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0532 - Der Blutschwur

0532 - Der Blutschwur

Titel: 0532 - Der Blutschwur
Autoren: Jason Dark
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Rose. Nichts geschah. Es war niemand da, der mich angriff oder auch nur die Hand nach mir ausstreckte.
    Man wartete ab, verließ sich auf Goran, der mir entgegenschaute und seinen Blick nicht vom Kreuz lösen konnte.
    Einen Schritt vor ihm blieb ich stehen, umkreist von den Finsteren. Dennoch fühlte ich mich nicht unwohl. Ich vertraute auf die Kraft des geweihten Silberkreuzes und auch auf die Rückendeckung meines Partners Suko. Wenn es hart auf hart kam, würde auch er nicht zögern, seine magischen Abwehrmittel einzusetzen.
    »Ich bin hier, Goran. Stehe bei Ramis oder bei dem Schwan. Deshalb mache ich dir einen Vorschlag: Du vertraust ihm, ich vertraue meinem Kreuz. Laß uns herausfinden, wer von den beiden stärker ist!«
    »Ramis natürlich!«
    »Ich halte dagegen!«
    »Was ist schon ein Kreuz?« rief er. »Ein Symbol, das ich nicht…«
    »Ein Symbol mit Symbolen«, erklärte ich. »Wenn du es dir genau anschaust, wirst du sehen können, daß einiges an symbolhaften Deutungen in das Silber eingraviert worden ist. Du siehst an den Enden die vier Buchstaben. Es sind die ersten der…«
    »Hör auf!« Er schrie mir den Satz entgegen, und ich wußte auch den Grund. Sein Blick war dorthin gefallen, wo sich das eingravierte R für Raffael abzeichnete. Daneben befand sich ein verschlungenes Buchstabenpaar, das sich eigentlich nur aus zwei Zeichen zusammensetzte, gleichzeitig aber eine dreibuchstabige Einheit bildete.
    AUM!
    Nichts ist heiliger in Indien als diese mystische Silbe. Das feierlichste und heiligste aller Wörter. Es ist ein Segen, eine Bestätigung und ein Versprechen zugleich. Dieses Wort steht gewöhnlich am Anfang der heiligen Schriften und vor den Gebeten der Inder. Der Überlieferung nach soll es zusammengesetzt sein aus den Anfangsbuchstaben der drei Götter Agni, Varuna (Uuaruna) und Marut.
    Gleichzeitig soll es die drei Elemente Feuer, Wasser und Luft andeuten. Es ist eine Silbe des Guten, die, wenn sie von einem Würdigen ausgesprochen wird, das Böse zerstört. Spricht sie ein Unwürdiger aus, wird er selbst den Tod erleiden. Ich hatte sie einige Male in meinem Leben aussprechen müssen. Mir war nie etwas passiert, da ich auch als Sohn des Lichts gekennzeichnet war.
    Wenn Goran sich in der indischen Mythologie auskannte, dann mußte er auch um die Kraft dieser Silbe wissen.
    »Du siehst sie?« fragte ich lauernd.
    Er nickte. Ich erlebte ihn zum erstenmal sprachlos und war gespannt darauf, wie er reagierte.
    Wenn alle Stricke rissen, würde ich mich auch nicht scheuen, die Silbe hier auszusprechen, um Menschenleben zu retten.
    Er ging einen kleinen Schritt zurück. Der Hals des Schwans bewegte sich nicht mehr. Ich konzentrierte mich auf die Augen des steinernen Tieres, das anscheinend doch lebte.
    Lebten auch sie?
    Es war nicht genau zu erkennen. Ich hatte jedoch den Eindruck, als würden sich die kleinen Pupillen bewegen.
    Das Schweigen hing wie eine dichte Mauer in dem Gewölbe. Niemand sprach. Hinter mir atmete jemand sehr hart. Ich ging davon aus, daß es sich um Mitic handelte.
    »Bist du dir noch immer sicher, Goran?« fragte ich leise. »Weißt du nun, wer den Kampf gewinnen wird?«
    Auf seinem Gesicht sah ich den Schweiß. Er überlegte angestrengt, suchte nach einem Ausweg. Die Haut auf der Stirn bewegte sich, er schluckte auch einige Male, und ich hörte wieder die Stimmen des jugoslawischen Kollegen.
    »Mach ihn doch fertig, Sinclair!«
    »Ruhe!« Suko hatte das Wort gesagt.
    Ich blickte stur auf Goran. Er mußte etwas tun, wollte er nicht sein Gesicht verlieren und damit auch die Philosophie des Irrlehrenleiters Ramis. Die Finsteren hatten sich bisher nicht gerührt. In ihren Gesichtern aber las ich bereits so etwas wie Skepsis und auch die Erwartung, daß Goran handelte.
    »Es ist gut«, sagte er nach einer längeren Pause des Nachdenkens.
    »Ich werde den Kampf aufnehmen.«
    »Jetzt und hier!« forderte ich.
    Über seine breiten Lippen zuckte ein Lächeln. »Natürlich. Der Schwan gegen dein Kreuz. Ramis und das Jenseits gegen dich. Das wird nur einen Sieger geben.«
    Er redete nicht mehr weiter, dafür handelte er, und zwar so, wie ich es nicht für möglich gehalten hatte.
    Bisher war ich davon ausgegangen, daß der Schwan aus einem Teil erschaffen worden war.
    Ich irrte mich.
    Goran brauchte nur blitzschnell zuzupacken, und es gelang ihm, die beiden Hälften des Schwans auseinanderzureißen.
    Ich wurde überrascht, die anderen auch. Innerhalb von Sekundenbruchteilen geschah
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