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0551 - Im Licht der schwarzen Sonne

0551 - Im Licht der schwarzen Sonne

Titel: 0551 - Im Licht der schwarzen Sonne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erzählte. Denke an Dämonen, an schwarze Magie, an die dunkle Seite der Macht! Sie wird stärker mit jedem Atemzug, und ich habe das Gefühl, daß sie sogar hier auf Camelot schon Einzug hält.«
    Lancelot, dachte Artos. Er hat den Drachen getötet. Er hat das Vertrauen getötet. Er - oder Gawayne. Oder Merlin. Ohne Merlin wäre ich nicht hier, wäre immer noch der Schildknappe eines Ritters. Vielleicht jetzt selbst ein Ritter, vielleicht auch nicht. Vielleicht wäre ich auch tot. Dann gäbe es keine Probleme mehr. Nur die liebliche Guenhwyvar wäre allein.
    - Oder eben nicht. Vielleicht läge sie dann rechtens in Lancelots Armen, raunte eine boshafte Stimme in ihm.
    »Sehr lange leben, vielleicht ewig? Kein Mensch lebt ewig. Nicht einmal jener Gottessohn der Christen, von dem die Römer sprechen. Sie selbst haben ihn umgebracht. Sein Blut floß in den Gral, als er starb. Es gibt kein ewiges Leben, Merlin. Nichts hat ewigen Bestand. Auch nicht du und ich. - Vielleicht nicht einmal unsere Ideen und Träume.«
    Merlin nahm die Silberscheibe, die er an einer schmalen Halskette getragen hatte, ab. »Nimm es und trage es und lerne seine Magie. Es ist stärker als jedes, das ich vorher schuf. Du wirst seine wunderbaren und wundersamen Fähigkeiten bald noch schätzen.«
    Artos griff nur zögernd danach. Als er es berührte, schien es zwischen seinen Fingern zu kribbeln, aber das war sicher nur eine Täuschung.
    »Ich will es nicht«, sagte er. »Ich werde es Lancelot geben.«
    »Das wirst du nicht tun«, widersprach Merlin. »Ich habe es für dich geschaffen, nicht für Lancelot. Er ist ein eitler Blender. Er hat nicht deine Ideale, und er ist kein Auserwählter. Wenn du es Lancelot gibst, wird er es mißbrauchen. Er wird vielleicht sterben. Willst du das?«
    Artos schüttelte den Kopf. Selbst wenn es stimmte, was Gawayne angedeutet hatte, Artos wollte nicht, daß Lancelot starb. Er hielt ihn immer noch für seinen Freund. Und selbst wenn Lancelot ihn betrog, so war er dennoch ein großartiger Kämpfer, ein Held, eine Legende. Wenn die silberne Rüstung zwischen anderen Recken erschien, wich der Feind zurück: Lancelot war ebenso unbesiegbar wie der König selbst. Auf einen solchen Mann konnte Artos nicht verzichten. Selbst dann nicht, wenn er ihn nicht mehr seinen Freund nennen konnte, so blieb er immer noch sein bester Soldat.
    Er nahm das Amulett entgegen.
    Er würde es niemals benutzen. Vielleicht würde er es Gawayne geben, wenn Merlin wieder fort war. Falls Gawayne starb, war das auch ein herber Verlust, ein schlimmer Verlust. Aber es war leichter zu verschmerzen, und Gawayne würde nicht mehr über Guenhwyvar und Lancelot reden können.
    »Deine Gedanken sind zu dunkel«, erkannte Merlin grimmig. »Du bist noch nicht reif genug. Gib es mir zurück !«
    Erleichtert händigte Artos dem Zauberer das Amulett wieder aus. Er war der bösen Entscheidung enthoben.
    »Denke über das nach, was du heute erlebtest«, riet Merlin. »Ich werde viele deiner Fragen beantworten können. Denke und reife, dafür lasse ich dich nun eine Weile allein.«
    Er wandte sich um und schritt davon. Irgendwie verließ er das Zimmer, ohne die Tür zu benutzen. Er ging nicht einmal durch die Wand. Er war nur einfach -fort!
    Und jetzt saß er in einer anderen Burg, einem Schloß, weit über tausend Jahre danach, und sprach von damals. Sprach von Artos, dem Auserwählten, der doch nicht unsterblich geworden war - zumindest nicht im körperlichen Sinne. Einen Verräter hatte es in der Tafelrunde gegeben. Die zwölf, die Artos um sich scharen wollte, der Kern der Tafelrunde, die Elite - einer hatte ihn verraten. Mordred, sein unehelicher Sohn, von dem er nicht einmal gewußt hatte, daß er seines Blutes war. Artos’ Vision hatte sich bewahrheitet. Die Totenbarke brachte ihn nach Avalon…
    »Es ist schon seltsam«, sagte Zamorra nachdenklich. »Es war fast wie bei mir, nicht wahr? Du hattest das siebte Amulett für mich bestimmt, und Leonardo deMontagne stahl es. Ich bekam es erst fast ein Jahrtausend später in die Hand, eher zufällig, als ich Château Montagne erbte und den Feuerdämonen nachspürte, die hier hausten.« [7]
    »König Artus bekam es nicht mehr in die Hand«, sagte Merlin. »Er starb zu früh. Es war der größte Fehlschlag, den ich bis dahin hinnehmen mußte. Ich weiß nicht, ob es wirklich ein böses Omen war, daß Lancelot diesen Drachen erschlug. Er, Ginevra, Gawain, Artus, die anderen… es war die richtige Zeit, es war der
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