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052 - Roboter des Grauens

052 - Roboter des Grauens

Titel: 052 - Roboter des Grauens
Autoren: John P. Vanda
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auf dem Rücken im dichten verfilzten Gras des ehemaligen Burggrabens und ließ sich die Sonne auf den Bauch brennen. Ein Eichelhäher keckerte irgendwo, im Gehölz, von der Ruine her hörte man gedämpft die Stimmen der anderen Studenten. Aber John Ashley achtete nicht darauf. Gedankenverloren starrte der junge Mann vor sich hin und zog ab und zu an seiner Zigarette.
    Er war der Leiter des ganzen Projekts. Sein Professor in Oxford hatte ihm eine Assistentenstelle angeboten, wenn …
    Wenn ich mir nur aus den Andeutungen des Alten einen Reim machen könnte! dachte John Ashley.
    Deutlich erinnerte er sich an das Gespräch, das er einen Tag vor der Abreise mit Professor Melton im Studierzimmer geführt hatte. Der Professor hatte längere Zeit auf ein vergilbtes Stück Papier gestarrt. Dann schaute er plötzlich auf und sagte: „Es gibt ein aufregendes Geheimnis in Round-Wall-Castle, Ashley. Ein Geheimnis, über das ich Ihnen aber nichts mitteilen werde.“
    Überrascht hatte John seinen Lehrer angestarrt.
    „Warum denn nicht, Professor?“
    „Weil ich Sie für die Stelle eines Assistenten vorgesehen habe und eine letzte Prüfung mit Ihnen anstellen möchte“, hatte Professor Melton geantwortet. „Die Jugend soll sich bewähren. Ich weiß etwas, Sie wissen nichts. Aber ein guter Archäologe sollte trotzdem fündig werden. Nur einen Rat kann ich Ihnen geben, Ashley …“
    Sehr beherrscht hatte John damals gefragt: „Und dieser Rat wäre, Sir?“
    „Sehen Sie sich genauestens den Rittersaal an. Genauestens, sage ich!“ Damit hatte der Professor seinen Studenten verabschiedet. Sehr zu dessen Leidwesen, denn er konnte sich absolut keinen Reim auf die vagen Andeutungen des Alten machen. Und das bezeichnete man nun als ernsthafte Wissenschaft, wenn jeder sorgfältig seine Geheimnisse hütete.
    Wütend warf John die halb gerauchte Zigarette ins Gras und zertrat sie mit dem Stiefelabsatz. In diesem Moment hörte er eine aufgeregte, schrille Stimme. Ein Vogel flatterte kreischend auf.
    „John, wo steckst du? Lucy hat etwas entdeckt!“ rief einer der Studenten.
    Der junge Mann sprang mit einem Satz auf. Er lief den ausgetrockneten Burggraben entlang und klomm den Abhang zur Ruine empor. Nach kaum einer Minute kam er keuchend oben an und sah die kleine Gruppe der Kommilitonen. Lucy, seine burschikose Semesterkollegin mit brünetter Kurzhaarfrisur, stand mit George, Philip und Sam vor der noch ausgezeichnet erhaltenen südlichen Innenwand des alten Rittersaals. Aufgeregt winkten die Freunde ihn heran. Hastig überquerte er den Burghof. Durch eine riesige, unregelmäßig geformte Mauerlücke betrat er den Saal, in den von oben helles Tageslicht fiel.
    „Was gibt’s denn?“ fragte John atemlos. „Habt ihr einen Schatz entdeckt? Die verwunschenen Gebeine eines alten Ritters, oder den Zauberstab des großen Merlin?“
    „Alter Spinner!“ entgegnete Philip Masters durchaus freundschaftlich und strich über seinen dunkelblonden Schnurrbart. „Du erwartest hier wohl den kompletten Tisch von König Artus. Damit können wir nicht dienen. Aber Lucy hat hier an der Südwand gekratzt und dabei Farben freigelegt. Könnte also sein, daß sich unter dem Kalk ein Fresko verbirgt.“
    Sam, der sonst immer recht schweigsam war, mischte sich ein. „Vielleicht hat das etwas mit der Andeutung von Professor Melton zu tun? Du hast uns doch erzählt, daß er …“
    John hörte nicht mehr hin. Er stand schon neben Lucy und betrachtete aufmerksam das handtellergroße Wandstück, auf das sie deutete.
    „Hier ist es“, sagte das hübsche Mädchen. „Ich habe eigentlich nur etwas an der Kalkschicht herum gekratzt, weil ich prüfen wollte, wie alt der Belag sein könnte. Und dabei bracht plötzlich ein Brocken herunter. Da sah ich die Farbschicht.“
    Das Mauerstück leuchtete in einem sanften Rötelton. „Ein typisches Material für ein Fresko“, meinte John. „Es könnte sein, daß du wirklich eine interessante Entdeckung gemacht hast“, setzte er hinzu. „Jetzt kann man natürlich noch nichts sagen. Aber wenn wir ein größeres Stück der Wand freilegen, werden wir klarer sehen. Wollen wir gleich anfangen?“
    „Na klar, faulenzen können wir später auch noch“, sagte George grinsend.
    „Also los!“ John machte den Eindruck, als könne er es kaum erwarten, mit der Arbeit zu beginnen. „Wir wollen Stichproben machen. Jeder legt etwa einen halben Quadratmeter frei. Aber vorsichtig, damit wir nichts beschädigen. Anscheinend
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