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054 - Das Geheimnis der Mumie

054 - Das Geheimnis der Mumie

Titel: 054 - Das Geheimnis der Mumie
Autoren: Dämonenkiller
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Tempel errichtet.
    Damals war ich glücklich. Ich lernte die magischen Sprüche und Handlungen, die nur den höchsten Priestern Amuns bekannt waren. Regelmäßig fanden die Blutopfer statt. Es war eine Ehre für mich, dass ich daran aktiv teilnehmen durfte. Die Priester waren weiß gekleidet, die Häupter kahl geschoren, die Leiber mit wohlriechenden Ölen gesalbt. Ich durfte meinen Onkel, den Hohepriester Bekanchos, in den Tempel begleiten. Er trug ein goldbesticktes Gewand und auf dem Kopf ein Diadem. Die Menge kniete bei seinem Anblick nieder, die Würdenträger verbeugten sich. In den weiträumigen Hallen des Tempels hallte der Gesang der gläubigen Menge wider. Der Opferstier wurde geweiht, und der Gesang brach ab. Schweigend schritt der Hohepriester zum Stier, und ich reichte ihm den Opferdolch. Er nahm den Dolch und vollführte die allerheiligste Handlung. Das Auge und die Hand meines Onkels waren sicher. Er stieß mit dem Messer so geschickt zu, dass das Blut nur so heraussprudelte. Das Fleisch des Stieres wurde dann an die Armen verteilt.
    Das Leben war eine Lust, damals, als er, dessen Name verflucht ist, noch nicht als Pharao das Land ins Unglück stürzte. Damals wurde noch das Blutopfer beim Herbstfest gefeiert, wenn alle ihr Steuersoll abgeliefert hatten. Doch er, dessen Name nicht genannt werden soll, schaffte das Blutopfer ab. In seiner Regierungszeit gab es diesen Nationalerntetag nicht mehr, an dem Gott Amun geopfert wurde. Zu seinen Ehren musste Menschenblut fließen. Gefeiert wurde in allen Tempeln des Reiches, doch so festlich wie in Theben war es nirgendwo. Die prunkvollste Feier fand im Reichstempel statt. Da saßen der Pharao und seine Gattin auf den Thronplätzen, die Doppelkrone auf dem Kopf, die Gewänder mit Edelsteinen geschmückt. Daneben standen der Hohepriester mit seiner Frau und die anderen Würdenträger des Reiches. Das gemeine Volk drängte sich in den Nebenhallen, den Säulengängen und Vorhöfen.
    Die Priester vollzogen die heiligen Handlungen, dann war es still.
    Nur das Wimmern der gefesselten Sklaven war zu hören, die wussten, was ihnen bevorstand, die aber zu dumm waren, um zu erkennen, welch Glück sie hatten, dem einzig wahren Gott – Amun – geopfert zu werden.
    Der Pharao erhob sich von seinem Thronplatz, schritt zum Altar, und ein Priester reichte ihm den geweihten Zeremoniendolch. Der Pharao beugte sich vor und schnitt einem Sklaven die Kehle durch. Der Hohepriester tat es ihm gleich. In die Todesschreie der Opfer mischte sich das Rasseln der Sistren der Priester. Die Menge betete zu Amun, erflehte seine Gnade. Dann durfte das Volk an den Toten vorbeigehen. Sie tauchten ihre Finger in das Blut der Geopferten und betupften sich damit die Stirn. Die Toten wurden später den Aasgeiern zum Fraß vorgeworfen.
    Es war eine große Ehre für mich, als ich eines Tages das Götterbild des Amun durch die Straßen von Theben tragen durfte, eine Auszeichnung, die nur den fähigsten Priestern zuteil wurde. Ich trug sein Bild die Widderallee entlang.
    Meine magischen Kräfte wurden immer größer. Ich übertraf sogar in manchen Punkten meinen ehrwürdigen Onkel. Er war stolz auf mich, und ich war glücklich, als ich erfuhr, dass ich sein Nachfolger werden sollte.
    Das Leben war voller Freude. Ich wurde bewundert und beneidet von den anderen Priestern, vergöttert von den Mädchen, den Tempeltänzerinnen, die so wie ich ihr Leben Amun geweiht hatten. Ihre Aufgabe war wichtig. Sie sollten dem Volk Amun näher bringen. Meist tanzten sie einmal im Monat vor dem Tempel. Verzückt tanzten sie im Rhythmus der Trommeln, steigerten sich immer mehr in Ekstase. All dies geschah zu Ehren Amuns. Meist wurde dabei das Gottesbild der Menge gezeigt. Nachher wurde das Bild in den Tempel gebracht, vom Staub gereinigt und in einen Schrein gelegt, der vom Hohepriester versiegelt wurde.
    Die glücklichen Tage gingen zu Ende, als der königliche Schädelbohrer in das goldene Haus des Pharaos gerufen wurde. Der große Pharao war krank, sein Gesicht eingefallen. Beim Herbstfest hatte man ihn stützen müssen. Seine Zeit war abgelaufen. Im Tempel fanden täglich Opfer statt, doch auch das konnte ihm nicht helfen.
    Durch die Straßen der Stadt spazierten Soldaten, die Tore wurden geschlossen. Der Kopf des Pharao wurde geöffnet, und einige Stunden später starb er. Mit seinem Tod änderte sich mein Leben. Doch damals wusste ich es noch nicht.
    Die Vorzeichen wären ungünstig. Viele hatten unheimliche
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