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0543 - Die Fliegen-Königin

0543 - Die Fliegen-Königin

Titel: 0543 - Die Fliegen-Königin
Autoren: Jason Dark
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ohne zusätzliche Beleuchtung erkennen zu können.
    Ross Grayson lächelte in Erwartung des lang ersehnten Geschenks, löste den Deckel, legte ihn ab – und wurde bleich.
    Genau in der Mitte der Dose hockte eine fette, schwarzblaue Fliege!
    ***
    Auch ich mußte schlucken, als ich das Tier sah. Damit hatte ich nun wirklich gerechnet. Wieso schenkte Elvira Klein ihrem Geliebten eine Fliege zum Abschied.
    Grayson zitterte. »Das…. das … kann doch nicht sein«, flüsterte er. »Das geht einfach nicht. Wie ist es möglich …?« Er sprach nicht mehr weiter, schluckte und putzte den kalten Schweiß von seiner Stirn, der sich dort gebildet hatte. Auch mir war die Sache suspekt.
    Ich schaute unwillkürlich hoch und damit unter die Baumzweige.
    Durch die Dämmerung waren die Fliegen dort nicht mehr genau zu erkennen, aber sie befanden sich noch in der Nähe.
    Die fette Fliege in der Dose rührte sich nicht. Sie saß dort, als hätte man sie mit ihren haardünnen Beinen festgeklebt. Grayson hatte sich von seinem Schock wieder erholt. »Was sagen Sie dazu, Mr. Sinclair? Das ist mir unbegreiflich. Wie kann mir Elvira das antun? Weshalb hat sie mir eine Fliege geschenkt?«
    Eine Antwort wußte ich auch nicht. »Sind Sie denn sicher, daß es die Dose ist, die Ihnen Elvira gegeben hat?«
    »Ja, völlig.«
    Gäste schoben sich an unserem Tisch vorbei und schauten in die offene Dose. Ein leichtbekleidetes Girl mit sonnenbrauner Haut und blond gefärbten Haaren fing an zu kichern. »Ist die Fliege echt? Oder sammeln Sie die Insekten?«
    »Sie ist echt.«
    »Dann guten Appetit!« Sie huschte kichernd weiter und hängte sich bei einem dickbauchigen, wesentlich älteren Typ ein.
    »Ob die echt ist?« flüsterte Grayson.
    »Wir können ja einen Versuch starten.« Ich wedelte zunächst mit der Hand über die offene Dose hinweg. Die Fliege rührte sich nicht.
    Das war selten, sie wirkte träge und schien sich gleichzeitig über meine Bemühungen zu amüsieren.
    »Nichts«, sagte Grayson und sprach mit härterer Stimme weiter.
    »Aber nicht mit mir, kann ich Ihnen sagen. Die werde ich zerknacken, verstehen Sie? Den Daumen drauf und fertig.«
    »Es ist Ihre Fliege, bitte.«
    Er schaute mich nach oben schielend an. »Ja, stimmt. Und gleichzeitig das Abschiedsgeschenk meiner Geliebten.«
    »Da haben Sie recht.« Er schüttelte sich. »So etwas ist bestimmt einmalig auf der Welt.«
    »Sehen Sie Elvira jetzt in einem anderen Licht und nicht mehr durch die rosarote Brille?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist alles zu komisch. Ich werde sie morgen anrufen.«
    »Würde ich auch.« Dann wollte ich ihn nicht weiter davon abhalten, die dicke Fliege zu töten, wenn sie schon nicht wegflog.
    Ross Grayson beugte sich vor. Sein Blick hatte etwas Killerhaftes bekommen, der Mund stand spaltbreit offen, die Lippen waren zu einem hinterhältigen Lächeln verzogen.
    Blitzschnell packte er zu. Daumen- und Zeigefingerspitze wirkten wie eine Zange. So schnell er auch war, die Fliege kam ihm trotzdem zuvor. Sie mußte gespürt haben, was mit ihr geschehen sollte, denn sie war plötzlich weg, und Grayson griff ins Leere.
    »Mist!« fluchte er, lehnte sich zurück und ließ den Kopf kreisen, um den Flug des Tieres verfolgen zu können. Er sah sie nicht mehr, die Fliege war im Grau der Abenddämmerung verschwunden.
    Auf einmal war sie wieder da. Dicht vor meinem Gesicht brummte sie auf. Ich schlug nach ihr, sie zuckte nach links und verschwand.
    Diesmal hatte sie ein Ziel gehabt. Bevor Grayson sich versah, war sie in seinen Mund getaucht. Damit hatte sie den Mann derart überrascht, daß er noch schluckte, anstatt sie auszuspeien.
    Mit einem Ruck fuhr er hoch. Es sah so aus, als wollte er das Bier wieder ausbrechen, zudem preßte er noch die Hände gegen seinen Magen. Die Gesichtsfarbe verlor an Bräune. Die Augen quollen ihm vor, wieder brach ihm der Schweiß aus.
    »Nehmen Sie es nicht so tragisch, Mr. Grayson, trinken Sie einen kräftigen Schluck.«
    »Sie haben Nerven, Sinclair.« Er drückte sich wieder auf den schmalen Stuhl. »Ich Idiot habe sie noch geschluckt, anstatt sie auszuspucken.«
    »Es war das Andenken Ihrer Freundin.«
    »Jetzt werden Sie nicht sarkastisch.«
    »Sorry, war nicht so gemeint.«
    »Schon gut.« Er holte tief Luft. »Meine Güte, daß mir so etwas passieren mußte.« Er trank das Glas leer. »Der Abend ist versaut«, schimpfte er. »Tut mir leid.«
    »Sie wollen gehen?«
    »Ja.« Grayson hatte Glück, weil sich die Bedienung in der
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