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055 - Labyrinth des Todes

055 - Labyrinth des Todes

Titel: 055 - Labyrinth des Todes
Autoren: Neal Davenport
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einen gläsernen Sargdeckel, den sie über mich stülpten. Ich wurde hochgehoben und hinausgetragen. Jemand breitete eine Decke über den Sarg, damit ich nichts sehen konnte.
    Meine Lähmung hielt an. Anfangs hatte ich mich zu wehren versucht, gegen eine magische Falle konnte ich nichts ausrichten.
    Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, als endlich das Tuch wieder abgenommen wurde. Der Sarg wurde hochgehoben und vorsichtig in das Grab hinuntergelassen. Die Sonne stand tief am Himmel, und ihre Strahlen brannten in meinen Augen.
    Dann sah ich die ersten Trauergäste auftauchen. Alle trugen dunkle Anzüge oder schwarze Kleider. Als erster blieb Edward Belial am Grab stehen. Sein Gesicht war ernst, als er die kleine Schaufel ergriff und in die Sandschale fuhr. Sand rieselte auf den Sarg herunter. Danach erblickte ich die rothaarige Gwen, dann kamen Dr. Frederic de Buer und Jörg Eklund, und schließlich erschien auch Olivaro.
    Meine Verzweiflung wuchs. Doch plötzlich tauchte das Gesicht des O.I. über mir auf. Er wirkte wie immer beherrscht, warf mir einen letzten Blick zu, und dann klatschte Sand auf den Sargdeckel.
    Sie waren alle gekommen. Als nächstes defilierten meine drei Mitarbeiter – Marvin Cohen, Steve Powell und Norman Winter – an mir vorbei. Ich schöpfte nochmals Hoffnung. Sie mußten doch die Umstände meines Todes untersucht haben und stutzig geworden sein! Sie konnten es ganz einfach nicht zulassen, daß ich lebendig begraben wurde!
    Auch mein alter Freund Jeff Parker tauchte auf. An seiner Seite stand Timothy Morton, mein amerikanischer Kollege, der wie ich den Kampf gegen die Dämonen aufgenommen hatte. Mortons Gesicht bewegte sich. Sein Mund formte unhörbare Worte. Er schwor, meinen Tod zu rächen. Hoffentlich ist meine geistesgestörte Frau auch gekommen, dachte ich. Doch Lilian sah ich nicht. Dafür war der Hermaphrodit Phillip in Begleitung von Miß Pickford erschienen. Phillip wollte zu mir hinunterspringen, doch Morton packte ihn im letzten Augenblick an der Schulter und riß ihn zurück. So hatte ich Phillip noch nie gesehen. Ich war sicher, daß er spürte, daß ich nicht tot war. Aber keiner verstand, was er sagen wollte. Immer wieder riß er sich los, zeigte auf mich und schüttelte den Kopf. Parker und Morton zerrten Phillip schließlich mit Gewalt vom Grab fort.
    Der Trauerzug war endlos, alle Mitglieder der Schwarzen Familie, die an Olivaros Gesellschaft teilgenommen hatten, pilgerten an meinem Grab vorbei. Immer mehr Sand prasselte auf den Glasdeckel, und ich konnte kaum noch etwas erkennen.
    Dann kamen keine Trauergäste mehr vorbei. Es wurde zunehmend dunkler, und meine Hoffnung sank.
    Ich konnte mir nicht erklären, daß der O.I. nichts unternommen hatte. Mir fiel die Zeitspanne ein, in der ich nichts hatte sehen können. War in dieser Zeit vielleicht der O.I. aufgetaucht und hatte sich überzeugt, daß ich tot war? Es war anzunehmen. Wahrscheinlich hatte er auch einen Arzt hinzugezogen, der ihm bestätigt hatte, daß ich tot war. Das würde erklären, daß er nichts unternahm, um mich aus meiner scheußlichen Situation zu befreien.
    Die Totengräber erschienen, und ich erkannte sekundenlang Belial, der den ersten Spatenstich tat. Erdbrocken und Sand fielen auf den Sarg, und schließlich umgab mich völlige Dunkelheit.
    Nun konnte ich nur noch auf das Erscheinen Belials warten. In meinem Leben hatte ich mich schon oft in gefährlichen
    Situationen befunden, doch immer hatte es noch einen Ausweg gegeben, jetzt aber gab es keine Hoffnung mehr. Selbst konnte ich mir nicht helfen; die Hilfe konnte nur von außen kommen, aber der O.I. und meine Mitarbeiter waren von meinem Tod überzeugt.
    In meiner Jugend hatte ich mich oft gefragt, was wohl ein zum Tode verurteilter Sträfling denkt; jetzt hatte ich Gelegenheit, die Erfahrung am eigenen Leib auszukosten.
    Entgegen aller Wahrscheinlichkeit hatte ich jedoch noch immer eine schwache Hoffnung. Meine Hoffnung war Phillip. Vielleicht konnte er meinen Mitarbeitern doch einen Hinweis geben. Ich klammerte mich mit aller Kraft an diese schwache Hoffnung, doch je mehr Zeit verstrich, um so mutloser wurde ich.
    Ich dachte an Coco, die sicherlich jetzt schon im Nebengrab lag und so wie ich auf den unvermeidbaren Tod wartete. Um mich abzulenken, rief ich mir verschiedene angenehme Erinnerungen ins Gedächtnis, doch immer wieder kehrten meine Gedanken zu meinem bevorstehenden Tod zurück. Das Leben würde weitergehen, so undenkbar es auch für
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