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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte
Autoren: Jason Dark
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unter den Dächern der Akazienbäume. Weiße Bänke und Tische bildeten einen Kontrast zum Grün des Rasens. Die Menschen trugen fast nur weiße Kleidung, und man sah viele ältere Frauen mit Sonnenschirmen einherspazieren, so daß sich der Betrachter manchmal vorkam, als befände er sich im letzten Jahrhundert.
    Im Süden war vieles anders, nicht nur die Menschen.
    Früher hatte das Haus einem Plantagenbesitzer gehört. Hochherrschaftlich, in einem strahlenden Weiß, das bei Nacht angestrahlt wurde.
    Der Chrysler rollte über die breite Zufahrt. Sie war mit feinem, hellen Kies bestreut, der unter den Reifen des Wagens knirschte.
    Niemand begegnete dem Reporter. Mitternacht war vorüber, die meisten Gäste lagen längst in ihren Betten.
    Bill stellte den Wagen auf dem Parkplatz ab, stieg mit weichen Knien aus und spürte wieder Kopfschmerzen, die durch seinen Schädel tuckerten.
    Im Hotel würde er zwei Tabletten schlucken. Hinter der Glastür befand sich eine andere Welt. Wohlklimatisiert, Springbrunnen in der kleinen Halle, dicke Teppiche auf den Steinböden, elegante Sitzmöbel und eine Rezeption, die kaum auffiel, weil sie in die Einrichtung integriert worden war.
    Nur wenig Personal arbeitete in der Nacht. Der livrierte Farbige schaute Bill erstaunt an, als der schwankend über den Teppich auf die Rezeption zuging und nach seinem Zimmerschlüssel verlangte.
    »Ist Ihnen nicht gut, Sir?« Der Schwarze schob Bill den Schlüssel zu.
    »Richtig geraten. Ich brauche Tabletten, bitte.«
    »Sofort, Sir.«
    Bill bekam eine kleine Schachtel und grinste. »Ihre Stadt ist etwas unsicher.«
    Die Augen des Livrierten nahmen an Größe zu. »Sind Sie überfallen worden, Sir?«
    »So kann man es nennen.«
    Der Mann erschrak noch mehr. Ob echt oder gespielt, das wußte Bill Conolly nicht. »Soll ich die Polizei…?«
    »Nein, die nicht. Ich komme schon zurecht. Mir fehlt ja nichts. Doch«, verbesserte er sich, »mir fehlt etwas. Und zwar ein heißes Bad, das werde ich noch nehmen.«
    »Natürlich, Sir – und gute Nacht.«
    »Mal sehen.« Bill ging zum Lift. Er kam sich ziemlich deplaciert vor und war froh, als er die Zimmertür hinter sich geschlossen hatte und in den großen Raum schaute, in dem das Zimmermädchen eine Lampe hatte brennen lassen.
    Der rote Teppich stand im Kontrast zu den weißen Möbeln.
    Rechts befand sich die Tür zum Bad, die Bill aufstieß, Wasser in die breite Wanne laufen ließ und zunächst einmal zwei Tabletten schluckte.
    Fünf Minuten später hatte er die schmutzige Kleidung vom Körper gestreift und stieg in die Wanne.
    Das heiße Wasser tat ihm gut. Er merkte sehr schnell, daß er sich nicht nur entspannte, sondern auch schläfrig wurde und er Furcht davor bekommen mußte, einzuschlafen.
    Einmal schreckte er hoch, nicht allein deshalb, weil ihm die Augen zugefallen waren, denn im Nebenzimmer summte das Telefon. Nach dem vierten Geräusch blieb es still.
    Der Reporter war wieder hellwach. Wer konnte ihn jetzt noch anrufen? Wieder dieser Fremde? Wollte er nachprüfen, ob Bill sich schon im Hotel befand?
    Er stieg aus der Wanne und hüllte sich in das weiße angewärmte Badetuch. Dann dachte er nach und kam zu dem Entschluß, daß er möglicherweise in ein Wespennest gestochen hatte und den Fall allein nicht mehr durchziehen konnte.
    So wie der sich entwickelte, lief er in eine Richtung, die auch für seinen Freund John Sinclair interessant werden konnte. Natürlich dachte Bill auch an die Warnung, aber er gehörte zu den Menschen, die sich so etwas nicht sagen ließen. Er würde nicht verschwinden.
    Wenn er wieder auf Pirsch ging, dann wollte er seine Waffe mitnehmen.
    Auf der Bettkante hockend, trocknete er sich ab. Das Telefon stand neben dem Bett. Auf das cremefarbene Gehäuse fiel auch das Licht der Nachttischleuchte.
    Bill wollte in seinen Schlafanzug steigen, als der Apparat wieder anschlug.
    Beim zweiten Läuten hob der Reporter ab und meldete sich mit einem »Ja, bitte…«
    Zunächst vernahm er nichts, außer einem Geräusch, das ihn an ein heftiges Atmen erinnerte. »Wer sind Sie? Melden Sie sich…«
    Wieder nur das scharfe Atmen, dann die Stimme.
    »Bill, bist du es?«
    Der Reporter schrak zusammen. Danach saß er starr. Er hatte die Stimme erkannt, obwohl sie nur so leise klang. Es war Evangeline, die junge Kreolin.
    »Ja, ich bin es…«
    Sie atmete wieder. Dann senkte sie ihre Stimme noch mehr, so daß nur ein Flüstern an Bills Ohren klang. »Du bist auf dem Friedhof gewesen? Sag
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