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055 - Das Monster von Greenfield

055 - Das Monster von Greenfield

Titel: 055 - Das Monster von Greenfield
Autoren: Dämonenkiller
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befassen. Ich würde dich gern begleiten, Dorian.«
    »Wohin?«
    Sie seufzte wieder und erhob sich. »Du hörst mir ja gar nicht zu. Ich könnte genauso gut zu den Wänden sprechen.«
    »Doch, doch«, versicherte er, ergriff ihren einen Arm und zog sie zu sich herab. »Ich habe jedes Wort verstanden. Aber im Augenblick kümmert mich das Schicksal Mikes wirklich mehr als das irgendeiner unbekannten Ägyptologin. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich mich nicht mehr für ihn eingesetzt habe.«
    »Sei nicht so kindisch!«, erwiderte sie und entzog sich ihm. »Ich weiß, dass du alles Mögliche versucht hast, um ihm zu helfen, aber man hat dich einfach nicht helfen lassen. Vor allem seine Tante hat dir ständig Hindernisse in den Weg gelegt. Sie wollte einfach nicht, dass du etwas für Mike tust.«
    »Ich habe die Flinte zu schnell ins Korn geworfen«, sagte Dorian. »Zugegeben, es war auch gekränkte Eitelkeit dabei. Und das ärgert mich. Ich hätte mich nicht von Emotionen leiten lassen dürfen. Vielleicht hätte ich Mikes Fall schon längst gelöst, wenn ich mich nicht gekränkt zurückgezogen hätte.«
    »Du bist drauf und dran, den gleichen Fehler zu wiederholen«, erklärte Coco. »Oder lässt du dich nicht von Emotionen leiten, wenn du, statt Dämonen zu bekämpfen, Mikes Problemen den Vorrang gibst?«
    »Verstehe doch – zu ihm habe ich mehr Beziehung als zu irgendwelchen anonymen Menschen, die vielleicht in den Bann von Dämonen geraten sind. Irgendwie fühle ich mich für Mike sogar verantwortlich. Ich fühle es, dass ich ihm helfen könnte.«
    »Obwohl es nicht einmal namhafte Ärzte, Psychiater und Psychologen können?« Sie legte ihm die Hände auf die Schultern und sah ihn fest an.
    »Dorian, du bist kein Seelsorger, sondern ein Dämonenkiller. Mike ist wahrscheinlich schizophren. Seine Persönlichkeit hat sich gespalten – in ein böses und in ein gutes Ich. Wie willst du ihm da helfen?«
    »Dann glaubst du auch den Unsinn, der in den Zeitungen steht?«, rief er aufgebracht. Er schwang die Beine vom Bett, zog wahllos einige Exemplare aus dem Zeitungsstapel heraus und las die Überschriften: »Das Monster von Greenfield – ein Irrer. Mr. Hyde gibt vier Dutzend Morde zu, Massenmörder gesteht neue Bluttaten. Das Monster von Greenfield gesteht. Stevensons Mr. Hyde ist Wirklichkeit. Das klassische Dr.-Jekyll-und-Mr.-Hyde-Thema ist für die Zeitungen natürlich ein guter Aufhänger. Da Mike mit Familiennamen zudem noch Hyde heißt, bot sich der Vergleich zu Stevensons Novelle förmlich an. Und du lässt dich davon auch noch beeinflussen.«
    »Aber haben die Ärzte, die Mike behandelten, nicht auch von einer gespaltenen Persönlichkeit gesprochen?«, verteidigte Coco sich. »Mikes Geständnisse der Morde, die er begangen haben will, und die Gedächtnislücken deuten doch auch darauf hin, dass er zwei Persönlichkeiten hat. Davor kannst du doch die Augen nicht verschließen?«
    »Das tue ich auch gar nicht. Mir geht es aber mehr darum, herauszufinden, was dahinter steckt. Mike mag ein schizophrener Mörder sein oder nicht – ich möchte herausfinden, wie es zu der Persönlichkeitsspaltung gekommen ist. Verstehst du? Mich interessieren die Hintergründe. Dr. Jekyll und Mr. Hyde verhalten sich wie Tag und Nacht zueinander. Die Problematik bei Mikes Doppelpersönlichkeit – falls diese überhaupt existiert – ist jedoch viel diffiziler. Er muss schwer darunter zu leiden gehabt haben, dass Mr. Hyde diese Morde beging. Schließlich brach er unter der Belastung zusammen und gestand. Davon war aber in den Zeitungen nirgends etwas zu lesen. Für mich aber ist nur dieses Problem wichtig.«
    »Na schön«, sagte Coco verständnisvoll. »Ich in deiner Lage würde wahrscheinlich auch nicht anders handeln. Wenn du nicht nach Ägypten willst, um das Verschwinden der Archäologin zu untersuchen …«
    »Nein, ich fliege nicht nach Ägypten. Ich bleibe hier.«
    »… dann werde ich allein fliegen. Du hast doch nichts dagegen, Dorian?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Coco wandte sich zum Gehen. In der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Noch eine Frage, Dorian. Bist du von Mikes Unschuld überzeugt?«
    »J-ja.«
    »Vorbehaltlos?«
    »Ich bin sicher, dass er für die gestandenen Morde nicht verantwortlich zu machen ist – egal, in welchem Verhältnis er zu Mr. Hyde steht.«
    »Jetzt redest du wie die Ärzte, die ihn untersucht haben«, meinte Coco. »Sie machen ihn auch nicht für die Taten verantwortlich, wenngleich sie nicht
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