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0545 - Der teuflische Engel

0545 - Der teuflische Engel

Titel: 0545 - Der teuflische Engel
Autoren: Jason Dark
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und wieder regnete es auch, dann verwandelte sich die Stadt in ein regelrechtes Treibhaus, durch das noch die Abgase der Autos wehten.
    Mit den restlichen Bewohnern des Hauses hatte sie einen guten Kontakt, denn auch die Menschen waren von ihrem Mann beeinflußt worden. Besonders die kleine Blonde aus der letzten Etage. Sie hatte direkt unter dem Dach gewohnt und die Rückkehr ihres Geliebten mit dem Leben bezahlen müssen.
    Ein schlimmes Schicksal, vor dem die anderen Bewohner und auch Kyra bewahrt worden waren.
    Sie schloß die Zimmertür. Dieser Raum hatte ihrem Mann gehört.
    Zwischen dessen vier Wänden hatte er seine Forschungen durchgeführt und war mit dem Jenseits in Kontakt getreten.
    Kyra lächelte und bekam gleichzeitig einen Schauer, als sie daran dachte. Das Jenseits. Bis vor einigen Monaten noch war es für sie ein Begriff gewesen, den sie gedanklich nicht nachvollziehen konnte.
    Das hatte sich nun geändert. Sie wußte, daß es das Jenseits gab, wenn auch anders, als sie es als Kind gelernt hatte.
    Diese nicht sichtbare Welt war gegliedert. Es existierte nicht nur das Reich der Toten, das konnte man wohl als die letzte Stufe bezeichnen. Aber davor gab es noch einige Stufen und Welten, die durchwandert werden konnten.
    Reich, Dimensionen, den Blicken und dem Wissen der meisten Menschen verschlossen, aber dennoch vorhanden. Mit diesen Gedanken betrat Kyra das Schlafzimmer. Sie zog sich um. Weite Leinenkleidung war bei diesem Wetter angesagt.
    Als sie das Haus verließ, setzte sie sich eine Sonnenbrille auf. Sie wollte noch einiges einkaufen und sich allmählich wieder an den normalen Rhythmus gewöhnen.
    In einem kleinen Café blieb sie auch. Die Scheibe war versenkt worden. Als Gast bekam man das Gefühl, im Freien zu sitzen. Kyra, die ihre Haare im Nacken mit einer roten Klammer festgesteckt hatte, bestellte sich einen Kaffee. Sie trank ihn in kleinen Schlucken, starrte manchmal über die Tasse hinweg und beschäftigte sich gedanklich wieder mit dem zurückliegenden Fall.
    Sie dachte auch an John Sinclair.
    Es tat ihr irgendwie leid, daß sie so lange nichts mehr von dem Mann gehört hatte. Dabei war der Begriff lang relativ. Zwei Tage, mehr nicht.
    Aber er hatte mit ihr über die geheimnisvolle Architektin sprechen wollen. Ob sie ihn vielleicht mal anrief?
    Sie schüttelte den Kopf, als ihr dieser Gedanke gekommen war.
    Nein, das wäre einfach zu aufdringlich gewesen. Wenn Sinclair Interesse an einer Weiterführung des Falls hatte, würde er sich von selbst melden. So mußte das sein.
    Der Kellner huschte vorbei. Sie verspürte Hunger und bestellte einen Sandwich.
    »Womit belegt, Madam?«
    »Käse.«
    »Sehr wohl.«
    Er ging. Die Frau nahm die Sonnenbrille ab und streckte die Beine aus. Sie trug eine weit geschnittene Leinenhose, ein passendes Top dazu und darüber eine Jacke, die sie jetzt ablegte und auf den Nachbarstuhl legte.
    Kyra Benson war um die Dreißig. Eine Frau in den allerbesten Jahren und schon Witwe.
    So etwas war wider die Natur. An manchen Tagen fühlte sie sich sehr als Frau und spürte auch die Schmetterlinge, die in ihrem Leib flatterten. Luke war nicht mehr, weshalb hätte sie noch weiter um ihn trauern sollen? Das lag alles so fern. Er war tot, sie lebte, und sie wollte das Leben auch genießen.
    Ihr entgingen nicht die Blicke der Männer, die ihr zugeworfen wurden, wenn die Passanten vorbeigingen. Hin und wieder lächelte Kyra zurück und versank dabei in Gedanken.
    Der Kellner kam. »Ihr Sandwich, Madam.« Er stand so, daß er von oben her in den Ausschnitt des Tops schauen konnte. Die breite Front klaffte auf, und was der Mann sah, das lohnte sich schon.
    »Danke!« Kyra blieb einige Sekunden länger als nötig in dieser Haltung. Dann drückte sie sich wieder lächelnd zurück.
    Der junge Kellner verschwand. Er grinste und überlegte, ob er die Frau anmachen sollte.
    Kyra aß. Der Käse schmeckte etwas muffig, was sie wiederum ärgerte. Mit dem Kaffee spülte sie den muffigen Geschmack weg.
    Dann schaute sie wieder den Passanten zu und gab sich ihren eigenen Gedanken hin.
    Die Frau überlegte, wie sie ihr weiteres Leben gestalten sollte. Natürlich nicht als Trauerkloß, dafür war die Zeit, in der man noch genießen konnte, einfach zu kurz. Sie wollte noch etwas von den schönsten Jahren haben.
    Tanzen gehen, flirten, es sich gut ergehen lassen. Vielleicht auch mit einem Partner zusammenleben, denn wenn sie ehrlich gegen sich selbst war, hatte sie keine große Lust, wieder
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