Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0536 - Götzendämmerung

Titel: 0536 - Götzendämmerung
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
List die Dämonen der Unterwelt besiegt und in die Flucht geschlagen habt.
    Wir geloben hier vor euch, daß wir fortan nur noch den wahren, den neuen Göttern dienen werden. Verzeiht uns, daß wir so frei waren, einen Wagen mit Gespann herzubringen. Aber da wir von den Stadtmauern aus sahen, daß ihr ohne Himmelswagen unterwegs seid, entschlossen wir uns euch zu fragen, ob ihr uns erlaubt, euch zum Sitz der Götter nach Yönyegy zu bringen."
    Die Zwillingsbrüder sahen einander an.
    „Dieser edle Ritter redet ziemlich geschwollen", meinte Beta.
    „Aber aus seinem Verhalten läßt sich schließen, daß er einige - wenn auch recht seltsame - Erfahrung im Umgang mit Raumfahrern besitzt."
    „Die Bezeichnung Himmelswagen und die Form des Pferdewagens deuten zudem darauf hin", fügte Alpha hinzu, „daß Raumschiffe - oder zumindest zylinderförmige Raumschiffe - ihnen nicht unbekannt sind."
    „Das läßt eine Reihe weiterer interessanter Schlüsse zu", meinte Beta. „Wir sollten dem edlen Ritter die kleine Bitte nicht abschlagen."
    Alpha wandte sich an den Tonarer in der reichlich verzierten Rüstung und sagte über den Translator zu ihm: „Wir gestatten euch, uns zum Göttersitz zu bringen."
    „Ein Walzenschiff der Springer!" rief Blazon Alpha aus, als sie im Park des königlichen Palastes angekommen waren.
    Die Fahrt durch Yönyegy war ein einziger Triumphzug gewesen. Die Kunde, daß die beiden „Yanarsaren" die Dämonen der Unterwelt aus dem Land gejagt hatten, ging wie ein Lauffeuer herum. In den winkeligen Straßen und Gassen, durch die sie kamen, standen Menschenmassen Spalier, alle Fenster in den Fachwerkbauten und Steinhäusern waren besetzt. Die Yönyegyer feierten sie wie Helden - wie Götter. Nur die schweren, eisenbeschlagenen Tore und die Lanzen der Palastwache hielten die Menge davon zurück, dem Wagen mit den beiden „Göttern" in den königlichen Palast zu folgen ...
    „Wir haben mehr Aufsehen erregt, als uns lieb sein kann", meinte Beta mit einem kritischen Blick zu dem fast tausend Meter langen Wälzenschiff, das in horizontaler Lage auf seinen kurzen Teleskopstützen auf der gepflegten Rasenfläche stand.
    „Die Springer werden uns einen heißen Empfang bereiten, wenn sie herausfinden, daß wir nicht zu ihnen gehören. Es wäre klüger, sich aus dieser Sache herauszuhalten. Aber da wir schon einmal hier sind, können wir uns auch die Zeit vertreiben, bis Rhodan uns zurückholt."
    „Jetzt wird mir auch klar, warum man uns Yanarsaren genannt hat", sagte Alpha. „Das Schiff heißt YANARA - bestimmt nach dem Patriarchen, dem es gehört. Möchtest du es dir von innen ansehen?"
    „Du etwa nicht?"
    „Doch - aber nicht, ohne vorher eine Lebensversicherung abgeschlossen zu haben", erklärte Alpha. „Wenn die Springer keine Bedenken hatten, sich den unterentwickelten Bewohnern dieser Welt gegenüber als Götter aufzuspielen, dann werden sie auch keine Skrupel haben, uns zu beseitigen. Besonders, da durch die Verdummung ihre animalischen Instinkte noch mehr zum Durchbruch gekommen sein dürften."
    „Und wie willst du dich absichern?" fragte Beta.
    „Laß mich nur machen."
    Sie verließen die zylinderförmige Kutsche, die einem Beiboot der Springer nachempfunden worden war. Der Anführer ihrer berittenen Eskorte lag bereits vor ihnen auf dem Boden.
    „Erhebe dich", gebot ihm Alpha.
    Der Ritter kam auf die Beine, wagte jedoch nicht, sein Gegenüber anzusehen.
    „Wie würdest du dich verhalten, wenn Götter deine Unterstützung verlangen?" fragte Alpha.
    „Ich wäre tief geehrt, aber ich würde fragen, ob ich dieser Ehre auch wert bin", sagte der Ritter, ohne den Kopf zu heben.
    „Mein göttlicher Sinn verrät mir, daß du würdig bist, dein Schwert in meinem Namen zu erheben", erklärte Alpha mit pathetischer Stimme. „Du hast sicher schon erkannt, daß auch unter den Göttern Zwietracht und Uneinigkeit besteht, daß es ihrer gute und böse gibt. Wir sind gekommen, um die falschen Götter von dieser Welt zu verjagen, dieses Land vom Joch der furchtbaren Götzen zu erlösen. Wir sind stark, weil das Gute in uns wohnt. Aber wie schon so oft könnte auch diesmal das Böse den Sieg davontragen. Deshalb wende ich mich an dich, einen Sterblichen, um Hilfe. Bist du bereit, für das Gute zu kämpfen?"
    Der Ritter richtete sich zu voller Größe auf.
    „Ich bin bereit", sagte er entschlossen.
    „Gut." Alpha blickte zur Sonne, die nur noch eine Handbreit über den Dächern der niedrigen Häuser stand.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher