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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte
Autoren: Jason Dark
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über sie gestreift worden. Die Luft war kaum zu atmen. Dunst bedeckte das Gelände. Zwar stand noch der Glutball der Sonne am Himmel, doch seine Strahlen schafften es diesmal nicht, die Dunstwand zu durchdringen. Das Mädchen atmete einige Male tief durch und taumelte auf die Lücke in der Mauer zu.
    Sofort war Dog an ihrer Seite. Er hatte von Lossardo den Auftrag bekommen, sich um sie zu kümmern, den Job nahm er ernst. Er faßte die Kreolin an.
    Seine Finger schienen aus Stahl zu sein. Sie hinterließen Druckstellen an ihrem linken Handgelenk. Sie stöhnte auf, verzog das Gesicht und blickte über die Schulter zurück.
    Lossardo und sein Panther waren im Wagen zurückgeblieben. Sie wußte nicht, ob sie ihn noch einmal sehen würde. Dog hatte alles übernommen, und auch sein Kumpan kam.
    Er war Mexikaner, trug stets eine ponchoähnlich geschnittene Jacke, unter der er seine Waffen verbarg. Der Mann konnte gut mit seinen Messern umgehen.
    Die beiden Männer rahmten Evangeline ein, als sie das Mädchen auf den Friedhof führten.
    Es war nicht ruhig. Überall in hohen, wie fettig wirkenden Sumpfgras zwitscherte, raschelte und flüsterte es. Zahlreiche Tiere, für menschliches Auge nicht mehr sichtbar, fanden hier ihr Versteck.
    Aus dem Gras wuchsen die Grabsteine hervor. Die meisten weiß wie die Fassaden der Häuser. Die Denkmäler besaßen verschiedene Formen. Manche wirkten sehr schlank, andere wiederum klotzig, aber fast jeder Grabstein zeigte ein Motiv oder war mit einem. Motiv versehen.
    Engel, Heilige, Dämonen und Gesichter mythischer Wesen waren in die Außenhaut der Steine eingraviert worden.
    Ein Friedhof der Vergessenen, aber auch ein Hort schwärzester Magie, wie man sich erzählte.
    Evangeline kannte sich hier aus. Ihre Mutter lag auf diesem Feld begraben. Sie erinnerte sich daran, daß sie die Tote oft besucht und vor ihrem Grab gesessen hatte, so daß es zu einer stummen Zwiesprache zwischen Mutter und Tochter gekommen war.
    Für Evangeline war die Mutter zwar tot, aber irgendwie lebte sie weiter, das hatte sie mittlerweile herausgefunden, und die war auch etwas Besonderes in ihrem Leben gewesen.
    Sie erinnerte sich an die langen Stunden vor ihrem Grab, wo sie die Zeit einfach vergessen hatte. Da hatte sie dann eine stumme Zwiesprache mit der Toten gehalten. An manchen Tagen war es ihr vorgekommen, als wäre der unsichtbare Geist ihrer Mutter aus der Erde gestiegen, um sie, die Tochter mit dem gleichen Namen, zu umklammern und in sie zu fahren.
    Evangeline hatte die Mutter nie kennengelernt, doch sie fühlte sich ungemein mit der Toten verbunden.
    Der Mexikaner, einfach nur Mex genannt, war schon vorgegangen. Sein fettiges Haar wehte über seinen Hinterkopf bis in den Nacken hinein und wippte bei jedem Schritt mit.
    Er tauchte nach rechts weg, verschwand zwischen zwei dicht stehenden Grabsteinen, weil er dort sein Ziel suchen wollte. Die Kreolin warf einen Blick über die Schulter. Sie suchte Lossardo, konnte ihn aber nicht entdecken, so blieb sie weiterhin in Dogs Gewalt, der sie erst losließ, als beide den Mexikaner sahen.
    Er stand an der Grenze des Friedhofs. Hier hatte sie auch Bill Conolly hinbestellt. Nicht weit entfernt lag das Grab ihrer Mutter, mit dem eingravierten Gesicht auf dem Stein. Eine Gegend auf dem Friedhof, die dem Mädchen bekannt vorkam.
    Dennoch hatte sich etwas verändert!
    Aus dem Boden ragte ein viereckiger, weißbleicher Pfahl, der Ähnlichkeit mit dem Marterpfahl der Indianer aufwies. Evangeline hatte ihn noch nie auf dem Friedhof gesehen, er mußte neu in den Boden hineingeschlagen worden sein, und sie konnte sich plötzlich vorstellen, für wen dieser Pfahl gedacht war.
    Dog war stehengeblieben. Er wollte ihr Gelegenheit geben, sich den Pfahl genauer anzusehen.
    Sie entdeckte an seinem oberen Ende zwei eiserne Ringel Beide glänzten, als Sonnenstrahlen auf sie fielen. Die Ringe waren groß genug, um Hände hindurchzustecken, und sie konnten sich bestimmt auch öffnen lassen wie Handschellen.
    Evangeline brauchte keine Erklärung. Das Grinsen des Mexikaners widerte sie ebenfalls an. Sie stand da und fühlte sich trotz der schwülen Wärme wie in einem Eiskeller.
    Dog ließ sie los. Das Gelenk schmerzte noch. Auch jetzt, wo das Mädchen frei war, dachte es nicht einen Moment an Flucht. Sie wäre nie weggekommen, und sie hörte hinter sich die leisen und etwas dumpf klingenden Schritte.
    Am Geruch erkannte sie, daß Lossardo und sein Panther bei ihr waren. Ohne sich
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