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0547 - Der Vampir-Gnom

0547 - Der Vampir-Gnom

Titel: 0547 - Der Vampir-Gnom
Autoren: Jason Dark
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vorerst wenigstens.
    Die beiden Männer konzentrierten sich auf die Schritte und ebenfalls auf die sie begleitenden anderen Geräusche. Manchmal glaubten sie, ein Schmatzen zu hören oder auch ein dünn klingendes Ächzen. Laute jedenfalls, die eher von einem Tier als von einem Menschen stammten.
    Gunnar Clear ging die Sache gelassener an. Sein Kumpan allerdings stand angespannt neben dem Eingang. Mit der rechten Hand umklammerte er den Eichenpflock. Dabei starrte er auf die hellere Spitze, die leicht zitterte, worüber er sich ärgerte.
    Wenn es tatsächlich ein Vampir war, der die Höhle verließ, dann mußte er die Menschen riechen, denn in ihren Adern floß der Saft, der ihn am Leben erhielt.
    Die Killer starrten auf den halbhohen Buschgürtel vor der Höhle.
    Wenn der Gnom kam, mußte er bewegt werden.
    Das geschah auch.
    Von innen her drückte jemand die Zweige zur Seite, schuf so eine Lücke, durch die er sich schieben konnte. Gleichzeitig räumte der Wind am Himmel auf. Er schaufelte einige Wolken zur Seite, so daß der fast volle Mond freie Bahn hatte.
    Sein Licht berührte auch die Gegend, in der die beiden Killer warteten. Und er traf die Gestalt des Gnoms, der die Männer überraschte, denn mit einem Sprung verließ er den Eingang.
    Dieses Abschnellen war vergleichbar gewesen mit einem froschähnlichen Satz. Der Zwerg fand seinen Stand wieder, drehte ihnen für einen Moment den Rücken zu, bevor er auf der Stelle kehrtmachte.
    Das war der Augenblick, als Efrim Täte den rechten Arm hob und mit der Spitze des Pfeils auf die Gestalt zielte.
    »Sie müssen ihn ins Herz stoßen. Tief ins Herz! Haben Sie verstanden, ins Herz!«
    Diese dringenden Worte hatte ihnen ihr Auftraggeber mit auf den Weg gegeben. Daran dachte Täte, als er der Gestalt entgegensprang.
    Es waren vielleicht zwei Sekunden, die vergingen, doch diese Zeitspanne reichte aus, um Täte erkennen lassen zu können, daß ihr Auftraggeber die Wahrheit gesprochen hatte.
    Vor ihm stand ein Zwerg. Zu ihm gehörte ein großer Kopf, der eckig unter dem grauen, perückenhaften Haar wirkte. Er trug die Kleidung aus dem letzten Jahrhundert. Sie war ebenso verdreckt und grau wie seine Haut. Das Mondlicht gab ihr einen helleren Schimmer und leuchtete auch die beiden Eckzähne an, die bleich und spitz aus dem Oberkiefer deshalb geöffneten Mundes ragten.
    Zumbra war ein Vampir!
    ***
    Efrim Täte rammte den Eichenpflock vor. Er hatte mit der Spitze auf die linke Seite gezielt. Dort wollte er die ungewöhnliche Waffe hineinstoßen.
    Im gleichen Augenblick bewegte sich der Gnom.
    Trotzdem, Efrim traf.
    Er bohrte den Pflock in den Körper des Zwergs, der nach hinten kippte, und Täte, durch den eigenen Schwung getrieben, fiel über ihn. Er erkannte noch einen Schatten. Es war sein Partner, der sich auf ihn zubewegte. »Alles in Ordnung?«
    Täte keuchte nur, rollte sich ab und wieder auf die Beine. In der Bewegung noch zog er den Eichenpflock aus dem Körper des Gnoms heraus. »Sicher, ich habe ihn erwischt.«
    Gunnar Clear leuchtete mit der Lampe. Er ließ den Kegel über die Gestalt gleiten. Beide sahen die tiefe Wunde in der Brust, aus der kein Blut strömte.
    Das ließ selbst den abgebrühten blonden Killer schlucken. »Verdammt!« keuchte er. »Der ist leer, der ist blutleer. Das habe ich noch nie gesehen.«
    Efrim Täte wischte über sein Kinn. »Das hat er ebenso an sich als Vampir.«
    »Und wie der aussieht. Kleidung, die man heute nicht mehr trägt. Die paßt ins letzte Jahrhundert oder noch früher.«
    »Vampire können uralt werden.«
    »Weißt du das auch von deiner Mutter?«
    »Klar doch.«
    »Dann hättest du sie lieber geholt.«
    »Hör auf, die Sache ist erledigt.«
    Clear brachte den Lauf des Revolvers in den Strahl der Lampe.
    »Soll ich nicht sicherheitshalber noch zwei Kugeln…?«
    »Es reicht!«
    »Wie du meinst. Dann laß uns verschwinden und den Rest des Honorars holen.«
    »Den nächsten Job übernimmst du, dann kassiere ich mit.«
    »Einverstanden.« Gunnar warf noch einen letzten Blick auf die leblose Gestalt. Sie wirkte kompakt, hatte einen zu großen Kopf für den zu kurzen Oberkörper und den ebenfalls kurzen Beinen. Die Arme standen im umgekehrten Verhältnis dazu. Sie waren ziemlich lang, ähnlich wie bei einem Menschenaffen.
    Sie gingen. Begraben würden sie den Gnom nicht. Darum sollten sich andere kümmern, wenn überhaupt. Täte schleuderte den Eichenpflock ins Gelände. Er verschwand irgendwo zwischen den Büschen.
    Gunnar
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