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0528 - Auftritt eines Toten

0528 - Auftritt eines Toten

Titel: 0528 - Auftritt eines Toten
Autoren: Jason Dark
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Refugium betreten. Es ist eine verbotene Welt, wo das Böse haust und…«
    Ich ließ ihn los. »Schon gut. Sag deinen Kumpanen, daß sie sich schleichen sollen. Du natürlich mit. Ich will von euch keinen mehr hier sehen. Verstanden?«
    Er war breitbeinig stehengeblieben und nickte in meine Richtung.
    »Ja, ich werde gehen.«
    »Gut.«
    Ich drehte mich um, weil ich Schritte gehört hatte. Ein gebeugt gehender Mann schritt mir entgegen. Er breitete die Arme aus und nickte mir zu. »Bitte«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich hörte alles. Ihr… ihr dürft nicht gehen, Fremder. Tretet nicht in die Hölle. Sie kann für Euch zum Verhängnis werden. Wo der Teufel regiert, hat keines Menschen Fuß etwas zu suchen.«
    Ich lächelte knapp. »Das glaube ich dir gern, mein Lieber. Nur bin ich gekommen, um den Teufel von der Erde wieder in die Hölle hineinzustoßen.«
    »Woher nehmt Ihr diesen Mut?«
    »Das ist schwer zu erklären. Denke einfach, daß ich zu den größten Feinden des Satans zähle.«
    Fassen konnte er es nicht, drehte sich aber um, hob die Schultern und ging so langsam davon, wie er gekommen war.
    Ich schaute mich nach den Söldnern um. Sie kümmerten sich nicht mehr um die Bewohner von Cerbac, ihre Sorgen waren andere geworden. Mit scheuen Blicken schauten sie zu mir herüber, und manchmal, wenn sich unsere Augen trafen, duckten sie sich auch.
    Irgendwie kamen sie mir vor wie geprügelte Hunde.
    Der Kerl hatte von einem Refugium gesprochen. Ich drehte den flackernden Feuern den Rücken zu und blickte nach vorn, wo ein Teil des Mauerwerks bereits stand.
    Wo es fast zusammenwuchs, da mußte ich hingehen. Es war eine dunkle Ecke. Selbst der allerletzte Widerschein reichte dort nicht mehr hin. Blauschwarze Schatten überlagerten alles. Mir schien es so, als würde sich an dieser Stelle die Finsternis besonders dicht zusammenballen, so daß sie eine Wand bildete.
    Ich beeilte mich nicht besonders. Im Laufe der langen Zeit hatte ich so etwas wie einen sechsten Sinn entwickelt, eine warnende Stimme, und die meldete sich auch jetzt.
    Es fiel mir schwer, die Warnungen in Worte zu fassen. Ich überlegte, ich dachte nach, was mir dieses Gefühl eigentlich sagen wollte. Geh nicht, sei vorsichtig, du wirst von einem unheimlichen Grauen empfangen. All dies schoß mir kreuz und quer durch den Kopf, ohne mich allerdings von meinem eigentlichen Plan abhalten zu können.
    Ich kannte das Schloß in seinem fertigen Zustand. Hier standen nur die Außenmauern und ein Teil der Innenwände. Das Dach war nicht vorhanden, auch nach Aufgängen oder Treppen hielt ich vergeblich Ausschau. Das Schloß befand sich in einem Rohbau.
    Noch einen letzten Blick warf ich zurück. Die Söldner hatten das Weite gesucht. Wer sich jetzt noch in der Nähe aufhielt, zählte zu den Bewohnern von Cerbac.
    Sie würden nie begreifen können, daß ich mein Leben aufs Spiel setzte. Es hatte mich in die Vergangenheit geschleudert, und dafür mußte es einfach einen Grund geben.
    Die Dunkelheit, die so blauschwarz wie ein See vor mir lag, verschluckte mich.
    Ich tauchte in sie hinein, achtete auf meine eigenen Schritte und empfand das Knirschen unter den Sohlen als ein unangenehmes Geräusch. War es kälter geworden, oder täuschte ich mich? Ein eisiger Hauch wehte mir von allen Seiten entgegen und umflatterte mich wie ein unsichtbarer Umhang.
    Je tiefer ich in dieses Gebiet hineinschritt, um so gefährlicher und düsterer kam mir die Finsternis vor. Sehen konnte ich nichts, deshalb holte ich die kleine Leuchte hervor. Der helle Stahl der Halogenlampe fraß sich in die Finsternis, teilte sie, erreichte aber kein Ziel.
    Diese Schatten waren nicht normal.
    Mir kamen sie vor, als würden sie leben, als wären sie aus irgendeiner Götzenwelt erschienen, um sich hier auszubreiten.
    Ich dachte daran, daß Ariol Le Duc einer derjenigen gewesen war, die einmal zu den Templern gehört hatten. Irgendwann hatten sie sich von der eigentlichen Gruppe abgekapselt und waren den Weg der Finsternis gegangen. Ich schritt in die blauschwarzen Schatten hinein, als würde irgendwo vor mir der Spuk lauern.
    »Nicht weiter, John Sinclair. Geh nicht weiter…« Es war eine dumpfe Stimme, die mein rechtes Ohr erreichte. »Du mußt in der Dunkelheit bleiben, verstehst du?«
    »Wer spricht?«
    »Es tut nichts zur Sache. Ich meine es gut mit dir. Vielleicht werden wir uns auch sehen können.«
    »Wer?«
    »Keine Fragen, bleib stehen…«
    Wer so mit mir redete, dem wollte ich auch
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