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0520 - Das blaue Einhorn

0520 - Das blaue Einhorn

Titel: 0520 - Das blaue Einhorn
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ins Bild zu passen. Offenbar hat der Traum weltweit Leute gepackt, mit denen wir zu tun haben. Ich kümmerte mich um die Sache. Danke für den Hinweis, und einen netten Gruß an Michael und an deinen alten Herrn!«
    Möbius grinste. »Der ist schon wieder mit ’nem Kreuzfahrtschiff unterwegs und genießt sein Pensionärsleben in vollen Zügen. Du, Zamorra, ob ich mal versuche, ihn auf dem verflixten Nobelkutter an die Funkangel zu kriegen? Vielleicht hat er ja auch geträumt!«
    »Gute Idee! Versuch’s mal…«
    Die Verbindung erlosch. Zamorra zögerte ein paar Sekunden, dann kam ihm eine andere Idee. Er griff zum »normalen« Telefon und wählte via Satellit Baton Rouge im US-Bundesstaat Luisiana an. Daß es da erst zehn Uhr morgens war, wurde ihm erst klar, als sich der Wirt einer kleinen Kneipe im Hafenviertel so verschlafen wie mürrisch meldete. Zamorra stellte sich knapp vor. »Arbeitet Angelique Cascal noch bei Ihnen?«
    »Hin und wieder, sicher. Was soll das?«
    »Wenn sie heute auftaucht, richten Sie ihr bitte aus, sie möchte mich in Frankreich anrufen; die Nummer kennt sie. Ich rufe dann sofort zurück. Es könnte wichtig sein.«
    »Worum geht es denn, wenn ich mal ganz bescheiden fragen darf?« knurrte der Wirt, von dem Zamorra nur den Vornamen Sam kannte; da er sich mit »hallo« gemeldet hatte, blieb der Rest seines Namens auch weiterhin im dunkel der Telefongeschichte. Zamorra zögerte kurz, entschloß sich dann aber dagegen, dem Mann von dem Traum zu erzählen. Falls das Traumphänomen in Baton Rouge nicht zugeschlagen hatte - und nichts anderes wollte Zamorra von Angelique wissen -, würde der Wirt ihn auf das Stichwort »Traum« oder gar »blaues Einhorn« hin vermutlich nicht mehr ernst nehmen und die Bitte um Rückruf vielleicht gar nicht weitergeben. Das wollte er aber nicht riskieren.
    »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen, aber es ist sehr wichtig, daß Angelique mich anruft. Sie kennt meine Telefonnummer, aber schreiben Sie sie bitte vorsichtshalber mit…?«
    »Frankreich, wie? Ach«, entfuhr es Sam plötzlich, »sind Sie nicht der Clown, mit dem das Girl hin und wieder teure Telefonate führt, deren Kosten sie dann mühsam abarbeitet? Wie oft habe ich ihr schon gesagt, daß sie sich ein eigenes Telefon zulegen soll. Kostet doch nicht die Welt. Aber ihr Bruder will das wohl nicht, dieser komische Kauz. Na schön, wenn Sie das sind, richte ich’s ihr aus. Sie hat zwar heute keinen Dienst, aber ich tue Ihnen den Gefallen und gehe nachher mal zu ihr rüber. Lieber Gott, warum hast du mich bloß mit solcher Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft gestraft?«
    »Damit Sie später im Himmel einen Ehrenplatz bekommen, Sam«, schlug Zamorra vor.
    »Himmel? Da will ich doch gar nicht hin! Da trifft man ja überhaupt keine Bekannte…«
    Nach Gesprächsende kontrollierte Zamorra noch einmal den »automatischen Anrufer«; computergesteuert wählte dieser Apparat, solange Zamorra selbst nicht am Telefon war oder keine Lust und Zeit hatte, es zu bedienen, in regelmäßiger Folge die Telefonnummern von Babs Craford in London, Pembroke-Castle und Gryfs Hütte auf der Insel Anglesey an, um im Erfolgsfall einen vorbereiteten Text abzuspulen und um sofortigen Rückruf zu bitten. Aber auf keiner der drei Linien war bisher ein Kontakt zustande gekommen.
    Da meldete sich das Bildtlefon wieder. Carsten Möbius war wieder am Apparat.
    »Bingo, Zamorra. Der alte Eisenfresser hat von einem blauen Einhorn geträumt, und das halbe Schiff ist in Aufruhr, weil keiner sich diese Massenhalluzination, wie der Schiffsarzt es nennt, erklären kann.«
    »Und wo ist das Schiff derzeit?«
    »Wenn ich’s richtig im Kopf habe, dümpelt der Pott irgendwo vor den Azoren. Brauchst du die nautischen Koordinaten?«
    »Vermutlich nicht«, sagte Zamorra, dessen Verdacht immer stärker wurde, daß ganz bestimmte Personen mit diesem Traum angesprochen werden sollten - und zwar samt und sonders Personen, die zu ihm eine engere Beziehung hatten.
    Aber welcher Sinn steckte dahinter?
    ***
    In den nächsten zwei Stunden rundete sich das Bild weiter. Angelique Cascal meldete sich und teilte mit, daß ihre Brüder Yves und Maurice von dem Einhorn geträumt hatten, und als Sam, der Wirt, ihre Worte mithörte, mischte er sich ebenfalls ein. »Das hätte ich Ihnen auch sagen können, Mister Franzose«, polterte er. »Ich habe diesen Quatsch auch geträumt. Dafür verpulvern Sie Ihre Telefongebühren? Für einen blöden Traum?«
    »Wenn er so
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