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0527 - Der Grausame

0527 - Der Grausame

Titel: 0527 - Der Grausame
Autoren: Jason Dark
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letzten Worte schienen den Bärtigen überzeugt zu haben.
    »Kommen Sie rein«, sagte er.
    »Danke.«
    Die Klappe wurde wieder geschlossen. Frank Didier warf Suko einen Blick zu, in dem der »Na-endlich-Ausdruck« stand. Die Männer und Frauen hatten sich eingeschlossen. Zweimal wurde innen ein Schlüssel kratzend im Türschloß herumgedreht. Dann öffnete sich der portalartige Eingang. Die Tür kratzte über den Boden, der mit Steinen ausgelegt war. Der Schnee wehte in den großen, hallenartigen Flur hinein.
    Ein breiter Weg, zu vergleichen mit einer Schneise, führte tiefer in den Hang.
    An der rechten Seite standen die großen Weinfässer nebeneinander. Es war auch noch genügend Platz für die langen Bänke und Sitzreihen vorhanden, auf denen die Bewohner des Ortes ihre Plätze gefunden hatten. Im Keller roch es nach Rotwein. Den typischen Geruch konnte selbst die Kälte nicht vertreiben.
    Wer fror, der wärmte sich nicht mit Wein, sondern mit heißem Tee.
    Die meisten Männer, Frauen und Kinder saßen an den Tischen und den Sitzbänken ohne Rücklehnen. Sie betrachteten die Neuankömmlinge mit gesundem Mißtrauen.
    Ein Helfer des Bärtigen hatte die Tür wieder geschlossen.
    Wartend stand er in der Nähe. Es war ein kleiner Mann mit einem faltigen Gesicht und verschlagenen Augen.
    »Ich heiße Bernard Roski«, sagte der Bärtige und reichte den beiden Fremden die Hand. »Ich bin so etwas wie der Bürgermeister hier im Ort.«
    Suko und Didier nannten ebenfalls ihre Namen.
    »Gut, ich hoffe, daß wir Ihnen vertrauen können.«
    »Möchten Sie meinen Ausweis sehen?« fragte der Inspektor.
    Roski winkte ab. »Papier ist geduldig, wir vertrauen Ihnen.« Er schaute auf Sukos Tragetasche, die der Inspektor mitgenommen hatte. »Was ist darin?«
    »Ein Talisman.«
    »Ach so.«
    Suko war froh, daß Roski keine Fragen mehr stellte. Statt dessen bot der Mann den beiden einen Becher Tee an.
    »Das ist eine hervorragende Idee«, sagte Frank Didier. »Herzlichen Dank dafür!«
    »Na ja, Sie haben einiges hinter sich.«
    Der Knabe mit dem verschlagenen Blick holte Tee.
    Ein Kind, das Suko und Frank mit großen Augen anstarrte, fragte laut und deutlich: »Wer sind die beiden Männer, Mamam?«
    »Pst, Colette, sei ruhig.«
    »Wir sind Freunde von euch«, sagte Suko lächelnd.
    »Wollt ihr uns helfen?«
    »Wenn wir können, gern.«
    »Das wäre toll. Wir haben nämlich alle Angst hier.«
    Suko blieb bei seinem Lächeln. »Das braucht ihr nicht.« Er wandte sich an Roski. »Stimmt das mit der Angst, und was ist genau passiert? Wenn Sie mir da eine Antwort geben könnten, wäre ich Ihnen sehr verbunden, Monsieur.«
    Roski, dessen Bart mit dem ebenfalls dunklen Haarwuchs eine Einheit bildete, weil beides oberhalb der Wagen zusammenwuchs, nickte sehr langsam. »Es stimmt leider«, sagte er mit leiser Stimme und zog die beiden von den Zuhörern fort. »Wir haben Angst. Wir alle, die wir hier sitzen, fürchten uns.«
    »Vor Vincent van Akkeren!«
    »Ja, Monsieur, so hieß er wohl. Er kam zu uns in den Ort und erklärte, daß unsere Seelen bald ihm und dem Teufel gehören würden. Er redete von Baphomet, für den er Seelen sammeln wollte, und er fotografierte jeden von uns.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Suko und schüttelte den Kopf. »Das haben Sie sich so einfach gefallen lassen?«
    »Ja, uns blieb nichts anderes übrig.«
    »Was meinen Sie damit?«
    Er schaute sich um, als hätte er Angst davor, bei den nächsten Worten belauscht zu werden. Dann drückte er den Kopf nach unten und beugte ihn gleichzeitig vor, um in Sukos Ohr flüstern zu können. »Kennen Sie den Begriff der Macht?«
    »Selbstverständlich.«
    »Macht ist schlimmer als Geld. Wer Geld hat, der will die Macht, aber wer Macht hat, der hat alles andere schon.« Seine Hände bewegten sich unruhig, als er weitersprach. »So war es auch bei uns. Als er in den Ort kam, da spürte jeder, das ist die Macht. Das ist der böse Fluch. Wir konnten uns gegen ihn nicht wehren, auch wenn wir es versucht hätten. Wir haben es sogar versucht, richtig, aber er schaute uns an…« Roski hob die Schultern. »Ja, dann war es um uns geschehen.«
    »Genauer!« forderte Suko. Er roch den säuerlichen Atem des Mannes und ging zwei Schritte zurück.
    »Wir konnten nichts tun. Wir standen unter seinem Bann. Niemand weigerte sich, ein Foto von sich machen zu lassen. Das stimmt, Monsieur, ich sage es Ihnen. Sie können hier jeden fragen, und Sie werden keine andere Antwort bekommen.«
    »Was
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