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0532 - Der Blutschwur

0532 - Der Blutschwur

Titel: 0532 - Der Blutschwur
Autoren: Jason Dark
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Frau erstochen hat?«
    »Gar nicht so falsch!«
    Das war genau die Antwort, auf die Mitic gewartet hatte, die wir aber nicht erwartet hatten.
    Ich hörte, wie unser Kollege Luft holte. Sein Gesicht veränderte sich dabei. Der Mund stand weit offen, die Augen sahen so aus, als wollten sie ihm aus den Höhlen quellen. Es fiel ihm schwer, den Arm anzuheben und ihn auszustrecken.
    »Du!« keuchte er. »Du hast tatsächlich meine Frau getötet, du miese, dreckige Ratte?«
    Goran lachte nur kalt. Eine Reaktion, die Mitic noch mehr in Rage brachte.
    Ich hafte ihn gewarnt, doch diese Warnungen überhörte er einfach. Ihn hielt nichts mehr auf seinem Platz. Bevor ich es verhindern konnte, spurtete er los, um sich auf Goran zu stürzen, der keine Reaktion zeigte und ihn seelenruhig erwartete.
    Suko war schneller als ich.
    Wie ein Schatten hechtete er durch die Luft. Er kam von der Seite her, streckte sich und schaffte es tatsächlich, unseren Kollegen zu Boden zu reißen.
    Mitic rollte sich herum. »Lassen Sie mich!« brüllte er. »Ich will ihn töten! Er hat…«
    Suko riß ihn hoch, schleuderte ihn zurück, zog ihn wieder vor und hatte dabei die rechte Hand in die Kleidung des Mannes verkrallt. Mitic heulte ihm ins Gesicht. Aus seinen Augen schossen Tränen, er war nicht mehr Herr seiner Sinne.
    »Seien Sie endlich ruhig!« fuhr Suko ihn an. »Sie können hier nicht den großen Mann spielen.«
    Der Kollege aus Jugoslawien gab nach. Er brach zwar nicht zusammen, er sackte jedoch ineinander und nickte.
    Suko ließ ihn los.
    Ich hatte in der Zwischenzeit Goran und die anderen Diener der schwarzen Rose nicht aus den Augen gelassen. Sie gaben sich sehr ruhig, standen da wie die Ölgötzen und warteten sicherlich auf das Zeichen ihres Anführers, der seine linke Hand vom Körper des schwarzen Schwans nahm.
    Für uns ein Zeichen, daß er wieder reden wollte.
    Er meinte mit seinen ersten Worten Mitic. »Dieser Wahnsinnige wird ebenso den Tod erleiden wie ihr. Ich habe die Rolle des Dekans übernommen, ich bin derjenige, der voll auf den Großen Ramis vertraut, der uns den Weg ins Jenseits ebnet. Tod bedeutet Freiheit, dafür leben wir, denn wir warten auf den Tod, und er, den ich hier im Arm halte, wird uns begleiten.«
    »Was ist das für ein Widersinn?« rief ich ihm entgegen. »Man lebt nicht, um sich auf den Tod zu freuen. Der Tod ist etwas Unabänderliches, etwas Unwiderrufliches, aber Menschen, die sich auf den Tod freuen, sind nicht dazu ausersehen, ein erfülltes Leben zu führen. Sie können nur am Rande der Gesellschaft existieren, so wie ihr.«
    »Nein!« rief er laut. »Nein und abermals nein. So redet nur einer, der keine Ahnung hat. Der noch immer in den alten Vorstellungen steckt und nichts von der Erneuerung erfahren hat. Für uns ist der Tod der Anfang, denn das Jenseits wird uns aufnehmen, und uns…«
    »Hör auf mit dem Gerede. Wer redet denn hier von alten Vorstellungen? Du bist es doch. Wie alt ist diese Irrlehre eures Philosophen Ramis? Tausend Jahre, zweitausend, dreitausend…?«
    »Er war zu seiner Zeit moderner als ihr es seid!« schrie Goran mit lauter Stimme. »Wir haben über ihn gelesen, unsere Dekan hat uns mit seinen Lehren vertraut gemacht, denn er gehörte zu den wenigen Menschen, die das Jenseits gesehen haben. Er ging hinein, er starb, aber er lebte weiter. Sein Geist und seine Philosophie sind unsterblich. Er hat die sechs Geister des Bösen zu seinen Schutzpatronen erwählt. Die Magie dieser Geister trägt ihn auf ihren Flügeln in die neue Zeit hinein, und wir folgen ihm. Wir lassen diese verfluchte Welt hinter uns. Wer uns nicht folgt, ist gegen uns und wird unsere Rache zu spüren bekommen. Ja!« schrie Goran. »Dieser Polizist hat recht. Ich habe seine Frau erstochen, auch sie war gegen uns. Sie hat ihre Tochter zurückhalten wollen. Maria erzählte es uns, und wir beschlossen, ihre Eltern zu töten. Bei der Frau haben wir begonnen, Maria ist unseren Weg gegangen, und ihr Vater wird seiner Frau folgen…«
    »Das wird er nicht!« schrie Mitic.
    Diesmal hatte er aufgepaßt. Bevor Suko und ich ihn daran hindern konnten, war er vorgesprungen. Die Distanz zu dem ersten in der Nähe stehenden Mitglied der schwarzen Rose überwand er mit zwei kräftigen Sprüngen. Dann war er am Mann, und er besaß noch seine Waffe, die er gedankenschnell gezogen hatte.
    Die Mündung preßte er gegen die Stirn des jungen Manne. Mit der linken Hand hielt er ihn umschlungen, zog den Körper dicht zu sich heran und
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