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0527 - Der Grausame

0527 - Der Grausame

Titel: 0527 - Der Grausame
Autoren: Jason Dark
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denn dieser edle Kämpfer?«
    »Du wirst ihn nicht kennen«, sagte Lisa. »Er stammt aus einem alten Geschlecht und hörte auf den Namen Hecor de Valois…«
    »Was?« rief ich lauter, als ich es eigentlich vorgehabt hatte. »Hector de Valois?«
    »Ja…«
    Ich holte tief Luft. Plötzlich saß mir ein Kribbeln im Nacken und mein Herz schlug schneller. Ich schüttelte den Kopf, denn mit dieser Überraschung hatte ich nicht gerechnet.
    Lisa trat dicht an mich heran. Ihr Haar roch nach dem Rauch eines Feuers. »Du kennst ihn?«
    »Ja, ich habe von ihm gehört. Auch in meinem Land ist er bekannt.«
    »Wo kommst du her?«
    »Von weit…«
    Lisa nickte. »Du hast etwas in der Hand gehabt, das knallte, und dann fiel er um. Wir haben schon gehört, daß es diese Waffen geben soll, sie selbst aber nicht gesehen…«
    »Es sind Pistolen«, erklärte ich.
    Sie nickte. »Ah ja, jetzt da du es sagst, fällt es mir auch wieder ein. Pistolen…«
    »Sehr richtig.«
    »Kannst du mit ihr den bösen Fluch löschen?«
    »Ich hoffe es. Wir werden es versuchen, wenn wir das Schloß erreicht haben.«
    »Es ist noch nicht fertig«, sagte Lisa. »Man baut daran. Die Bewohner von Cerbac werden gezwungen, nach ihrer Arbeit für Le Duc das Schloß zu errichten.«
    »Wer sich weigert, stirbt?«
    »So ist es leider.« Lisa wandte sich ab. »Le Duc kennt keine Gnade, er ist unmenschlich, er kann kein Mensch sein.«
    Da hatte sie gewiß ein wahres Wort gesprochen. Ich drängte zum Aufbruch. »Bitte, verabschiede dich von deiner Mutter, Lisa…«
    »Ja.« Sie beugte sich über das Bett. Mutter und Tochter umarmten sich. Ich sah mir noch einmal die Zombies an oder vielmehr das, was von ihnen zurückgeblieben war.
    Nichts außer Staub…
    Ich trat an das Fenster. Vor dem Haus hielten sich keine Soldaten mehr auf. Die beiden waren allein gekommen. Man würde sie vermissen. Ich hoffte, daß wir bis zu diesem Zeitpunkt schon ein Stück weiter gekommen waren.
    Ich drehte mich wieder um und reichte Lisas Mutter die Hand.
    »Macht es gut, und der Herr sei mit Euch«, flüsterte sie mir zu und hustete trocken.
    »Ja, Madame, wir werden es schon schaffen. Und Sie müssen wieder gesund werden.«
    »Das sagt Ihr so einfach. Viele sterben an der Entzündung der Lunge. Es ist auch kalt. Wir haben hier in der Stube keinen Ofen. Aber ich bin zäh, ich habe noch für meine Lisa zu sorgen…«
    »Bestimmt.«
    Mit dieser Antwort auf den Lippen verließ ich das Haus. Lisa wartete auf mich. Ich sah, wie sie sich verstohlen einige Tränen aus den Augenwinkeln tupfte.
    »Angst?« fragte ich.
    »Ja, nicht um mich, es geht mir um Mutter. Ich weiß nicht, ob Sie es überleben wird.«
    »Sie brauchte Medikamente…«
    »Was bitte?«
    »Schon gut, es war nur so gesagt.« Ich wechselte das Thema. »Wo müssen wir gehen?«
    Sie deutete schräg gegen den Hügel und gegen das auf einer Höhe leuchtende Licht. »Das ist der Weg, nur durch den Wald, immer weiter.«
    »Sind dort auch Soldaten?«
    »Nein. Oder kaum. Die meisten von ihnen sitzen auf ihren Pferden und kontrollieren den Pfad. Wer nicht schnell genug läuft und nicht genügend trägt, bekommt ihre Peitschen zu spüren und wird wieder in die Tiefe geknüppelt.«
    »Dann wird es Zeit, daß wir dem Spuk ein Ende machen. Tragen alle Soldaten die Masken?«
    »Nicht alle. Nur die schlimmsten unter ihnen.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen.«
    Lisa nahm mich bei der Hand. »Ich möchte dich führen«, flüsterte sie. »Ich kenne auch die Wege, die wohl keiner kontrolliert.«
    »Bon, Lisa, ich vertraue mich dir ganz und gar an…« Als ich diesen Satz sprach, leuchteten ihre Augen auf …
    ***
    Der Wald hatte uns geschluckt!
    Die zahlreichen Geräusche waren hinter uns zurückgeblieben.
    Das Keuchen der Träger, das Schreien und manchmal auch das harte Knallen der Lederpeitschen, wenn die Schergen auf die bedauernswerten Menschen einschlugen.
    Als Urwald wollte ich den wilden Bewuchs zwar nicht gerade bezeichnen, es war dennoch schwer für uns, hindurchzukommen.
    Einen Pfad hatten wir tatsächlich nicht gefunden. Wir sahen auch keinen Wildwechsel, so mußten wir uns quer durch das Gelände schlagen, dessen Boden aufgeweicht war und an manchen Stellen durch feuchtes Moos auch so glatt, daß wir hin und wieder ausrutschten.
    Es war nicht einfach, sich hochzuquälen. Lisa hatte größere Schwierigkeiten als ich, deshalb mußte ich oft nach ihrer Hand fassen und sie weiterziehen.
    Meter für Meter kämpften wir uns hoch. Duckten
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