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0528 - Auftritt eines Toten

0528 - Auftritt eines Toten

Titel: 0528 - Auftritt eines Toten
Autoren: Jason Dark
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bildete einen regelrechten Rutschteppich, und sie sahen auch, als Marcel das Feuerzeug vorsichtig schwenkte, die nach unten führende Treppe.
    Zuerst atmete Arlette, dann lachte und weinte sie gleichzeitig. So drückte sich bei ihr die Erleichterung aus.
    »Stufen!« flüsterte sie. »Himmel, das sind Stufen. Endlich. Wir können in die…«
    »Weißt du, wohin sie führen?«
    »Nein. Kann es noch schlimmer kommen?«
    »Kaum.« Marcel fluchte, weil er sich wieder die schon leicht angesengte Daumenkuppe verbrannt hatte. »So ein Mist.« Das Licht verlöschte wieder.
    »Gib mir das Feuerzeug.«
    »Und dann?«
    »Mach schon.« Arlette dachte wesentlich praktischer. Sie hatte jetzt die Initiative übernommen. Aus dem angeblich schwachen Geschlecht war das starke geworden. »Ich gehe auch vor«, sagte sie und schob sich an Marcel Wächter vorbei.
    »Sei nur…«
    »Hör auf, Marcel, ich weiß selbst, was ich zu tun habe. Die Stufen sind gefährlich, aber was sollen wir machen?« Sie knipste das Einwegfeuerzeug an. Der Lichtkreis bewegte sich auf ihrer rechten Gesichtshälfte und ließ sie aussehen wie angemalt. Selbst das weiche, sich bewegende Licht konnte den harten Zug um Arlettes Mundwinkel nicht verbergen. Das Gesicht zeigte einen sehr entschlossenen Ausdruck.
    Darüber wunderte sich Marcel. Er kannte das schöne Mischlingsmädchen bereits über zwei Jahre. Daß es zu einer derartigen Aktivität fähig sein konnte, hätte er nie gedacht. Bisher hatte er sie als ängstlich eingestuft.
    Wo die Treppe endete, konnten sie nicht erkennen. An der Wand befand sich auch kein Geländer, wo sie sich hätten abstützen können. Sie mußten so über die Stufen schreiten, die unterschiedlich hoch und breit waren, als wäre die Treppe damals von einem Lehrling gebastelt worden.
    Viel Licht gab die Flamme nicht. Bei jeder Bewegung tanzte sie, schuf neue Perspektiven. Licht und auch Schatten wechselten sich ab. Manchmal wurde es sehr dunkel, auch mußte Arlette die Flamme ab und zu löschen, weil die Fingerspitzen einfach zu heiß wurden und der Schmerz nicht mehr auszuhalten war.
    Sie pausierten dann, blieben in der tiefen Finsternis stehen und lauschten in beide Richtungen, ohne allerdings verdächtige Geräusche zu vernehmen.
    An die übrigen Laute hatte sie sich bereits gewöhnt. Da war das Aufklatschen der Tropfen, die von der Decke fielen und sie auch hin und wieder erwischten.
    Das Mauerwerk schimmerte feucht, als hätte jemand mit einem dicken Pinsel lange Bahnen von oben nach unten gestrichen.
    Obwohl sich beide allein auf der Treppe befanden, schauten sie sich doch hin und wieder um.
    Die Schritte eines Verfolgers hörten sie nicht.
    Marcel sprach das aus, was Arlette dachte. »Ich glaube nicht, daß er aufgegeben hat. Dazu ist dieser van Akkeren kein Typ. Der gibt nichts aus der Hand, was er einmal sicher zu haben geglaubt hat.«
    »Warte doch ab…«
    Er ging zwei Stufen hinter ihr und lachte. »Auf wen vertraust du denn? Auf wen?«
    »Denk an den Geist.«
    Wächter lachte leise. »Glaubst du denn, daß der uns immer beschützen wird?«
    »Ich hoffe es.«
    »Dann hoffe mal weiter. Ich halte mich da lieber an die Tatsachen.«
    Arlette gab keine Antwort. Sie wollte ihren Freund nicht noch mehr verunsichern.
    Bisher hatten die Stufen in einer geraden Linie in die Tiefe geführt. Das änderte sich zum erstenmal, als die Treppe einen Bogen nach links schlug und nun als Wendeltreppe in die Tiefe ging.
    Sie blieb so, wie sie auch schon zu Beginn gewesen. Wurde nicht breiter, auch nicht steiler, aber beide merkten, daß sich die Luft veränderte.
    Mehr Kälte strömte ihnen entgegen…
    »Ob wir schon unter der Erde sind?« fragte Arlette.
    »Kann sein. Wie weit geht es denn noch?« Er holte eine Stufe auf und stand jetzt dicht hinter ihr.
    »Das kann ich nicht erkennen.«
    »Schade.«
    Sie hatten wieder eine Pause eingelegt und standen im Dunkeln.
    Zu hören war nur ihr schwerer Atem.
    »Geh weiter – bitte! Wenn ich hier noch länger stehe, drehe ich durch. Ich bekomme Platzangst.«
    Manchmal knirschte auch Dreck unter ihren Füßen, wenn sie über die Stufen schritten, aber die Kälte blieb.
    Plötzlich lachte Arlette auf. »Wir haben es geschafft!« jubelte sie fast. »Wir haben es…«
    »Wo denn?«
    »Noch einige Stufen.« Durch die Hoffnung beflügelt, lief sie schneller und hatte auch als erste die Treppe hinter sich gelassen.
    Arlette hob den rechten Arm, leuchtete und suchte nach einem Ausgang.
    »Geheimgänge«,
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