Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0520 - Das blaue Einhorn

0520 - Das blaue Einhorn

Titel: 0520 - Das blaue Einhorn
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
setzte sich auf die Kante des leichtgeschwungenen Arbeitstisches, der mehr Ähnlichkeit mit dem Kommandopult eines futuristischen Weltraumschiffes hatte als mit einem herkömmlichen Schreibtisch. Sogar ein Bildtelefon gab es mittlerweile - eine »Morgengabe« von Carsten Möbius, der beim letzten Zusammentreffen gemeint hatte, man sehe sich schon »live« viel zu selten, da könne man sich doch wenigstens beim Telefonieren sehen. Vermutlich rechnete er das Bildtelefon und die Installationskosten über den Werbeetat seines Konzerns ab.
    »Sieht nicht gerade nach schweißtreibender Arbeit aus«, stellte Nicole fest und deutete auf die weit zurückgestellte Lehne. Zamorra schnappte nach ihrer Hand und zog seine Gefährtin auf sich und den Sessel herunter, um ihr einen Kuß zu geben. Zu zweit wurde es in dem ledergepolsterten Sitzmöbel zwar etwas eng, aber Nicole hatte dagegen gar nichts einzuwenden. Sie genoß Zamorras Nähe und seine Hände auf ihrer Haut.
    »Mich hat die Müdigkeit gepackt«, sagte er. »Also habe ich den Trick mit dem 5-Minuten-Schlaf gemacht, aber so richtig fit fühle ich mich nicht, weil ich zu früh wieder aufgewacht bin. Ich habe geträumt.«
    Nicole zuckte zusammen. »Du auch?«
    »Ich befand mich in einer Felsenlandschaft. Ein blaues Einhorn… seltsam, die Farbe, nicht? - tauchte auf, tänzelte ein wenig…«
    »… und Stygia verriet dir, es käme jrden Tag um dieselbe Zeit dorthin, um zu sterben, worauf sie es dann hinbrachte«, ergänzte Nicole.
    »Woher weißt du - hattest du den Traum etwa auch?«
    »Er hat auch mich geweckt.«
    »Wann?«
    »Vor vielleicht zwanzig Minuten. Ich habe mich unter die Dusche gestellt und bin dann hierher gekommen.«
    »Bei mir ist es vielleicht drei oder vier Minuten her. Seltsam, nicht wahr?«
    In diesem Moment schlug das Telefon an - das »normale«. Nicole war schneller als Zamorra am Hörer und schaltete auf Freisprechen um. »Schön, daß ihr noch wach seid«, vernahmen sie Pascal Lafittes Stimme. »Wir sind’s schon, weil Nadine und ich den gleichen Traum hatten, der uns aufweckte. Einen sehr eigenartigen Traum.«
    »Sag bloß, es ging darin um ein blaues Einhorn, das von Stygia getötet wurde«, entfuhr es Zamorra.
    Deutlich war zu hören, wie Pascal nach Luft schnappte. »Ja! Bist du unter die Hellseher gegangen?«
    »Nadine und du sind nicht die einzigen, die diesen Traum hatten. Wann genau war das? Habt ihr zeitgleich geträumt oder gibt’s da ein paar Minuten oder Sekunden Unterschied?«
    »Zeitgleich, glaube ich. Wer hat den noch geträumt? Du, Professor?«
    »Und Nicole. Bin gespannt, wen es noch erwischt hat.«
    »Wie kann so etwas passieren? Zwischen hier und eurem Château liegen doch gut zwei Kilometer Luftlinie und ein beträchtlicher Höhenunterschied! Außerdem seid ihr doch durch den weißmagischen Schutzschirm abgesichert.«
    »Wer sagt denn, daß uns dieser Traum durch Schwarze Magie geschickt wurde?« wandte Zamorra ein.
    »Du glaubst also auch, daß jemand uns manipuliert.«
    »Vielleicht ist es eine Botschaft, eine Warnung«, sagte Zamorra. »Ich muß darüber nachdenken. Und - ich bin mittlerweile verdammt müde. Wenn sich der Traum nicht wiederholt, dürfte er keine Bedrohung darstellen. Mir ist zwar noch nicht klar, was er bedeutet, aber ich denke darüber nach. Wann seid ihr wieder erreichbar?«
    »Ich ab vier Uhr nachmittags, Nadine logischerweise den ganzen Tag, weil sie Haus und Dorf vor unseren wilden Kindern schützen muß.«
    Nicole lachte leise, wurde aber schnell wieder ernst. »Pascal, fühlt ihr euch durch diesen Traum bedroht?«
    »Es war ja kein richtiger Alptraum. Nur so unglaublich realistisch. Ich könnte dir jedes Steinchen und jeden Grashalm genau beschreiben.«
    »Gut. Warten wir also weitere Meldungen ab, und am Nachmittag setzten wir uns zusammen und sprachen die ganze Sache durch. Einverstanden?«
    » Oui . Wünsche euch noch eine gute Nachtruhe - für mich lohnt sie sich kaum noch, weil ich in gut ’ner Stunde ohnehin wieder aus den Federn muß… bis später dann!«
    Es knackte; er hatte aufgelegt. Nicole schaltete das Telefon ebenfalls aus. »Und wir zwei Hübschen?« fragte sie. »Willst du noch weiter an deinen Universitätlichkeiten basteln?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Dazu fehlt mir jetzt die nötige Ruhe. Außerdem bin ich immer noch oder schon wieder müde. Wie wär’s, wenn du mich ins Bett bringst?«
    Nicole wölbte die Augenbrauen. »Sagtest du nicht gerade, du wärst müde?«
    Zamorra
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher