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053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

Titel: 053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt
Autoren: Larry Brent
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Die berühmt- berüchtigten
Striptease-Shows, die man angeblich in Hamburg und Manila zu sehen bekam und
von denen Seeleute zu berichten wußten, wurden hier in den Kopenhagener Klubs
bei weitem übertroffen. Die Mädchen, die hier auftraten, ohne den geringsten
Stoffetzen am Körper, trieben es am tollsten.
    Einer der Männer, die an den Schaukästen
vorübergingen, ohne sich darum zu kümmern, war in einen dunklen Wollmantel
gehüllt, den Hut tief ins Gesicht gezogen. Es war ein junger Mann, Mitte
Zwanzig, bleich und abgespannt, müde und doch von einer eigenartigen Hektik gekennzeichnet.
Es war, als befände er sich auf der Flucht – auf der Flucht vor seinem eigenen
Ich.
    Thielen fühlte wieder die Nähe des anderen, des
Fremden, der ihn ständig begleitete und den er nicht abschütteln konnte. Er
beherrschte ihn und bestimmte sein Denken und Fühlen von Tag zu Tag, von Stunde
zu Stunde mehr.
    Michael Thielen war nicht mehr er selbst. Die
chemischen Prozesse, einmal ausgelöst, waren nicht mehr zu bremsen.
    Die Anfälle erfolgten immer rascher, und er ahnte, daß
es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er schließlich nur noch Martinus und
nicht mehr Thielen sein würde. Die andere Person, aus der Dunkelheit der
Erbanlage entwickelt, ergriff nun mehr und mehr von ihm Besitz. Wieder das
Zittern der Hände, der Schweißausbruch. Alles kündete sich an wie ein Schwächeanfall.
Aber es war kein Schwächeanfall, es war die andere Persönlichkeit, die seinen
Geist übernahm und seinen Körper veränderte. Man sagte doch, daß Geist und
Seele das Körperbild bestimmten. Wenn Martinus ihn beherrschte, wie konnte er
da noch wie Thielen aussehen? Der zitternde, schweratmende Mann starrte auf
seine Hände, deren Haut pergamentartig wurde. Die Adern schimmerten durch das
runzlige Gewebe. Die Hände nahmen einen seltsam knochigen Ausdruck an.
    Der Hexentöter bog in eine dunkle, stille Seitenstraße
ein. Grüne Reklamelichter kennzeichneten die Bars und Klubs.
    Martinus lehnte sich gegen eine Wand. Er bemerkte die
Bewegung neben sich und blickte auf.
    „Nanu, Kleiner?“ sagte eine sympathische, angenehme
Stimme. „Ist dir nicht gut?“ Die junge Dirne, höchstens einundzwanzig Jahre
alt, kam auf den Mann zu. Sie trug eine weitausgeschnittene Bluse, so daß ihre
beiden Brüste deutlich zu sehen waren. Der superkurze Minirock aus
Knautschleder war so knapp geschnitten, daß er gerade mit der Breite eines Handtuches
konkurrieren konnte. Die langen, wohlgeformten Schenkel schimmerten matt und verführerisch
in dem grünen Dämmerlicht, das von der Leuchtreklame der Bar gegenüber, die sich Makabre nannte, erzeugt wurde.
    „Bei mir kriegst du sogar einen Cognac, wenn du
mitkommst“, fuhr sie leise und einschmeichelnd fort. Die dunkle Handtasche in
ihrer Rechten schlenkerte hin und her. Michael Thielen, dessen Verwandlung zu
Martinus noch nicht voll eingetreten war, blickte auf. Sein Blick glitt über
die langen, aufregenden Beine, blieben am Rocksaum hängen, der mehr preisgab,
als er verbarg, und musterten dann ihr Gesicht. Eine bildhübsche Dänin, eine Prostituierte,
wie sie in den Straßen dieses Viertels zu Dutzenden herumliefen. Sie boten ihre Liebe an, und sie waren nicht immer teuer.
    Sie war blond . Langes
Haar floß wie flüssiges Gold auf ihre halbnackten Schultern. Sie lächelte.
    „Komm mit! Ich mache dir’s gemütlich. In meinem Zimmer
ist sogar geheizt.“ Thielen nickte kaum merklich. Die Dirne wandte sich um,
überquerte die Straße und verschwand neben dem Makabre in einer dunklen Toreinfahrt. Thielen stiefelte hinter der Blonden her.
Seine Augen glühten wie unter einem inneren Licht. Er merkte, wie ihn das Fieber
wieder packte, wie er nach einer Möglichkeit suchte, auch diese Hexe so schnell
wie möglich und so hart wie möglich zu bestrafen. Die Blonde schloß eine Tür
auf und wartete, bis ihr Kunde auf Schrittweite herangekommen war, als
fürchtete sie, den Fisch an der Angel noch zu verlieren. Es ging eine schmale,
hölzerne Treppe hinauf. Es war ein altes Haus, in dem das Mädchen sein Zimmer
hatte. Aber das Zimmer selbst war gemütlich und einladend eingerichtet. Das
Prachtstück war ein riesiges, daunenweiches französisches Bett, das genau in
der Mitte des Raumes stand. Kleine Glasvitrinen und Bücherregale, in denen
außer einigen Unterhaltungsromanen auch reich bebilderte Sexmagazine und
Pornotaschenbücher standen, waren geschmackvoll aufeinander abgestimmt und
hätten in dieser
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