Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
055 - Labyrinth des Todes

055 - Labyrinth des Todes

Titel: 055 - Labyrinth des Todes
Autoren: Neal Davenport
Vom Netzwerk:
Herrscher der Welt. Sie agierten im Hintergrund und hatten doch mehr Macht, als man es sich vorstellen konnte.
    Ich starrte die Versammlung haßerfüllt an, die sich an meiner Hilflosigkeit weidete.
    Dann erloschen die Fackeln, und es wurde völlig dunkel im Raum. Für einige Sekunden blieb es ruhig, aber auf einmal hörte ich schabende Geräusche, Kratzen, Wimmern, Stöhnen und lautes Winseln. Tief aus der Kehle kommendes Bellen vermischte sich mit heiseren Schreien. Rings um mich war Bewegung. Kalte Hände, Krallen und Pfoten berührten meinen Körper. Verschiedenfarbig glühende Augen leuchteten in der Dunkelheit.
    Ich wußte, daß sich die Dämonen ihrer menschlichen Gestalten entledigt hatten. Plötzlich zuckte ein Licht auf, das wie verrückt im Raum hin und her sprang. Mal war es an der Decke, dann an den Wänden und schließlich blieb es über mir hängen. Es wurde heller, und ich konnte Einzelheiten erkennen.
    Alle Dämonen, mit Ausnahme von Olivaro, hatten sich verwandelt. Sie schlichen um mich herum, und das Licht über meinem Kopf leuchtete immer stärker.
    Meine Brüder erkannte ich sofort, auch Gwen, die sich in ein raubtierartiges Geschöpf mit rotem Haar verwandelt hatte. Neben den bekannten Schauergestalten sah ich Ungeheuer, die mir völlig fremd waren. Sie blieben alle kurz vor mir stehen, sahen mich an und berührten mich. Ich hatte keine Ahnung, daß es auch Dämonen gab, die die Gestalt von Fabelwesen annehmen konnten. Eine Chimäre stieß mit einem Löwenkopf gegen meine Beine, trat zur Seite, und dann berührten mich die neun Schlangenköpfe einer Hydra; der schuppige Schwanz stand steil hoch und peitschte mein Gesicht.
    Ich wollte die Augen schließen, doch so sehr ich mich auch bemühte, es gelang mir nicht; ich mußte die Prozession der Ungeheuer ertragen.
    Eine Frau hatte sich in eine Harpyie verwandelt. Sie schlug mit den Flügeln wütend um sich, und der kleine Frauenkopf, der auf dem Vogelleib saß, war eine häßliche Fratze mit rot glühenden Augen.
    Eine Medusa preßte sich gegen mich, ein winziger Drache stieß eine Feuerwolke aus, ein nur zwanzig Zentimeter langer Basilisk kroch über meinen Körper, ein Feuergeist wollte mich verschlucken, Kobolde, Elfen, Hexen und Zauberer umkreisten mich.
    Es war eine Versammlung, wie sie noch kein normaler Mensch gesehen hatte. Für mich war es ein weiterer Beweis, daß mein Schicksal besiegelt war.
    Sie bewegten sich immer rascher. Von irgendwoher kam seltsame Musik, die unglaublich disharmonisch klang und meinen Körper in Zuckungen versetzte. Mit den Klängen vermischten sich die vielfachen Laute der seltsamen Ungeheuer, die verzückt um mich herumtanzten. Nur Olivaro stand still. Sein Gesicht war unbeweglich. Er ließ mich nicht aus den Augen. Olivaro mußte eine wichtige Persönlichkeit innerhalb der Schwarzen Familie sein, da er sich nicht verwandelt hatte.
    Das Feuer über meinem Kopf wurde allmählich schwächer, und die Bewegungen der Monster langsamer, die Musik verstummte, und schließlich war es wieder dunkel.
    Nach dem Lärm fand ich die Stille noch beängstigender.
    Unwillkürlich hielt ich den Atem an. Und plötzlich war Schwefelgeruch in der Luft, der immer penetranter wurde. Dann krachte es, und ein heißer Luftstrom strich über meinen Körper. Die Luft geriet in Wallungen, und eine schwarze Gestalt tauchte vor mir auf. Sie trug ein schwarzes Gewand, das bis zum Boden reichte und der Gestalt ein unförmiges Aussehen verlieh. Über Kopf und Gesicht war eine Kapuze gezogen. Die schwarze Gestalt war in dunkelrotes Licht getaucht, das langsam die
    Farbe wechselte. Der Maskierte hatte die Arme über der Brust gekreuzt. Wie von einer unsichtbaren Hand wurde die Kapuze hochgezogen, und ich sah den verwaschenen Fleck, der statt eines Gesichtes zu sehen war.
    Ich wußte, wer vor mir stand: Asmodi, der Fürst der Finsternis, der Mann mit den tausend Gesichtern – das Oberhaupt der Schwarzen Familie.
    Kein Laut war zu hören. Asmodi stand bewegungslos vor mir. Und langsam bekam der verwaschene Fleck Konturen. Es formte sich die Stirn, dann entstanden die Nase und die Augen. Und gleich darauf starrte ich mein eigenes Gesicht an. Doch die Gesichtsform veränderte sich sofort wieder, und plötzlich stand Coco vor mir. Dann stierten mich die leeren Augenhöhlen eines Totenschädels an, der sich in eine abscheuliche Teufelsfratze verwandelte.
    Asmodi konnte in Sekundenschnelle jede beliebige Gestalt annehmen. Er konnte jederzeit die Rolle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher