drei Schlösser und auch die Kette. Nach einem Einbruchsversuch hatten die Camrums sich derartig gesichert.
    Sie wollte die Wohnung nicht verlassen, sondern ins Bad gehen.
    Plötzlich fiel ihr etwas auf. Es war Zufall, daß sie den Blick gesenkt hatte. Er glitt an ihrem hellen Nachthemd entlang nach unten. Vier ovale Flecken verteilten sich in einer senkrechten Linie auf dem Stoff.
    Oval und rot – wie Blut!
    Gerty erschrak. Daß sie kaltweiß wurde, ahnte sie, sehen konnte sie es nicht. Etwas zündete in ihrem Kopf, aber sie schaffte es trotzdem nicht, den Gedanken klar zu fassen.
    Sie rechnete mit Nasenbluten. Das war mal während des Schlafs aufgetreten, eigentlich nichts Besonderes. Nur in dieser Situation erschreckte sie es so.
    Um die Tür des Bads zu erreichen, brauchte sie nur wenige Schritte. Sie betrat den kleinen Raum, in dem die Heizung summte. Zwischen den Wänden stand die Luft. Es war auch hier viel zu warm.
    Der über den Fliesen liegende Teppich dämpfte ihre Schritte. Das Licht war ihr zu grell. Sie zwinkerte und drehte den Kopf zur Seite, und zwar dorthin, wo an der Wand der Spiegel über dem Waschbecken hing.
    Sie blickte hinein, schaute einmal hin, ein zweitesmal, wollte schreien, doch sie konnte nicht.
    Stocksteif blieb sie stehen, denn die Fläche zeigte ihr mit aller Deutlichkeit, woher das Blut auf ihrem Nachthemd seinen Weg gefunden hatte.
    Aus der Wunde am Hals!
    ***
    Überaus deutlich und beinahe schon brutal stand der Alptraum wieder vor ihrem geistigen Auge. Sie dachte an die furchtbaren Szenen, die hinter ihr lagen, an das verzweifelte Rennen, an das Bild und an das Messer, das auf sie zugerast war.
    Sie hatte den Schmerz gespürt. Im Traum war er beißend gewesen, auch noch nach dem Erwachen. Nur hatte sie nie daran gedacht, daß der Traum während des Schlafs hatte zur Wahrheit werden können.
    Tatsache und Traum – irgendwo vermischten sich beide miteinander. Wo gab es die Grenze?
    Sie ging auf den Spiegel zu, obwohl sie es nicht wollte, aber sie gehorchte einem inneren Zwang. Erst als sie den Rand des Waschbeckens berührte, blieb sie stehen.
    So nahe an der Fläche konnte Gerty die Wunde am Hals deutlicher erkennen. Sie war nicht voll getroffen worden. Der Gegenstand hatte sie nur gestreift und in einem Stück Haut eine klaffende Wunde hinterlassen. Das Blut war aus der Wunde geronnen. Die Spur der Flüssigkeit ließ sich über den Hals verfolgen, bis auf den hellen Stoff des Nachthemds. Sie hob den Arm und tastete mit den Fingerkuppen nach der Wunde.
    Der Schmerz nahm zu. Gerty zuckte zusammen, schaute wenig später auf die Fingerkuppen und sah dort die rote Färbung.
    Sie hatte eine Dusche nehmen und sich den Schweiß von der Haut waschen wollen. Dieses Vorhaben verschob sie jetzt, weil sie zunächst die Halswunde reinigen wollte.
    Gerty stellte den Wasserhahn an. Das Rauschen der Flüssigkeit in das Waschbecken irritierte sie. Mit starrem Blick schaute sie gegen den kleinen Abfluß, wo sich das Wasser zusammendrehte. Erst nach einer Weile legte sie die Hände gegeneinander und formte so eine kleine Mulde, in die sie das kalte Wasser hineinlaufen ließ.
    Gerty drückte den Kopf nach unten und die Hände hoch. So schleuderte sie das kalte Wasser in ihr Gesicht, schaute wieder in den Spiegel und sah, wie die Tropfen über die Haut rannen.
    Die Gesichtsdusche hatte sie erfrischt. Mit einem flauschigen Handtuch trocknete sie sich ab und dachte dabei, als der Stoff sanft durch ihr Gesicht streichelte, an Paul, ihren Mann. Wie sollte sie ihm die Verletzung am Hals erklären? Am besten war es, wenn sie die Stelle mit einem Pflaster verdeckte.
    Zuvor reinigte sie die Wunde und deren unmittelbare Umgebung mit klarem Wasser. Es schmerzte, wenn sie auf die offene Stelle tupfte, das ließ sich aushalten.
    Zwei Pflasterstreifen benötigte sie, um die Wunde zu verdecken.
    Danach traute Gerty sich trotzdem nicht, das gemeinsame Schlafzimmer zu betreten. Auf dem Wannenrand nahm sie Platz. Eine Zigarettenschachtel lag neben anderen Dingen auf
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