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0520 - Unter Parazwang

Titel: 0520 - Unter Parazwang
Autoren: Unbekannt
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wahres Ich und Angakok sich im Hyperraum zu einer Wesenseinheit. Doch diese Verbindung erwies sich als von relativ begrenzter Dauer. Nach langer Irrfahrt durch Zeit und Raum werden sich beide Teile voneinander lösen - und zwar findet dieses Ereignis zwischen dem 20. und 31. Dezember 3441 terranischer Zeitrechnung statt.
    Wenn du zur rechten Zeit am rechten Ort bist, wirst du, Patulli Shangrinonskowje Batulatschino Sagrimat Lokoshan, mein wahres Ich antreffen und festhalten können."
    Die rechte Zeit kenne ich nun", erwiderte Lokoshan. „Aber wo ist der rechte Ort?"
    „Der Treffpunkt befindet sich zur Normalzeit noch im freien Raum, aber zur rechten Zeit wird sich dort ein Planet befinden.
    Ich gebe dir die Koordinaten. Bitte, präge sie dir genau ein!"
    Langsam und deutlich sagte er die Koordinaten auf. Patulli bewegte die Lippen mit; Bossa Cova dagegen verließ sich nicht auf sein Gedächtnis, sondern schaltete den Recorderteil seines Kombi-Armbandgerätes ein.
    Nachdem der junge Mann geendet hatte, sagte der Reeder nachdenklich: „Diese Koordinaten bezeichnen einen Punkt, der ungefähr zwischen dem Solsystem und dem galaktischen Zentrum liegt.
    Mit Hilfe einer Sternkarte dürfte er sich genauer bestimmen lassen. Welcher Planet wird die Koordinaten durchlaufen?"
    „Ein für Menschen tödlicher Planet, der aber doch von Menschen bewohnt wird, Bossa Cova", antwortete Lullog.
    Patulli wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er wirkte erregt.
    „Du sagtest", wandte er sich an den jungen Mann, „ich würde dein wahres Ich treffen. Aber was geschieht mit dir?"
    Lullog lachte belustigt.
    „Ich bin nichts als das Produkt der im dreidimensionalen Raum projizierten - und zwar halbmateriell projizierten - Sextadimenergie meines wahren Ichs, geschaffen, um den Kontakt mit deiner Zeit nicht zu verlieren. Sobald sich mein wahres Tch von Angakok trennt, tritt es selbst körperlich in deine Zeit ein. Damit wird eine Aufrechterhaltung der halbmateriellen Projektion überflüssig, obwohl sie nicht unmöglich sein wird."
    „Und wer ist dein wahres Ich?" fragte Bossa Cova.
    Lullog - immer noch in der Gestalt des jungen Mannes - lachte amüsiert.
    „Mein Meister wird es bald wissen - und du vielleicht auch, wenn du ihn begleitest. Lebt wohl!"
    „Wie kommen wir in unsere Zeit zurück?" schrie der Reeder.
    Aber Lullog antwortete nicht mehr. Seine Umrisse verschwammen wie Nebel, der sich im Sonnenlicht auflöst - und dann waren die beiden Männer allein.
    „Wie kommen wir in unsere Zeit zurück?" wiederholte Bossa tonlos.
    „Wie wir hergekommen sind", sagte Patulli Lokoshan zuversichtIich. „Es gibt nichts, was für den Großen Erbgott der Familie Lokoshan- unmöglich wäre."
    „Das beruhigt mich außerordentlich", gab der Reeder ironisch zurück. „Wenn für ihn nichts unniöglich wäre, warum hat er dann seine Nachricht nicht in unserer Normalzeit überbracht?"
    „Das verstehen Sie nicht", erklärte Patulli. „Lullog kann selbstverständlich nur im Rahmen der Naturgesetze handeln.
    Zaüberei gibt es nur in Märchen."
    „Immerhin, eine Zeitversetzung um viele Millionen Jahre grenzt schon ans Wunderbare. Wenn wir Lullogs ‘wahres Ich’ treffen, was immer es sein mag, wird es die gleichen Fähigkeiten besitzen wie Ihr Großer Erbgott, patulli?"
    „Vielleicht. Warum eigentlich nicht!"
    „Könnte es dann nicht den Schwarm in die ferne Vergangenheit schleudern, um die Galaxis von der Verdummung zu befreien?"
    Der Kamashite runzelte die Stirn.
    „Den Schwarm in die Vergangenheit schleudern? Ich weiß nicht, ob das wünschenswert wäre. Vielleicht würde er dort die Ansätze der menschlichen Zivilisationen - oder gar der Entwicklung menschlichen Lebens überhaupt - vernichten. Dann müßten wir alle aufhören zu existieren, ja wir kätten sogar niemals existiert. Nein, ich fürchte, so tiefgreifende Einschnitte würden zu unkontrollierbaren Paradoxa führen, und wir- lassen lieber die Finger davon, wenn wir sie - und was daran hängt - behalten wollen."
    Bossa Cova kratzte sich sein wolliges Haar.
    „Vermutlich haben Sie recht, Patulli. Jede Zeit muß ihre Probleme selber lösen."
    Er blickte sich um. Olga stand immer noch bis zum Bauch im Tümpel und äste Wasserpflanzen ab. Für einen Moment beneidete er die Saurierdame um ihre animalische Unbekürnmertheit. Auf ihre Weise war sie vielleicht glücklicher als die meisten Menschen; für sie gab es noch nicht den Trennungsstrich zwischen Individuum und Umwelt.
    Doch
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