Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0539 - Experiment der Cynos

Titel: 0539 - Experiment der Cynos
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
müssen, bevor Sie ihn anzogen."
    Ich wandte mich schweigend ab und schluckte meinen Zorn hinunter. Es war immer das gleiche. Dalaimoc Rorvic konnte tun und lassen, was er wollte, es wurde stets zu seinen Gunsten ausgelegt. Ich dagegen durfte nicht einmal falsch atmen, schon wurde ich gerügt.
    Abermals knackten die Lautsprecher.
    „Achtung, Kommandozentrale ruft Cyno Discovery Command!"
    erscholl es. „Sämtliche Mitglieder des Kommandos werden gebeten, sich unverzüglich im Arbeitsraum von Staatsmarschall Bull einzufinden."
    Während die Lautsprecher ihre Botschaft noch wiederholten, beugte sich Oberstleutnant Batriaschwili zu mir und sagte eindringlich: „Laufen Sie und wecken Sie Rorvic, Tatcher, falls er schlafen oder meditieren sollte!"
    Ich drückte Nonderver meinen Intervallnadler in die Hand und setzte mich ab, bevor der überraschte Epsaler protestieren konnte. Sollte er das schwere Energiegewehr ins Waffenmagazin zurückbringen.
    Bevor ich zu Rorvic ging, begab ich mich in meine Kabine und holte die alte verbeulte Kaffeekanne aus ihrem Versteck. Dann fuhr ich mit dem Transportband zu Rorvics Kabine.
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und preßte den Daumen auf den Türmelder. Als meine Wadenmuskeln sich verkrampften, nahm ich den Daumen fort und lief eine Weile auf der Stelle, um die Muskeln zu entkrampfen.
    Plötzlich fragte jemand erstaunt: „Was machen denn Sie da, Captain a Hainu?"
    Ich hielt mit meiner Gymnastik inne und drehte mich um.
    Neben mir stand Oberst Aggar Uray, der Personaloffizier der INTERSOLAR, der allerdings seit der Verdummung als „Mädchen für alles" arbeitete. Seine blauen Augen musterten mich prüfend.
    „Nichts Besonderes, Oberst", gab ich verlegen zurück. „Ich treibe nur ein wenig Konditionstraining."
    „Vor dem Kabinenschott von Commander Rorvic ...?"
    Ich zuckte die Schultern.
    „Ich warte auf den Albi ... den Commander. Er wird gleich kommen. Wir sind zum Staatsmarschall bestellt."
    „Ja, ich habe die Rundrufdurchsage gehört, Captain." Oberst Uray seufzte. „Sie haben es gut, daß Sie mit einem so phantastischen Menschen wie Dalaimoc Rorvic in den Einsatz gehen können."
    In mir brodelte die Wut wie ein Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch steht. Dennoch gelang mir ein Lächeln.
    „Falls Sie an meiner Stelle gehen möchten, Oberst, ich trete gern zurück."
    Uray klopfte mir väterlich auf die Schulter.
    Zum Teufel! Warum nur benahmen sich Terraner mir gegenüber so oft wie ein Vater zu seinem Sohn, nur weil ich kleiner als sie war! Dabei hätte ich Aggar Urays Vater sein können - dem Alter nach jedenfalls.
    „Nein, nein. Gehen Sie nur. Und richten Sie Rorvic einen schönen Gruß von mir aus."
    Damit sprang er wieder auf das Transportband, das ihn rasch davontrug.
    Ich zog den flachen Kodegeber aus der Brusttasche meines Kampfanzuges Das Gerät enthielt den Schottöffnungskode von Rorvics Kabine; ich hatte ihn mit Hilfe eines Abtastgerätes ermitielt Natürlich war so etwas streng verboten, aber wie sollte ich den Albino wecken, wenn der Türmelder nichts - erreichte!
    Vor derartigen Situationen hatte ich schon oft gestanden.
    Mit schwachem Summen schaltete sich der kleine Kraftfeldgenerator des Impulsschlosses aus. Die Schotthälften glitten zur Seite. Ich trat ein.
    Wie ich halb erwartet hatte, schlief der riesige Tibeter nicht, sondern hockte mit untergeschlagenen Beinen auf einem bunten abgewetzten Teppich und meditierte. Eine automatische Gebetsmühle mit reparaturbedürftigem Elektromotor drehte sich.
    Es roch nach schmorender Isolierung.
    Einen Herzschlag lang kämpfte ich mit mir selbst um einen Entschluß. Sollte ich versuchen, Dalaimoc Rorvic durch Schütteln und Rufen zu wecken - oder sollte ich gleich die Kaffeekanne benutzen?
    Ich konnte der Verlockung nicht widerstehen. Rorvics leicht nach vorn geneigter kahler Schädel mit den zahlreichen blau, gelb und grün verfärbten Stellen stellte eine zu große Verlockung dar.
    Also hob ich die Hand mit der Kanne, holte weit aus und schmetterte das Gefäß mit aller Kraft auf Rorvics Schädel.
    Bevor er reagieren konnte, hatte ich die Kanne unter einem wüsten Durcheinander alter Schriften verborgen, die sich vor dem imitierten Kamin stapelten.
    Dalaimocs Schädel vollführte eine Vierteldrehung, dann sagte der Tibeter mit tiefer Stimme: „Bitte, den Tee! Ich rieche bereits die warme Kamelbutter."
    „Sie irren sich", warf ich ein. „Was da riecht, sind die schmorenden Wicklungen Ihrer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher