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0544 - Der Bleiche

0544 - Der Bleiche

Titel: 0544 - Der Bleiche
Autoren: Jason Dark
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graublauen Nebelmasse verschwanden.
    Das war ihr Mann, den sie so sehr geliebt hatte. Im Leben wie auch im Tod oder nach dem Leben. Es störte sie nicht, daß er als Veränderter zurückgekommen war. Sie brachte ihm die gleiche Liebe und Sympathie entgegen wie zuvor.
    Noch schwebte er über dem Spiegel. Sie aber streckte ihm beide Arme entgegen. »Bitte, Luke, komm zu mir. Laß dich umarmen, laß dich willkommen heißen in deinem Haus, und laß uns so Zusammensein, wie wir es von früher her kennen…«
    Der Bleiche hatte die Worte vernommen und reagierte dementsprechend. Er kannte das Ritual und wich auch jetzt um keinen Millimeter von ihm ab.
    So schwebte er auf seine noch lebende Frau zu, die ihn, den Bleichen, umarmte, als wollte sie ihn nie mehr loslassen…
    ***
    Weder Suko noch ich gaben einen Kommentar ab. Wir blieben links neben der Frau stehen und schauten auf das gegenüberliegende Fenster, ohne jedoch großartig etwas erkennen zu können. Die Witterung hemmte die Sicht und ebenfalls die graue Scheibe, die sicherlich von einem Schmutzfilm überzogen worden war.
    Unsere Gastgeberin stand unter Streß. Sie war sehr angespannt, wir ließen sie auch in Ruhe weiter beobachten.
    »Jetzt hat sie sich aufgerichtet«, flüsterte sie. »Ich glaube, er ist nun endgültig bei ihr.«
    »Woher soll er denn gekommen sein?« fragte Suko.
    »Aus dem Fußboden«, erwiderte die Frau, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt.
    »Ach so, ja.«
    Sie ließ das Fernglas sinken. Schweiß lag auf ihrem Gesicht. Die Brille war verrutscht. »Oder glauben Sie mir etwa nicht?«
    »Wir haben bisher noch nichts gesehen«, sagte Suko.
    »Das wird sich ändern.« Mrs. Freeland schaute wieder durch das Glas. Sie nickte dabei. »Ja, es ist soweit. Schauen Sie genau hin. Jetzt können Sie es sehen.« Als sie das Glas sinken ließ und es uns entgegenstreckte, war ich schneller, griff danach und schaute ebenfalls gegen das Fenster auf der anderen Seite.
    Leider verschwamm die Hauswand. Ich mußte die Optik nachstellen, konnte dann klarer sehen und bewegte das Glas um eine Idee nach links, so daß ich mir den Fensterausschnitt heranholen konnte.
    Auch jetzt verschwand der Schmutz nicht von der Scheibe. Der nieselnde Regen trug noch dazu bei, daß die Sicht so schlecht blieb.
    Ich sah einfach keine Chance, das zu bestätigen, über das die Frau mit uns gesprochen hatte.
    Zwar hatte Kyra Benson keine Gardinen vor das Fenster gezogen, dennoch konnte ich nicht alles klar erkennen, was sich in dem Raum abspielte.
    Die Gestalt einer Frau war zu sehen. Sie hatte dunkle Haare, deren Rückseite mir zugewandt war. Zudem brannte jetzt im Raum eine Lampe, die sich bewegte, als würde sie herumgetragen. »Sie hat wohl Licht gemacht«, sagte ich leise.
    Mrs. Freeland hatte meine Worte gehört. »Nein, Mr. Sinclair, sie hat kein Licht gemacht.«
    »Wieso?«
    »Der wandernde und sich bewegende helle Fleck, der gehört zu ihm, verstehen Sie?«
    »Zu dem Toten?« fragte Suko.
    »Ja!«
    Ich ließ vor Schreck den Feldstecher sinken. »Was haben Sie da gesagt? Der Kopf…«
    »Er leuchtet, Mr. Sinclair, Sie müssen mir glauben. Er leuchtet von innen.«
    »Wenn Sie meinen.«
    »Das stimmt.«
    »Darf ich mal, John?«
    »Sorry, Suko, klar.« Ich übergab meinem Freund den Feldstecher.
    Als er hindurchschaute, enthielt ich mich eines Kommentars.
    Suko ließ sich Zeit. Mrs. Freeland ging wieder zum Tisch und trank noch einen kräftigen Schluck Rum. Die Zigarre war mittlerweile verloschen. Nicht einmal ein Rauchfaden kräuselte der Decke entgegen.
    Suko schaute ungefähr eine Minute durch das Glas, bevor er es langsam sinken ließ.
    »Na, was hast du gesehen?«
    »Diese Kyra Benson. Sie hielt sich tatsächlich in diesem Zimmer dort drüben auf.«
    »Und weiter?«
    Suko grinste schief. »Das mit der Lampe stimmt auch irgendwie, meine ich. Sie wandert tatsächlich hin und her.«
    »Nein, das ist der Kopf!«
    Suko hob die Schultern. »Ich habe das nicht so genau erkannt. Mir kam es vor, als würde ein nebliges Etwas durch das Zimmer streifen, wenn Sie verstehen.«
    »Ha!« Mrs. Freeland lief auf Suko zu. »Das ist er!« flüsterte sie zischelnd. »Das ist er.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja, ja, ja!« Sie nickte heftig. »So und nicht anders sieht es aus. Das ist er!« Sie nahm ihm den Feldstecher aus der Hand. »Ich muß noch mal schauen.«
    Wieder starrte sie durch das Fenster und gegen die Scheibe des anderen Hauses.
    Dort tat sich nichts, denn Mrs. Freeland ließ
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